Dinslaken Große Solidarität unter den Künstlern

Dinslaken · Nach dem Brand im Kreativ.Quartier hatte Walburga Schild-Griesbeck gestern einen Sonderverkauf organisiert.

 Walburga Schild-Griesbeck zögerte nicht lange und hatte für gestern zu einem Kunst-Sonderverkauf in ihr Atelier eingeladen.

Walburga Schild-Griesbeck zögerte nicht lange und hatte für gestern zu einem Kunst-Sonderverkauf in ihr Atelier eingeladen.

Foto: Heiko Kempken

Zersplitterte Fenster, rußgeschwärzte Plakate und ein leichter Rauch-Geruch in der Luft - die Spuren des Brandes im Kreativ.Quartier sind auch nach mehr als einer Woche noch unübersehbar. Doch nur wenige Meter entfernt vom ehemaligen Gesundheitshaus macht ein Schild Mut: "Atelier geöffnet." Die rote Schrift lädt in das Atelier der Frau ein, die an diesem Freitagnachmittag extra die Farbe der Hoffnung trägt und mit ihrem Sonderverkauf ein Zeichen der Solidarität setzen möchte.

"Ich bin ja quasi übrig geblieben", sagt Walburga Schild-Griesbeck. Sie ist immer noch sichtlich geschockt vom Ausbruch des Feuers nur wenige Meter entfernt von ihrem Atelier, in dem sie gemeinsam mit ihrem Mann Peter Griesbeck seit knapp acht Jahren malt. Der Vermieter rief sie am Mittwochabend an und für die beiden war sofort klar, dass sie direkt zum Kreativ.Quartier fahren mussten. "Die Straße war schon gesperrt und die Feuerwehr kam mit acht Schläuchen, um das Feuer zu löschen", berichtet die Künstlerin. Andere waren ebenfalls herbeigeeilt, saßen fassungslos auf einer Treppe und brachten kein Wort mehr heraus. Während die Feuerwehr das Gebäude absicherte und mit den Löscharbeiten begann, zeigte sich schnell, dass das Atelier freiart im separaten Haus nicht betroffen sein würde.

Dass die beiden trotzdem mit den vier Künstler und Künstlerinnen mitfühlen, die so gut wie alles verloren haben, wollen sie durch ihren Sonderverkauf zeigen. Ob Kunst to go, abstrakte Papierarbeiten oder verrückte Mützen mit dem Namen Burgalie - gestern war fast alles reduziert. So können Besucher, die ihre Solidarität ausdrücken wollen, durch einen Kauf der künstlerischen Arbeiten das Kreativ.Quartier unterstützen. "Der Gewinn geht an den Verein Kreative im Quartier", erklärt Walburga Schild-Griesbeck. Gleichzeitig wollen sie ein Signal setzen, wie Peter Griesbeck betont: "Das Kreativ.Quartier muss weiter bestehen." Denn Kreativität könne in einer Gesellschaft etwas bewirken und sei es nur durch ihre bunte Präsenz. Das beste Beispiel dafür ist das Atelier freiart selbst. Abstrakte Bilder in knalligem Rot mit Zeitungsschnipseln, die an synthetischen Kubismus erinnern, oder Werke von Fördertürmen mit dem Schriftzug "Glück auf" bringen Farbe und ein Stückchen Hoffnung in die Ausnahmesituation.

Um irgendwie weitermachen zu können, ist aber auch Gemeinschaft und Mitanpacken gefragt. Peter Griesbeck trägt Bilder von Ulrike Int-Veen, die die Künstlerin selbst noch retten konnte, in eine Garage eines Kollegen. Ulrike Int-Veen hat sich nach dem großen Schock langsam gesammelt und versucht nun, nach vorne zu schauen.

Ab Montag läuft die Kunstschule von Künstlerin Ulrike Int-Veen in der ehemaligen Zentralwerkstatt weiter, bis in zwei Wochen ihre schon vor dem Brand geplante Sommerpause beginnt. Die Freilicht AG, die das Gebäude angemietet hat, stellt es zur Verfügung.

Was danach passiert, weiß Ulrike Int-Veen noch nicht. "Ich konnte nicht fassen, was passiert ist. Aber die große Solidarität baut einen auf", berichtet sie gut eine Woche nach dem verheerenden Brand. Dann fügt sie noch hinzu: "Ich lasse mich nicht unterkriegen."

(sur)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort