Über „Gloria“ und ihre Artgenossen Umfrage und Kritik zum „Tag des Wolfes“

Niederrhein · Der 30. April ist der „Tag des Wolfes“. Landwirte mahnen und warnen. Der Naturschutzbund spricht von hoher Akzeptanz. Das Gahlener Bürgerforum schießt gegen das Landesumweltamt, und bald geht es vor Gericht um „Gloria“.

An Wölfen scheiden sich die Geister – hier welche in einem Tierpark (Symbolbild). 

An Wölfen scheiden sich die Geister – hier welche in einem Tierpark (Symbolbild). 

Foto: dpa/Soeren Stache

Pünktlich zum „Tag des Wolfes“ am 30. April und eine knappe Woche, bevor am 6. Mai über Leben und Tod von Niederrhein-Wölfin „Gloria“ verhandelt wird, melden sich die Vertreter der verschiedenen Meinungsrichtungen zu Wort.

Der Rheinische Landwirtschaftsverband übt Kritik. „Die Rückkehr des Wolfes wird vor allem von Naturschutzorganisationen als Erfolg des Artenschutzes gefeiert – leider stets unter Verharmlosung der negativen Begleiterscheinungen“, schreibt die Organisation in einer Mitteilung. Die rheinischen Bauern fürchteten, dass der Wolf als Raubtier unterschätzt werde. „Wolfsrisse nehmen insgesamt zu.“

In Nordrhein-Westfalen gibt es heute vier Wolfsgebiete: Das hiesige Territorium Schermbeck am Niederrhein und die Territorien „Eifel - Hohes Venn“, „Oberbergisches Land“ sowie „Senne“. Außerdem liegt gleich angrenzend zu der Region „Oberbergisches Land“ in Nordrhein-Westfalen noch eine Pufferzone des Wolfsgebiets „Stegskopf“ in Rheinland-Pfalz.

„Unsere Tierhalter sind in Sorge – vor allem die Weidetierhalter“, so Bernhard Conzen, Präsident des Rheinischen Landwirtschaftsverbands. „Es bedarf in NRW endlich klarer und mutiger Schritte bei der Frage, wie mit Wölfen, die wiederholt Schutzzäune überwinden und Weidetiere reißen, weiter umgegangen werden soll.“ „Problemwölfe“ müssten – so die Meinung des Verbands – „konsequent entnommen“ werden. Erneut plädiert der Verband auch für eine „Regulierung des Wolfsbestandes“ allgemein.

Der Naturschutzbund (Nabu) wiederum, der den „Tag des Wolfs“ ausgerufen hat, glaubt, dass die Akzeptanz des Raubtiers nach wie vor hoch sei. Der Nabu habe eigens eine repräsentative Umfrage in Auftrag gegeben, „um zu ermitteln, ob sich mit der Zunahme des Wolfsbestandes und Ausbreitung in weitere Bundesländer die Einstellung gegenüber Wölfen verändert hat“, teilt die Umweltschutzorganisation mit.

Ergebnis: Im Vergleich zu 2015 und 2018 gebe es keine signifikanten Veränderungen. „Menschen in Deutschland stehen der Anwesenheit von Wölfen nach wie vor positiv gegenüber“, so Ralf Schulte, Leiter des Fachbereichs Naturschutz beim Nabu. Insgesamt 77 Prozent der Befragten fänden es erfreulich, dass Wölfe wieder hier leben.

Die Umfrage zeige auch, dass in Regionen mit Wölfen die Ablehnung der Tiere nur marginal höher sei als im Durchschnitt. „Menschen in Wolfsgebieten sind zwar eher von der Rückkehr der Tiere betroffen – ein steiles Meinungsgefälle zwischen Stadt und Land oder Wolfsgebiet und Nicht-Wolfsgebiet ist jedoch nicht erkennbar“, fasst Nabu-Wolfsexpertin Marie Neuwald zusammen.

Vom „Gahlener Bürgerforum“, das Risse im Wolfsgebiet Schermbeck dokumentiert, wurde für diese Erhebung vermutlich niemand befragt. Dessen Meinung zur Wiederansiedlung der Wölfe am Niederrhein wäre mit „kritisch“ sehr vorsichtig beschrieben. Zuletzt hat das Forum seine zahlreichen Vorwürfe an das Landesumweltamt, das für Probleme mit den Wölfen zuständig ist, in einer „Bilanz“ der vergangenen zweieinhalb Jahre zusammengetragen.

Allerdings haben auch bei der Nabu-Umfrage 65 Prozent der Teilnehmer der Aussage zugestimmt, dass einzelne Wölfe, die Probleme verursachen, notfalls getötet werden müssten. 38 Prozent der Befragten seien der Meinung, dass ein Wolf kontrolliert getötet werden sollte, wenn er Nutztiere trotz Herdenschutzes reiße. 49 Prozent der Menschen hätten das abgelehnt.

Niederrhein-Wölfin Gloria war nachweislich immer wieder für solche Nutztier-Risse verantwortlich, wenn sie dabei auch nur in Einzelfällen den offiziell „empfohlenen Herdenschutz“ überwand. Am Donnerstag, 6. Mai, geht es nun vor dem Verwaltungsgericht in Düsseldorf um die Frage, ob eine Abschussgenehmigung für sie erteilt wird oder nicht. Das Verfahren hatte der Hünxer Schafhalter Kurt Opriel angestoßen, nachdem seine Herden immer wieder von Gloria angegriffen worden waren.

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