Am Sonntagabend Hirsch rennt Radler in Hünxe um

Hünxe · Auf der Straße Brömmenkamp ist ein Radler, der gerade abgestiegen war und eine kurze Pause machte, von einem Hirschen umgerannt worden. Der Mann hörte erst ein „Rascheln“ aus dem Wald, dann stürmte der Hirsch auf ihn zu und rammte ihn.

 Ein Hirsch, hier allerdings einer in einem Wildgehege (Symbolbild).

Ein Hirsch, hier allerdings einer in einem Wildgehege (Symbolbild).

Foto: Wiljo Piel

Zu einem äußerst ungewöhnlichen Wildunfall ist es am Sonntagabend gegen 21.47 Uhr  in Hünxe gekommen. Ein 79-jähriger Mann aus Hünxe war mit seinem Fahrrad auf der Straße „Brömmenkamp“ in Richtung Waldgebiet unterwegs. Da die Straße an der besagten Stelle recht steil bergauf geht, stieg er mittig des Anstieges vom Rad und machte eine Pause.

„Er stand hinter seinem abgestellten Fahrrad, als er plötzlich ein lautes Rascheln aus dem Waldgebiet hörte“, fasst die Polizei die Schilderung des Mannes zusammen. „Plötzlich und für ihn völlig überraschend rannte ein großer Hirsch aus dem Waldgebiet auf ihn zu und rammte ihn.“

Der Mann stürzte zu Boden und sei durch die Wucht des Aufpralls etwa drei Meter auf die andere Fahrbahnseite geschleudert worden. Der Senior habe Schürfwunden erlitten. „Der Hirsch rannte über die naheliegende Wiese und war nach wenigen Sekunden nicht mehr zu sehen“, so die Polizei. Der 79-Jährige wurde im Krankenwagen nach Dinslaken ins Krankenhaus gebracht. Am Fahrrad entstand Sachschaden.

Unfälle dieser Art sind nach der Erfahrung von Fachleuten absolut unüblich. Ein Hirsch würde kaum freiwillig und absichtlich auf eine Person zuhalten: „Diese Tiere haben so eine Scheu vor dem Menschen – da muss etwas Außergewöhnliches passiert sein“, ordnet Förster Michael Herbrecht den Vorgang ein.

Allerdings seien Hirsche „Bewegungsseher“. Das heißt, ihre Wahrnehmung reagiert auf Bewegungen. „Wenn ein Mensch sich in einem Moment nicht bewegt und der Hirsch auch keine Witterung von ihm in die Nase kriegt, dann kann es sein, dass er ihn für einen Gegenstand hält und überläuft“, so Herbrecht. Anders könne er sich das Geschehen tatsächlich kaum erklären.

Denkbar wäre zudem, dass der Hirsch auf der Flucht war – zum Beispiel vor einem oder zwei Wölfen. Bekanntlich ist Niederrhein-Wölfin „Gloria“ in der Region ansässig. Zuletzt wurde zudem mindestens ein zweiter, männlicher Wolf in der Region festgestellt, der aus dem gleichen Ursprungsrudel zugewandert ist wie zuvor Gloria. Und im April schließlich entstand in Hünxe ein Video, das zeigt, wie zwei Wölfe einen leicht hinkenden Hirschen attackieren. Sie bleiben im Verlaufe jener Aufnahme allerdings  erfolglos: Der Hirsch verteidigt sich mit Tritten, und die Raubtiere lassen schließlich von ihm ab.

Sollte der Hirsch, der für den Unfall am Sonntag gesorgt hat, tatsächlich auf der Flucht gewesen sein, so hält es Förster Michael Herbrecht jedoch für deutlich wahrscheinlicher, dass er von etwas anderem erschreckt wurde. Etwa von einem frei laufenden Hund oder von Menschen im Waldgebiet.

Unterdessen ist inzwischen entschieden, dass Wölfin Gloria nicht als „Problemwolf“ getötet werden darf. Ein Antrag auf die „Entnahme“, also den Abschuss des Tieres, ist abgelehnt worden. Diesen Beschluss fasste der Kreis Wesel hat nach einer längeren Prüfung und in Absprache mit dem nordrhein-westfälischen Landesumweltministerium.

(szf)
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