Dinslaken Hertie schließt

Dinslaken · Es ist das Ende einer Ära: Das 1965 eröffnete Kaufhaus in Dinslaken wird voraussichtlich am 31. Juli seinen letzten Verkaufstag haben. Wer das Gebäude erwirbt, ist weiter unklar: Walter Hellmich ist vorerst wieder aus dem Rennen.

Im Dinslakener Hertie-Haus verdienen 45 Mitarbeiter ihren Lebensunterhalt, der überwiegende Teil vollzeit. Sie werden ihren Job verlieren. Tatsächlich gibt das Kaufhaus aber noch weitaus mehr Menschen Arbeit: zuzüglich Mietern, Putzkräften und weiterem externen Personal sind es insgesamt gut 100. Gestern gegen 15.30 Uhr erfuhren sie, dass sie bei Hertie keine Zukunft haben. Dafür hatten kurz zuvor die Gläubiger der Warenhaus-Kette auf einer Versammlung in der Essener Grugahalle gesorgt: Fast 85 Prozent von ihnen wollen nicht mehr Geld und Zeit verlieren und beschlossen deshalb das Aus für Hertie.

Zwei Monate Schlussverkauf

Wann der letzte Verkaufstag sein wird, steht noch nicht fest. Es verdichten sich aber Anzeichen auf den 31. Juli. Zuvor soll ein zweimonatiger Schlussverkauf erfolgen. So sieht es der Düsseldorfer Insolvenzverwalter Dr. Biner Bähr vor.

Der Dinslakener Geschäftsleiter Markus Kimpel und seine Mitarbeiter hielten sich auch gestern noch an das von der Hertie-Zentrale verhängte Redeverbot. Nach RP-Informationen nahmen sie die schlechte Nachricht den Umständen entsprechend gefasst auf.

Nach einer Telefonkonferenz um 8 Uhr zwischen dem Insolvenzverwalter und allen Hertie-Geschäftsleitern war klar: Bähr hält seine Verhandlungen um niedrigere Mieten mit dem britischen Eigentümer der Hertie-Häuser, Dawnay-Day, für endgültig gescheitert. Daher würde er den Gläubigern vorschlagen, auch noch die verbliebenen 54 Hertie-Häuser zu schließen. In 19 weiteren, darunter dem Walsumer am Kometenplatz, war bereits Mitte Februar das Licht ausgegangen.

Was wird aus den Häusern in Dinslaken und Walsum? Die Berliner Immobilienfirma Atisreal verhandelt weiter mit Investoren. Für Dinslaken probieren die Makler inzwischen den zweiten Kandidaten aus. Und wieder hat es der Dinslakener Unternehmer Walter Hellmich nicht in die so genannte Exklusiv-Phase geschafft. Er sei im Vergleich zum Mitbewerber zu langsam und biete zu wenig Geld, sagte Atisreal-Makler Christoph Meyer gestern der RP. Hellmich entgegnete: "Dass ich zu langsam wäre, hat mir bisher noch niemand vorgeworfen. Tatsächlich hecheln andere immer hinter mir her." Er hält die Preisvorstellung von Atisreal für marktunüblich. Zugleich ist Hellmich unbeirrt guten Mutes, am Ende doch den Zuschlag für das Hertie-Haus zu bekommen und somit ein Einkaufskonzept samt Böckler-Platz aus einer Hand zu liefern. Komme wider Erwarten ein anderer Investor zum Zug, will Hellmich mit diesem im Sinne eines homogenen Entwurfs kooperieren.

Die neue Exklusiv-Phase für Dinslaken dauert laut Atisreal-Makler Meyer bis Ende Juni. Günstigstenfalls ist der Verkauf danach perfekt. Für das Walsumer Haus glaubt er an einen Vertragsabschluss Anfang Juni.

(RP)
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