Demonstrationen Fridays for Future: Voerde erstmals dabei

Dinslaken/Voerde · Hunderte Jugendliche und etliche Erwachsene gingen in Voerde und Dinslaken auf die Straße, um für Klimaschutz zu demonstrieren. Für Voerde war es eine Premiere. In Dinslaken waren anfangs rund 300 Menschen unterwegs.

 Bei der ersten Klimademo in Voerde sprach Bürgermeister Dirk Haarmann zu den Teilnehmern.

Bei der ersten Klimademo in Voerde sprach Bürgermeister Dirk Haarmann zu den Teilnehmern.

Foto: Heinz Schild/Heizn Schild

„Wir müssen uns die Welt und unsere Zukunft zurückholen“, ruft Sabin Ciuciu ins Mikrofon. Für seine Aussage erhält er von den Jugendlichen viel Applaus, Erwachsene nicken zustimmend. Sie alle sind zum Helmut-Pakulat-Park in der Voerder Innenstadt gekommen, um ein deutliches Zeichen zu setzen und Flagge zu zeigen für mehr Klimaschutz. Dem entspricht auch die Forderung, die die Jugendlichen verkünden: Dass eine Tonne freigesetztes CO2 künftig mindestens 180 statt nur zehn Euro kosten soll.

70 bis 80 Teilnehmer sind zu der Protestveranstaltung gekommen, die in der Nähe des Rathauses stattfindet. Es ist die erste Fridays-for-Future-Demo in Voerde. Überwiegend sind Jugendliche der Comenius-Gesamtschule da, deren Schülervertretung zu der Aktion aufgerufen hat. Auch die Voerder Verwaltungsspitze um Bürgermeister Dirk Haarmann ist gekommen.

Zum Organisationsteam gehören die beiden14 Jahre alten Neuntklässlerinnen Sina Zeisel und Greta Rühl. Warum sie und die übrigen Jugendlichen an diesem Freitag nach dem Unterricht demonstrieren? „Um den Politikern die Augen zu öffnen. damit sie sehen, was sie der Welt angetan haben.“ Gemeinsam machen die Jugendlichen ihrem Ärger Luft und skandieren „Wir sind viele, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut.“

 Als der Protestzug in Dinslaken losging, waren noch 300 Menschen mit dabei. Vor dem Rathaus verlief sich die Menge aber rasch.

Als der Protestzug in Dinslaken losging, waren noch 300 Menschen mit dabei. Vor dem Rathaus verlief sich die Menge aber rasch.

Foto: Zehrfeld

Bürgermeister Dirk Haarmann nutzt die Gelegenheit, zu den Jugendlichen zu sprechen, und lobt ihr Engagement. „Ich freue mich, dass ihr euch für das Klima einsetzt und auf auf das Thema des Klimawandels aufmerksam macht, denn ihr seid die Hauptleidtragenden“, sagt er. Besonderen Respekt nötigt ihm ab, dass die Jugendlichen nach der Schule auf die Straße gegangen sind. Dadurch würden sie von vornherein Argumente entkräften, sie würden sich nur engagieren, wenn sie dafür Unterricht ausfallen lassen könnten. Haarmann bestärkt die Jugendlichen, ihre Aktivitäten für den Klimaschutz fortzusetzen- Auch wenn es nicht mehr möglich sei, den Klimawandel aufzuhalten, so könne man ihn doch noch eindämmen. Und er stellt fest: „Wenn wir jetzt nicht die Reißleine ziehen, droht der Menschheit unendliches Leid.“ Dann kommt er auf den Klimastammtisch für Voerde zu sprechen einzurichten und lädt die Jugendlichen ein, zwei oder drei Vertreter aus ihren Reihen zu bestimmen, die daran teilnehmen sollen.

 „Geht weiter auf die Straße“, ermuntert Frank Boßerhoff, stellvertretender Vorsitzender der Nabu-Kreisgruppe Wesel und Lehrer an der Comenius-Schule, die jungen Demonstranten. Die Folgen der Erderwärmung könne jeder sehen, eine Auswirkung sei das Waldsterben.

Die Organisatoren der ersten Voerder Klimademo haben weitere Aktionen angekündigt. Sie hoffen, dass sich dann noch mehr Jugendliche aus ihrer Stadt daran beteiligen werden.

In Dinslaken sind anfänglich nach Einschätzung der Polizei rund 300 Menschen auf der Straße: ebenfalls überwiegend junge Leute, aber auch Erwachsene und Senioren. Sie bilden einen Demonstrationszug vom Stadtpark durch die Innenstadt und wieder zurück zum Rathaus. Etwa 300 Teilnehmer hatten die Organisatoren auch erwartet. Bei der Abschlusskundgebung verläuft sich die Menge diesmal allerdings recht rasch, nach kurzer Zeit ist nur noch ein Drittel der Protestierenden da.

Nichtsdestotrotz lassen die Jugendlichen ihre Botschaft durch Lautsprecher schallen. So wie die elfjährige Zoé: „Die Emissionen der 20 größten Industrieländer sinken nicht, sie steigen“, sagt sie. Das Klimapaket der Bundesregierung werde Deutschlands C02-Ausstoß ebenfalls nicht senken, sondern steigen lassen. „Übrigens leiden Kinder am meisten unter dem Klimawandel. Kinder leiden am meisten unter Naturkatastrophen und Hungersnöten“, trägt Zoé vor.

Beim vorherigen Klimaprotest in Dinslaken waren noch deutlich mehr Menschen dabei. Das könnte auf abnehmendes Interesse hindeuten. Es könnte allerdings ebenso gut am Wetter liegen oder daran, dass es diesmal auch in anderen Städten wie Voerde Veranstaltungen gibt. Die 17-jährige Teilnehmerin Hadia jedenfalls sagt, dass ihre Motivation nicht sinkt: „Der Drang, hier herzukommen, verstärkt sich eigentlich noch“, sagt sie. Was sie antreibt: „Dass man immer noch nicht ernstgenommen wird.“

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