Ghanakreis von St. Dionysius in Walsum In der Pfarrei hängt der Haussegen schief

Walsum · Es geht um einen Verdacht der Untreue und um einen Konflikt, der seit 2017 schwelt und nun eskaliert. Helga Strajhar vom Ghanakreis in der Pfarrei St. Dionysius Walsum wirft dem leitenden Pfarrer Fehler und nun auch Schikane vor.

 Helga Strajhar, Vorsitzende des Ghanakreises, mit Unterlagen über die Tätigkeiten der Gruppe.

Helga Strajhar, Vorsitzende des Ghanakreises, mit Unterlagen über die Tätigkeiten der Gruppe.

Foto: Zehrfeld

Helga Strajhar ist wütend und empört. „Ich werde in den letzten Monaten vom leitenden Pfarrer Werner Knoor schikaniert und diskriminiert“, sagt sie. Und mehr noch: Sie sieht ihren gesamten Ghanakreis, hervorgegangenen aus dem Gemeindeteil St. Ludgerus der großen Pfarrei St. Dionysius Walsum, in Mitleidenschaft gezogen. Der Pfarrer versuche inzwischen, der Gruppe „Knüppel zwischen die Beine zu werfen“.

Knoor selbst will sich nicht zur Sache äußern. Auch nicht zu dem eigentlichen Konflikt hinter dem Zerwürfnis, der vor Jahren begonnen hat und sich um einen ernsten Vorwurf dreht.

Der Ghanakreis unterstützt eine Partnergemeinde, St. Joseph in Jirapa. An Geldspenden bringe man meist einige tausend Euro pro Jahr zusammen, erzählt Helga Strajhar. Sie ist seit 2011 Mitglied des Kreises, im Herbst 2017 übernahm sie den Vorsitz. „Als Vorsitzende habe ich mir Einblick in die Kassenunterlagen verschafft und musste feststellen, dass Gelder ohne Wissen der Mitglieder des Ghanakreises für meines Erachtens zweckfremde Dinge verwendet wurden“, sagt sie.

Sie kam über Jahre hinweg auf Ausgaben von insgesamt über 3000 Euro, die sie beanstandet. Dabei gehe es etwa um Flüge von Personen nach Ghana. „Es ist üblich, dass man seine Tickets privat bezahlt“, sagt sie. Schließlich sei immer wieder mit dem Hinweis gesammelt worden, dass 100 Prozent der Spenden in der Partnergemeinde ankämen. Ebenso geht es ihr um Bewirtungskosten oder auch um Geld, das bei Treffen einfach direkt an Personen abgegeben oder überweisen wurde.

„Ich habe dann den leitenden Pfarrer Knoor von diesen unregelmäßigen Ausgaben erzählt“, sagt sie. Weil der nichts getan habe, habe sie sich ans Bistum Münster gewandt, das die Revision einschaltete. Diese arbeitete bis Ende 2018 und sah Strajhars Vorwürfe dann weitestgehend nicht bestätigt. Zum Beispiel würden Reisen zwar häufig von den Akteuren selbst bezahlt. Es sei aber auch nicht unüblich, „dass derartige Kosten aus Spendengeldern finanziert werden“, urteilte sie. Ähnlich betrachtete die Revision weitere Zahlungen. „Zutreffend und daher zu beanstanden“ sei aber, „dass in vielen Fällen der Erhalt der Gelder nicht quittiert worden ist“.

Schlussendlich fand das Bistum, dass laut den Büchern lediglich 200 Euro tatsächlich nicht zweckentsprechend ausgegeben wurden. Diese Summe sollte aus der Gemeindekasse zurückgezahlt werden, was daraufhin auch geschah.

Helga Strajhar findet die Beurteilungen falsch, und das hat sie im Kirchenvorstand und gegenüber dem Bistum kundgetan. Ende 2019 schaltete sie die Staatsanwaltschaft ein und erstattete Anzeige wegen des Verdachts der Untreue. Das Verfahren läuft. „Damit ist das Thema für mich durch. Ich lasse es prüfen“, sagt sie. Was die Staatsanwaltschaft sagt, werde sie akzeptieren. Aber das Tischtuch zumindest zwischen ihr und dem Leitenden Pfarrer von St. Dionysius scheint zerschnitten. Beide haben einander schon vorgeworfen, Unwahrheiten zu verbreiten. Und nun sieht Helga Strajhar ihre ganze Gruppe benachteiligt. „Wir vom Ghana-Kreis müssen jetzt den Pfarrer um Genehmigung fragen, wenn wir eine Aktion starten wollen“, sagt sie. Das sei nicht üblich und bei anderen Gruppen auch nicht der Fall. Man habe sie aufgefordert, eine Satzung zu entwerfen – andere müssten das ebenfalls nicht.

Und nicht zuletzt weigere sich der Pfarrer, ihr eine Spendenquittung für ihre jüngste Geldspende an den Ghanakreis zu unterzeichnen – sie wisse nicht, warum, aber er wollte das nun erst am Jahresende tun. Sie beschwerte sich beim Bistum über die Behandlung und habe daraufhin die Antwort erhalten, der Revisionsbericht sei in Ordnung. „Danach hatte ich doch überhaupt nicht gefragt“, ärgert sie sich. Auf ihr Problem mit dem Pfarrer habe man gar nicht reagiert: „Das ist doch der blanke Hohn.“

Pfarrer Werner Knoor verweist zu allen Fragen auf das Bistum. Dort antwortet Sprecher Stephan Kronenburg. „Es geht nicht darum, dass wer auch immer Frau Strajhar ,Knüppel zwischen die Beine werfen möchte‘“, schreibt Kronenburg. „Es geht auch nicht, wie Frau Strajhar es offenbar darstellen möchte, um einen Konflikt zwischen dem Pfarrer und ihr. Der Pfarrer verhält sich – zum Beispiel auch im Blick auf das Ausstellen von Spenden-Quittungen – völlig korrekt.“

Vielmehr schenke Strajhar weder dem Prüfbericht der Revision glauben, noch möchte sie den „verbindlichen Empfehlungen“ des Kirchenvorstands oder denen des Bistums folgen. Das betrifft den Wunsch nach einer Satzung: „Eine zentrale Schwierigkeit besteht darin, dass der Ghanakreis über keine Satzung oder Geschäftsordnung verfügt, die die Zwecke genau festlegt, für die Gelder verwendet werden dürfen“, führt das Bistum aus. Es sei auch zu beachten, „dass der Ghanakreis nicht unabhängig von der Kirchengemeinde agieren kann“.

Auf die Frage, wie nun der Frieden in der Gemeinde wieder hergestellt werden könne, heißt es: Es gebe keinen Unfrieden in der Gemeinde. Es gelte nun, die Einschätzung der Staatsawaltschaft abzuwarten. Und dann sei es „sinnvoll“, wenn Helga Strajhar den Empfehlungen von Kirchenvorstand und Bistum folgen würde.

Dass es keinen Unfrieden gibt, das sieht Helga Strajhar anders. „Die Mitglieder des Ghanakreises sind erbost, weil wir schikaniert werden, seitdem bekannt ist, dass die Staatsanwaltschaft ermittelt, und das Bistum tut so, als wäre alles in Ordnung“, ärgert sie sich. „Ich möchte nicht noch mehr kaputt machen, als eh schon kaputt ist“ – aber diese Behandlung wolle sie auch nicht dulden.

„Der Priester sollte Teil der Lösung sein“, fordert sie. Zuletzt hat sie nun den Bischof angeschrieben – sie wartet noch auf Antwort.

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