Attentat im Irak mit 20 Toten Entsetzen über möglichen Selbstmordanschlag eines Dinslakeners

Dinslaken · Im Dezember 2013 hat er per Videobotschaft aus Syrien zum "heiligen" Krieg aufgerufen. Jetzt soll sich der Dinslakener Philip B. als Selbstmordattentäter im Irak in die Luft gesprengt und 20 Menschen mit in den Tod gerissen haben.

 An dem Selbstmordanschlag im Irak, der am Mittwoch mindestens 20 Menschen in den Tod gerissen hat, soll Philip B. aus Dinslaken beteiligt gewesen sein.

An dem Selbstmordanschlag im Irak, der am Mittwoch mindestens 20 Menschen in den Tod gerissen hat, soll Philip B. aus Dinslaken beteiligt gewesen sein.

Foto: Screenshot

Das Video aus dem vergangenen Jahr, auf dem sich der zum Islam konvertierte Dinslakener martialisch mit Salafisten-Bart und Kalaschnikow unter dem Kampfnamen Abu Usama präsentierte, ist offensichtlich vor dem Hintergrund des syrischen Bürgerkriegs entstanden. Möglicherweise war Abu Usama inzwischen in den Irak gewechselt und dort an den Kämpfen der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) beteiligt.

Diese Gruppe hat Berichten zufolge jetzt bekannt gegeben, dass Abu Usama al-Almani, ihr "Bruder und Märtyrer", bei einem Selbstmordattentat in Ali Rash, einem Dorf im Nordirak, den Tod gefunden hat. Er soll mit einem mit fünf Tonnen Sprengstoff beladenen Lkw in einen Stützpunkt kurdischer Peschmerga-Kämpfer gefahren sein, den Zünder ausgelöst und damit sich und 20 Kurden in den Tod gesprengt haben.

Dafür dass es sich bei dem Selbstmordattentäter tatsächlich um Philip B. gehandelt hat, war am Donnerstag keine Bestätigung zu bekommen. Ein Sprecherin des Bundesamts für Verfassungsschutz erklärte auf RP-Anfrage: "Wir wissen es nicht."

Die gleiche Auskunft gab's beim Landesamt für Verfassungsschutz, das sich außerdem nicht dazu äußern wollte, ob Philip B. zwischenzeitlich noch einmal nach Dinslaken zurückgekehrt ist. Eine Zeugin will ihn im Juni hier gesehen haben. Auch bei der Stadt Dinslaken hat man, wie Sprecher Thomas Pieperhoff sagte, keinerlei Erkenntnisse darüber, ob Philip B. der Selbst-mordattentäter gewesen ist.

Betroffenheit in Dinslaken

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Foto: afp, FETHI BELAID

Wiewohl also unklar ist, ob es sich tatsächlich um den 27-Jährigen oder einen Terroristen mit gleichem oder ähnlichem Kampfnamen handelt, löste die Nachricht vom angeblichen Tod des Dinslakeners am Donnerstag in seiner Heimatstadt Betroffenheit auf.

Frühere Bekannte, die mit ihm zur Schule gegangen oder im Fußballclub gekickt hatten, äußerten ihr Mitleid mit der Familie von Philip B. Auf der Facebook-Seite "Wenn du in Dinslaken aufgewachsen bist . . ." setzte eine rege Diskussion ein, bei der die Frage im Mittelpunkt stand, was einen jungen Mann zu solchen Taten treibt. "Ich versteh es nicht! Was bringt einen normalen Typen dazu, zum Islam zu konvertieren und der IS-Sekte und deren Steinzeit-Glauben nachzulaufen bis zum bittersten Ende", lautete beispielsweise einer der Kommentare.

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Die Facebook-Seite, auf der Philip B. unter seinem eigentlichen Namen seit seinem Aufbruch nach Syrien von seinen Taten und Überzeugungen gepostet hatte und auf der viele Freunde aus Dinslaken genannt waren, ist aus dem Internet verschwunden. Dafür findet sich in dem sozialen Netzwerk ein Abu Usama al-Almani, von dem aber nicht ersichtlich ist, ob er mit Philip Bergner identisch ist. Dagegen spricht, dass er als Wohnort Hamburg angibt und sich auf dieser Seite auch keine Hinweise auf Dinslaken oder Menschen, die hier leben, finden lassen.

(RP)
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