Dinslaken-Lohberg Hilfe, weil Flucht keine Lösung sein kann

Dinslaken-Lohberg · Yakup Tufan unterstützt Menschen in Serbien, Mazedonien und im Kosovo. In vier Wochen will er erneut aufbrechen.

Yakup Tufan ist gerade erst von seiner humanitären Balkanreise aus Serbien, Mazedonien und dem Kosovo zurückgekehrt, da denkt der Vorsitzende des Türkischen Bildungs- und Studienzentrums (TEAM) Dinslaken bereits an die nächste Tour. "Ich hoffe, dass wir in vier Wochen wieder nach Mazedonien aufbrechen, um die Menschen mit Kleidung, Schuhen und Schulmaterial zu versorgen. Der Winter steht vor der Tür, und es muss möglichst schnell gehen. Wir dürfen keine Zeit verlieren", sagt der 59-Jährige. Für ihn stellt die humanitäre Hilfe in armen Ländern einen menschlichen Auftrag dar: "Unsere Aufgabe ist es, Brückenbauer von Herzen zu Herzen zu sein. Solange nicht alle Menschen etwas zu essen, zu trinken und anzuziehen haben, dürfen wir nicht zufrieden sein. Wir sind eine große Familie."

Gemeinsam mit seinen Begleitern Muhammed Kösen aus Dinslaken und dem Wuppertaler Arif Bekirovic war Tufan für zehn Tage mit dem Auto in den drei Balkanländern unterwegs. Erstes Ziel war die serbische Stadt Bor im Grenzgebiet zu Bulgarien, in der die drei Helfer Spielzeug und Süßigkeiten an Kinder verteilten, anlässlich des Ramadans Opfertiere schlachteten und das Fleisch an arme Roma-Familien verteilten.

"Wir waren drei Tage dort und haben eine unheimliche Gastfreundschaft und Warmherzigkeit erlebt. Weil wir bewusst bei den Familien übernachten und nicht in Hotels gehen, werden wir wie Familienmitglieder behandelt. Dadurch kommt man besser in Kontakt", berichtet Tufan.

Wegen der hohen Arbeitslosigkeit fühlen sich die Roma-Familien im eigenen Land benachteiligt. Es fehlt an Geld, und nicht alle Kinder besuchen eine Schule: "Wir haben sofort gesehen, dass die Menschen unsere Hilfe benötigen. Wir machten ihnen Mut, dass sie sich selbst nicht als Menschen zweiter oder dritter Klasse ansehen sollen. Die Welt gehört uns allen." Weiter ging die Reise für eine Woche ins mazedonische Strumica und sieben benachbarte Dörfer der Stadt. Hier bekam Tufan die große Flüchtlingswelle hautnah mit, denn rund 30 Prozent der Bevölkerung bricht in Richtung Westen auf. Die Armut ist groß. "Die Menschen arbeiten in Ein-Euro-Jobs auf den Feldern, wissen aber gar nicht, ob sie auch bezahlt werden können. Die Händler müssen das Obst und Gemüse nämlich erst einmal verkaufen und weil es an Märkten vor Ort fehlt, müssen sie zunächst 40 Kilometer bis zum nächsten Markt fahren", erklärt der TEAM-Vorsitzende die Probleme: "Deshalb haben wir auch dort mithilfe der örtlichen Organisationen benötige Sachen angeschafft und geholfen. Wir kaufen bewusst bei den Händlern in dem jeweiligen Land ein, damit auch sie von unserer Unterstützung profitieren."

Die Dankbarkeit der Menschen ist überall groß. Taxifahrer luden die fremden Helfer auf einen Kaffee zu sich nach Hause ein, bei den Betroffenen flossen viele Tränen der Rührung. Wenn die Kinder Spielzeug, Süßes oder Schulmaterial erhalten und wieder lachen, geht es auch den Erwachsenen besser. "Das haben wir auch auf dem letzten Teil unserer Reise bei den Familienbesuchen im Kosovo festgestellt. Wenn man sich mit den Schülern nur unterhält, macht man den Menschen schon eine Freude. Um eine Familie zu werden, fehlen auf der Welt viel zu viele persönliche Kontakte. Wir müssen mehr miteinander reden, weil die Flucht aus diesen Ländern nach Westen keine Lösung ist. Ganze Familien werden dann auseinander gerissen."

Finanziert wird das Projekt durch Spenden. Tufan ist auf Gelder angewiesen, doch ihm wäre es viel lieber, wenn einige Unterstützer ihn bei der nächsten Reise nach Mazedonien begleiten würden: "Die Familien in Strumica haben uns eine Liste zukommen lassen, mit wie vielen Kindern sie zusammen leben und was am dringendsten gebraucht wird. Die Liste wollen wir in mehreren Phasen so schnell wie möglich abarbeiten. Wer uns unterstützen möchte, kann sich gerne bei mir melden."

Yakup Tufan ist unter der Mobilnummer 0157 74659734 zu erreichen.

(gaa)
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