Dinslaken Freunde machen mobil

Dinslaken · Asya wurde vor 13 Jahren in einem russischen Dorf ohne Arme und Beine geboren. Die Tschernobyl-Hilfe Hünxe/Hamminkeln unterstützte die Oma, das Kind aufzuziehen – KAB ruft zu Spenden für Asyias erste beweglichen Prothesen auf.

HÜNXE „Asya ist ein starke Persönlichkeit. Sie weiß genau, was sie will. Sie ist ein fröhliches Kind.“ Wenn Ute Holloh von dem 13-jährigen Mädchen aus dem kleinen russischen Dorf Krukowa erzählt, gerät sie ins Schwärmen. Asya wurde ohne Arme und ohne Beine geboren. Dysmelie heißt die Behinderung. Dass sie zu einem selbstbewussten jungen Menschen herangewachsen ist, hat sie ihrer Familie, vornehmlich der Oma, und der Aktion „Tschernobyl – Kinder in Not“ aus Hamminkeln und Hünxe zu verdanken. Die ruft jetzt mit dem KAB Unterbezirk zu einer Spendenaktion auf. Asya braucht dringend neue Bein-Prothesen, welche mit Gelenken. Die sind teuer – unerschwinglich für eine russische Familie auf dem Land. Wenn das Geld reicht, und niemand zweifelt daran, wird die 13-Jährige beim Besuch im Sommer – es wäre ihr dritter Aufenhalt am Niederrhein – bei der Orthopädie-Firma Hodey in Moers auf sie abgestimmte, künstliche Beine angepasst bekommen.

Sergej ist immer für sie da

„Asya ist gewachsen. Sie ist inzwischen zu groß für die alten, starren Prothesen“, berichtet Ute Holloh, die das Mädchen bei ihren Besuchen in Deutschland in ihrer Familie aufnimmt. Die Tschernobyl-Hilfe, vor 16 Jahren von Günter Näsemann in Ringenberg ins Leben gerufen, ist bei einem Hilfstransport auf das Mädchen ohne Gliedmaßen aufmerksam geworden.

Damals war Asya acht Monate. Ihre Oma hatte sie zu sich geholt, weil die erst 19 Jahre alte Mutter völlig überfordert war. „Man hatte der Großmutter geraten, das Kind sterben zu lassen“, erzählt Ute Holloh. Es kümmerte sich in Russland niemand um behinderte Kinder. Erst recht nicht in dem 300-Seelen-Dörfchen, durch das nur eine asphaltierte Straße führt: „Wir waren total geschockt.“ Die Tschernobyl-Helfer ließen Geld da. Zu Hause konsultierten sie Ärzte, die einen Therapieplan ausarbeiteten. Die Oma arbeitete täglich mit dem Zögling. Sie vermittelt dem Kind eigenes Körpergefühl, erst sitzen, später gehen. Auf Fürsprache des Bürgermeisters kam Asya in den Kindergarten, sogar in die Schule. Nicht selbstverständlich. Es gab Rückschäge. Doch Asya machte ihren Weg. Sie schreibt, indem sei den Stift zwischen Wange und Schulter klemmt. Sie bastelt und näht. Der Schulweg ist weit. Meist fährt sie Nachbarsjunge Sergej mit dem Rad, dem ein Rollstuhl vorgebaut ist – eine Spezialanfertigung der Helfer aus Deutschland. „Segej ist phantastisch, er ist für Asya Hände, Füße und Beine“, so Ute Holloh. Ein verlässlicher Freund, auch wenn die 13-Jährige bald bewegliche Beine bekommen sollte und so ein Stück mehr Unabhängigkeit.

(RP)
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