Voerde/Münster Freiwillig beim Katholikentag

Voerde/Münster · Der 19-jährige Gabriel Kreilkamp, früher Messdienerleiter und Firmkatechet in der Voerder Kirchengemeinde Sankt Peter und Paul, gehört in Münster dem Organisationsteam des Katholikentages an. Ein Erfahrungsbericht.

 Für Gabriel Kreilkamp war der Katholikentag ein unvergessliches Erlebnis.

Für Gabriel Kreilkamp war der Katholikentag ein unvergessliches Erlebnis.

Foto: GK

Ein freiwilliges soziales Jahr beim Katholikentag. Katholikentag? Ein Begriff, mit dem ich vor anderthalb Jahren absolut nichts anfangen konnte. Und nun wohne ich bereits seit neun Monaten in Münster, habe eine Stelle als FSJ'ler (FSJ steht für Freiwilliges Soziales Jahr) in der Geschäftsstelle des Katholikentags angetreten und blicke auf eine Veranstaltung mit 90.000 Teilnehmenden zurück, die ich logistisch und infrastrukturell mit vorbereitet habe. Schon Wahnsinn, wenn man sich das so einmal vor Augen führt.

Im vergangenen Jahr, als ich das Abitur absolviert hatte und nun die Entscheidung anstand, wie ich meinen weiteren Lebensweg gestalten möchte, war ich stets in dem Bestreben, ein Studium zu beginnen. Aber bevor ich mich von der Schule direkt ohne Unterbrechung an die Universität begebe, dachte ich, dass es doch schön wäre, eine Pause einzulegen. Ein Jahr Auszeit, in dem ich die Möglichkeit habe, etwas Praktisches zu machen, ganz neue Erfahrungen zu sammeln und meine eigenen Fähigkeiten, meine Stärken und Schwächen nochmal besser kennen zu lernen. Die Frage, die sich mir dann stellte, war natürlich: Wo sollte ich mein freiwilliges soziales Jahr leisten? Amüsant, dass es dann reiner Zufall war, im Internet auf die Seite mit dem Stellenangebot des Katholikentags zu stoßen.

Das, was ich dort dann las, war so komplett anders als all das, was ich bisher gelesen hatte: Vorbereitung einer Großveranstaltung mit mehreren zehntausend Teilnehmern, Unterstützung in der täglichen Versorgung der Geschäftsstelle, Planung von Mitwirkenden, Helfenden und Teilnehmenden, Betreuung eines eigenen Projektes und mehr. Also im Prinzip genau das, was ich mir vorgestellt hatte. Ich war sofort Feuer und Flamme. Die Eingewöhnung in Münster fiel mir durch die netten Leute und die freundliche Atmosphäre, die mir sowohl von meinen Mitbewohnern als auch von meinen Arbeitskollegen gleich zu Beginn vermittelt wurde, relativ leicht. Sehr früh wurde ich in meinem FSJ schon in vielseitige Arbeiten eingebunden und konnte bereits eigene Projekte übernehmen.

Eines dieser Projekte war die Verortung, Konzipierung und Gestaltung sogenannter "Programminformationstürme", die während des Katholikentags in der ganzen Münsteraner Innenstadt verteilt standen und den Teilnehmenden als Informationspunkt zum Katholikentagsprogramm und als Wegweiser zu den einzelnen Veranstaltungsorten dienten. Eine sehr umfangreiche Aufgabe, von der ich nie gedacht hätte, dass sie mir als (ungelerntem) FSJ'ler so vertrauensvoll zugewiesen wird.

Am 9. Mai begann mit der Eröffnungsfeier auf dem Domplatz endlich der 101. Deutsche Katholikentag. In der Orgaleitung saßen während der Durchführung sämtliche Bereichsleiter, deren Assistenzen sowie Mitarbeiter, deren Funktionsbereiche große und umfassende Relevanz innehatten. Für mich war es daher umso außergewöhnlicher und überraschender, als FSJ'ler in diesem Gremium zu sitzen und die Aufgaben "Wetterüberwachung" und "Objektradar" zu übernehmen. Konkret hieß dies, dass ich mit dem Deutschen Wetterdienst in Kontakt stand und das Wetter mit dem Fokus auf die Regen- und Gewitterentwicklung beobachtete, um bei einer Wetterwarnung schnell reagieren zu können und unsere zuständigen Objektleiter an den Veranstaltungsorten darauf aufmerksam zu machen, ihre Aufbauten wetterfest zu machen und beispielweise bei einem Gewitter die Teilnehmenden auf die Gefahr aufmerksam zu machen und in Sicherheit zu bringen.

Beim "Objektradar", handelt es sich um ein digitales Tool, welches verwendet wird, um den Befüllungsgrad an unseren Veranstaltungsorten zu erfassen. Unsere Funktionäre vor Ort konnten über die Katholikentagsapp die Füllstände direkt an mich in die Orgaleitung übersenden und wurden zusätzlich noch durch einen weiteren Mitarbeiter über Funk abgefragt. Dank dieser übermittelten Daten hatte ich zu jedem Zeitpunkt auf einem großen Bildschirm den Gesamtüberblick über den Befüllungsgrad unserer Veranstaltungen und konnte bei einer drohenden Überfüllung sofort Gegenmaßnahmen einleiten, um den weiteren Zulauf von Teilnehmenden zu diesem Veranstaltungsort zu verhindern. Dieses Tool hatte ich gemeinsam mit unserem IT-Dienstleister entwickelt

Mein schönster Katholikentagsmoment war wohl, als ich am Mittwochabend noch zu recht später Stunde eine kleine Runde durch die Stadt drehte und an der effata-Kirche vorbeischaute, wo gerade die effata-Band spielte. Die Leute in der Kirche sangen mit, klatschten im Takt und tanzten zur Musik mit solch einer Freude und Begeisterung, dass ich Gänsehaut bekam und mir bewusst wurde, was wir alle geleistet hatten und es sich allein für diesen einen Augenblick, in dem all die Leute in der Kirche gerade zur Musik feierten, gelohnt hatte.

Diese Zeit war eine der spannendsten und erlebnisreichsten in meinem bisherigen Leben.

(RP)
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