Dinslaken Gastgewerbe braucht junge Fachkräfte

Dinslaken · Die Berufsfelder der Gastronomie, Hotellerie und des hauswirtschaftlichen Gewerbes beklagen wegen der vermeintlich geringen Attraktivität einen erheblichen Fachkräftemangel. Es gibt offene Stellen und freie Ausbildungsplätze.

 Beim "Ernährungsparcours" schätzten Schüler, wie viel Zucker sich in Lebensmitteln versteckt. Marlies Zimmermann-Schubert (links), Thomas Kolaric (2.v.l.), Dr. Wolf Eberhard Reiff (6.v.l.) und Uwe Neumann (8.v.l.) schauten zu.

Beim "Ernährungsparcours" schätzten Schüler, wie viel Zucker sich in Lebensmitteln versteckt. Marlies Zimmermann-Schubert (links), Thomas Kolaric (2.v.l.), Dr. Wolf Eberhard Reiff (6.v.l.) und Uwe Neumann (8.v.l.) schauten zu.

Foto: büttner

Wenn die Fernsehköche in ihren Nachmittagssendungen ihre Menüs zusammenstellen, dann spiegelt dies nicht die Lebenswirklichkeit des Berufes wider. So formuliert es Thomas Kolaric, Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA), wenn er darüber berichtet, dass junge Menschen dies tatsächlich glauben und sich deswegen für eine Ausbildung in der Branche entscheiden: "Natürlich gehört es auch dazu, ein Gericht für zwei Personen in 30 Minuten zuzubereiten. Aber eine Ausbildung im Gastgewerbe, die schön und erfolgsversprechend mit tollen Chancen und Perspektiven sein kann, bedeutet auch körperliche Arbeit und Stress — zum Beispiel wenn man für 200 Personen, die alle gleichzeitig ein warmes Essen bekommen sollen, kocht."

Auszubildende, die sich vor ihrer Berufswahl nicht ausführlich über ihre zukünftige Arbeit erkundigen, sind mehr als schädlich für die entsprechende Branche, weil dadurch die Abbrecherquote steigt. Ganz besonders ist dies in den Berufsfeldern der Gastronomie, Hotellerie und im hauswirtschaftlichen Gewerbe der Fall, die laut Kolaric bereits als schlechte Ausbilder gebrandmarkt seien und Imageprobleme hätten. "Es kommt nicht rüber, dass auch hier gut ausgebildet wird", sagt der Geschäftsführer, der einen erheblichen Fachkräftemangel am Niederrhein in diesen Sparten beklagt: "Jugendliche finden diese Berufe trotz guter Aussichten auf Ausbildung und Arbeit nicht sexy."

Die genauen Zahlen des Kammerbezirks kennt Dr. Wolf-Eberhard Reiff von der IHK: "Im Jahr 2012 waren es noch 972 Ausbildungsverhältnisse, 2013 nur noch 855", sagt er, obwohl es entgegen dem allgemeinen Trend offene Stellen und viele unbesetzte Ausbildungsplätze gibt. "Es ist seit ungefähr fünf Jahren ein schleichender Prozess, in dem Qualität und Quantität weniger geworden sind. Aber man sollte es auch nur machen, wenn es einem Spaß macht. Das A und O ist es, sich vorher durch Praktika einen persönlichen Eindruck von dem Beruf zu verschaffen."

Am Dinslakener Berufskolleg schnupperten Volksparkschüler, Hauptschüler des Gustav-Heinemann-Zentrums und Jugendliche der Ernst-Barlach-Gesamtschule in die Berufsausbildungen und Bildungsgänge im Bereich Ernährung und Service bei einem Aktionstag hinein. Sie machten Station in der Küche, lernten, wie ein Tisch richtig eingedeckt wird, oder durften sich in der Backstube an frischem Teig ausprobieren. "Das macht jetzt Spaß, aber ich glaube nicht, dass Bäckerin für mich etwas ist. Da muss man immer sehr früh aufstehen und ich bin eher Langschläferin", meint eine Jugendliche, als sie den Teig zu einem Zopf formt.

(gaa)
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