Dinslaken Gewerbe-Haus war früher Sitz der Polizei

Dinslaken · Die Sanierung der traditionsreichen Immobilie an der Duisburger Straße läuft. Dr. Alisa Schäfer aus Dinslaken hat sich intensiv mit der Historie des fast 90 Jahre alten Gebäudes befasst und ihre Erkenntnisse niedergeschrieben.

 Das Gewerbe-Haus an der Duisburger Straße wird gegenwärtig renoviert. Die Fassade ist eingerüstet und mit einer Plane verhängt, die das Gebäude zeigt.

Das Gewerbe-Haus an der Duisburger Straße wird gegenwärtig renoviert. Die Fassade ist eingerüstet und mit einer Plane verhängt, die das Gebäude zeigt.

Foto: Heinz Schild

Handwerker gehen im Gewerbe-Haus ein und aus. Die Arbeiten zur Sanierung des Wohn- und Geschäftshauses sind in vollem Gange. Die Fassade des traditionsreichen Gebäudes an der Duisburger Straße ist eingerüstet, ein Bild des Hauses ziert die Plane und vermittelt dem Betrachter einen Eindruck davon, was sich dahinter verbirgt. Mit der Revitalisierung des fast 90 Jahre alten Gebäudekomplexes ist das Architekturbüro Kleiböhmer und Partner aus Hamminkeln beauftragt worden, die Projektbetreuung obliegt Architekt Bernhard D. Maaß. Dr. Alisa Schäfer aus Dinslaken, Mitinhaberin der Immobilie, hat sich intensiv mit deren Geschichte befasst und ihre Erkenntnisse aufgeschrieben.

Das Gewerbe-Haus wurde in den Jahren 1928 und 1929 über dem kanalisierten Rotbach im Auftrag des Innungsausschusses Dinslaken sowie der Vereinigung der Einzelhändler des damaligen Kreises Dinslaken gebaut. Die Grundsteinlegung fand am 20. November 1928 statt, im August 1929 wurde der moderne Klinkerbau bezogen. Neben den Büroräumen und Sitzungszimmern des Innungsausschusses und des Einzelhandelsverbandes beherbergte das Haus mehrere Wohnungen sowie ein Ladenlokal.

Zum 1. September 1937 mietete die Stadt Dinslaken alle Räume im Erdgeschoss des Gewerbe-Hauses an, wie Dr. Alisa Schäfer schreibt. Im Laufe des September 1937 zog dort die Polizei ein. Damals war die Ortspolizeibehörde Teil der Stadtverwaltung und firmierte unter Abteilung II, zu der neben dem 1. Polizeirevier und dem Meldeamt, die nicht ins Gewerbehaus zogen, die allgemeine Verwaltungspolizei, Inspektionspolizei, das Luftschutzbüro sowie das Kriminalamt.

Nach den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges und Giftgasabwürfen in den 1920er Jahren hatte die Reichsregierung beschlossen, Maßnahmen zum Schutz des Zivilbevölkerung zu treffen, 1935 trat das Luftschutzgesetz in Kraft. Für den hoheitlichen Luftschutz war die Polizei zuständig, soweit es sich nicht um Aufgaben von Dienststellen der Luftwaffe handelte. "Auch in Dinslaken wurde das Thema Luftschutz sehr ernst genommen", berichtet Dr. Alisa Schäfer. Nach Anmietung der Räume im Gewerbehaus benötigte der für den Luftschutz zuständige Polizeibeamte den Keller, der zur Erdgeschosswohnung des Gewerbe-Hauses gehörte, um dort Luftschutzgerät zu lagern. Später mussten für die Menschen, die in solchen Gebäuden wohnten oder arbeiteten, gas-, trümmer- und splittersichere Luftschutzräume behelfsmäßig geschaffen werden. Deshalb wurde seit 1941 ein Keller des Gewerbe-Hauses als öffentlicher Luftschutzraum genutzt. "Er befand sich rechts von der Kellertreppe. Dort ist noch heute die Stahltüre mit Guckloch zu sehen. Darüber hinaus gab es noch einen gekennzeichneten Notausstieg. Dieser Ausstieg ist bis heute mit einer Stahlplatte von oben gesichert." Die Kosten, die damals für den Bereich der Duisburger Straße anfielen, lagen bei 34.800 Reichsmark, so Dr. Alisa Schäfer.

(RP)
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