Spuren von Wolfspfoten gefunden Schaf getötet: Hünxer Schäfer stellt Antrag auf „Wolfs-Entnahme“

Hünxe · Heiligabend entdeckte Kurt Opriel auf seiner Weide wieder ein totes Tier. Vor dem Zaun sind Spuren von Wolfspfoten zu erkennen.

 Heiligabend zeigten niederrheinische Tierhalter Solidarität mit dem Hünxer Schafhalter Kurt Opriel (in roter Jacke vor dem Verkehrsschild), in dessen Schafherden ein Wolf zum zehnten Male Tiere gerissen hat.

Heiligabend zeigten niederrheinische Tierhalter Solidarität mit dem Hünxer Schafhalter Kurt Opriel (in roter Jacke vor dem Verkehrsschild), in dessen Schafherden ein Wolf zum zehnten Male Tiere gerissen hat.

Foto: hs/Helmut Scheffler

Den Heiligabend 2019 hatte sich die Familie Opriel anders vorgestellt. Statt in weihnachtlicher Stimmung in der Kirche an der Krippe die Hirten mit ihren Schafen anzuschauen und anschließend zu Hause im Familienkreis mit der Bescherung zu beginnen, begann der Tag für die Hünxerwalder Familie mit einer ganz anderen Bescherung an.

Beim morgendlichen Rundgang entdeckte Kurt Opriel gegen 6.30 Uhr auf der hofnahen Weide ein totes Schaf. Die Situation war nicht neu für den Schafhalter. Seit dem 23. September 2018 hat er schon zehnmal Schafe auf der Weide gefunden, die von einem Wolf in Stücke gerissen wurden. Für sechs Angriffe, bei denen insgesamt 14 Schafe getötet und acht so verletzt wurden, dass sie später starben, kam später vom Senckenberg-Institut die Bestätigung: Es war ein Wolf. Ob auch diesmal wieder, muss noch im Rahmen des üblichen Verfahrens festgestellt werden. Aber: Auf dem Feld nebenan waren deutliche Spuren von Wolfspfoten zu erkennen. Deshalb hat Kurt Opriel auch gegen 7 Uhr das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) informiert. Gegen 9.15 Uhr kamen zwei Wolfsberater, um das tote Schaf zu untersuchen. Umweltministerin Ursula Heinen-Esser antwortete auf die ihr zugesandte WhatsApp mit der Einladung zum morgendlichen Besuch in Hünxe nicht. Mit ihr hätten sich die etwa 40 Schafhalter am Heiligabend nur zu gerne über die für sie unerträglich gewordene Lebens- und Wirtschaftsweise eines Berufszweiges unterhalten, der durch die permanenten Wolfsrisse geschädigt wird.

„Wenn das so weitergeht, dann ist die Schafhaltung am Niederrhein erledigt“, blickte Maik Dünow als Vorsitzender der Kreis-Schafhalter in die Zukunft. Kurt Opriel hat seine Weiden weit besser geschützt, als es die Behörden vorgaben. Statt eines 90 Zentimeter hohen Zaunes hat er zwei Zäune mit Höhen von 130 und 102 Zentimeter errichtet, die etwa 40 Zentimetem voneinander entfernt stehen. Mit zusätzlichen Pfählen wird ein Durchhängen des Zaunes verhindert. Ein Daten-Logger zeichnet zudem die Stromstärke auf.

Zu den morgendlichen Besuchern gesellte sich auch Ingo Hülser, der Deichgräf des Deichverbandes Mehrum. „Wir können solche Sicherungsmaßnahmen auf unseren Deichen nicht vornehmen und haben das inzwischen auch den Behörden deutlich gemacht“, verwies Hülser auf die Schwierigkeiten der Deichverbände, eine für den Hochwasserschutz dringend notwendige Deichbeweidung wolfssicher vorzunehmen.

„Die Deichbeweidung ist alternativlos“, stellte Holger Friedrich als Geschäftsführer des Deichverbandes Bislich-Landesgrenze und als gewählter Sprecher des Arbeitskreises Hochwasserschutz und Gewässer NRW fest und fügte hinzu: „Politik und Behörden müssen unbedingt handeln, denn dass GW954f alias Gloria ein Problemwolf ist, kann jeder sehen.“ Enttäuscht zeigte sich Kurt Opriel darüber, dass sein Antrag auf Vergrämung des Wolfes vom Landrat Ansgar Müller bislang noch nicht beantwortet wurde, „Der Kreis muss warten, bis die Gutachten des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) vorliegen“, erklärte am Heiligabend Klaus Horstmann vom Fachdienst Naturschutz beim Kreis Wesel die noch ausstehende Beantwortung von Opriels Vergrämungsantrag.

Als Konsequenz auf die nicht enden wollende Serie von Wolfsrissen an seinen Schafen hat Kurt Opriel am Heiligabend einen „Eilantrag auf Entnahme von GW954f“ beim Kreis Wesel gestellt und dem Lanuv eine Kopie übermittelt. „Die Wölfin hat gelernt, sich über den Herdenschutz hinwegzusetzen. Ich bin mit meinem Latein am Ende und die mentalen wie auch wirtschaftlichen Belastungen durch die Übergriffe bringen mich an meine Grenzen“, schreibt Opriel in seinem Antrag. Mittlerweile müsse davon ausgegangen werden, dass seine Schafe trotz entsprechender Herdenschutzmaßnahmen einer immer wiederkehrenden Gefahr durch die Wölfin ausgesetzt seien.

Bewegung in der Frage, ab wann ein Wolf entnommen – also getötet – werden darf, erhofft sich Ansgar Tubes als NRW-Sprecher der Bewegung „Land schafft Bewegung“ von einem Gespräch, das er am 13. Januar mit dem nordrhein-westfälischen Ministerpäsidenten Armin Laschet führen wird.

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