RP-Serie „Engel im Alltag“ (Teil 20) Ein Treppenlift für den kleinen Felix

Voerde · Vor zwei Jahren erkrankt der heute neunjährige Felix an Krebs. Nach der Operation ist für ihn nichts mehr wie zuvor. Ein Treppenlift würde ihm im Alltag immens unterstützen. Dank Tobias Modrzejewski wird sein Wunsch erfüllt.

 Nadja Trojanowski mit Sohn Felix und Tochter Ronja.

Nadja Trojanowski mit Sohn Felix und Tochter Ronja.

Foto: Maren Könemann

Auf die Frage, wie es ihr heute geht, kann Nadja Trojanowski zunächst nur schwer antworten. Für einen kurzen Moment muss sie in sich gehen. „Das Leben hat sich um 180 Grad gedreht“, sagt sie schließlich, und ihr Blick zeigt, dass dieser Satz für sie eine gewaltige Bedeutung hat. Vor drei Jahren noch war ihre Geschichte nämlich eine ganz andere. Eine einzige Diagnose stellte ihr Leben und das ihrer Familie vom einen auf den nächsten Augenblick auf den Kopf. Ihr Sohn Felix, damals gerade einmal sechs Jahre alt, ist an Krebs erkrankt. Doch die Familie gibt die Hoffnung nicht auf, und versucht alles, um Felix ein unbeschwertes Leben zu ermöglichen. Hilfe bekommen sie dabei von Tobias Modrzejewski, ihrem „Engel für den Alltag“, wie Felix Vater Marcus ihn nennt.

„Felix war ein ganz normaler, gesunder Junge, konnte laufen, wurde im Sommer 2015 eingeschult“, erzählt Nadja Trojanowski weiter, „und im März darauf wurde der Hirntumor festgestellt.“ Ein Schock für die junge Familie aus Voerde – und ein riesen Schicksalsschlag. Denn nach der Diagnose folgt die Operation, und danach ist für die Familie nichts mehr wie zuvor. „Als Felix aufgewacht ist, hatte er fast alle seiner Fähigkeiten verloren“, erinnert sich die 40-jährige Mutter. Ihr Sohn habe nicht mehr sprechen, nicht mehr laufen, sich nicht mehr bewegen können.

Was für Nadja und Marcus Trojanowski nur schwer zu begreifen ist, ist für ihren damals sechsjährigen Sohn Felix ein Albtraum. Neun Monate Klinik-Aufenthalt bringt der tapfere Junge hinter sich, sechs Monate davon in der Rehabilitation.

 Tobias Modrzejewski unterstützt mit seinem Verein Gänseblümchen-Voerde krebskranke Kinder und ihre Familien sowie die Krebsforschung.

Tobias Modrzejewski unterstützt mit seinem Verein Gänseblümchen-Voerde krebskranke Kinder und ihre Familien sowie die Krebsforschung.

Foto: Maren Könemann

Heute, etwa zweieinhalb Jahre nach der Operation, sitzt Felix im Rollstuhl. Es sei ein sehr, sehr harter und anstrengender Weg für Felix gewesen, dorthin zu kommen, wo er jetzt ist, sagt Nadja Trojanowski. Doch er habe auch bereits viele Fortschritte gemacht. Seit Sommer dieses Jahres besuche er wieder den Unterricht in seiner alten Grundschule, und nur alle paar Monate muss der Neunjährige für Kontrolluntersuchungen in die Klinik. All das gibt Nadja und Marcus Trojanowski Hoffnung. Und Felix? Er wünscht sich mehr als alles andere, bald wieder laufen zu können. „Wenn er sieht, wie die Kinder draußen herumrennen, macht ihn das unheimlich traurig“, sagt Nadja Trojanowski. Und solche Momente zehren auch an ihr.

Draußen sei Felix in seiner Bewegung sehr eingeschränkt, müsse viele Hindernisse und Herausforderungen bewältigen. „Das bekommt er natürlich auch selbst mit“, sagt Trojanowski. Um ihrem Sohn wenigstens zu Hause ein möglichst barrierefreies Leben zu ermöglichen, möchte die Familie für Felix einen Treppenlift kaufen. „Das würde ihm ein Stück weit Selbstständigkeit schenken“, sagt sie. Mit einem solchen Lift könne Felix wieder alleine von seinem Zimmer im ersten Stock ins Wohnzimmer im Erdgeschoss gelangen. Aber der Lift ist teuer – zu teuer für die junge Familie. „Das günstigste Modell kostet um die 12.000 Euro“, sagt Nadja Trojanowski.

Doch Felix hat Glück, denn er hat einen Engel: Tobias Modrzejewski, Gründer und Vorsitzender des Voerder Vereins Gänseblümchen, den die Trojanowskis bereits in der Klinik in Essen kennengelernt hatten – dort sorgt der 46-Jährige Bankberater in seiner Freizeit mit kleinen Veranstaltungen wie Waffeln backen dafür, dass die Kinder und ihre Familien für kurze Augenblicke ihren Alltag vergessen können. Für Familie Trojanowski kann Modrzejewski aber noch mehr tun: 4.000 Euro wird sein Verein der Familie als Zuschuss für den Treppenlift geben. „Wir freuen uns total“, sagt Nadja Trojanowski. Genau wie ihr Sohn Felix, der über beide Wangen strahlt, als seine Mutter ihm davon erzählt.

Die 40-jährige Mutter weiß die Hilfe ihres Engels sehr zu schätzen. „Tobias stellt so viel auf die Beine, er ist an den Familien dran und macht sich immer viele Gedanken darüber, was er noch machen kann“, sagt sie. Viele Ausflüge würde er für die Kinder und ihre Familien organisieren. An einigen von ihnen hätten sie auch schon teilgenommen. „Wir waren beispielsweise mit im Phantasialand oder im Landschaftspark Nord, wo wir eine Führung im Dunkeln und eine Übernachtung in der Jugendherberge machen konnten. Für die Kinder war das total spannend.“ Vier bis fünf Mal im Jahr organisiert Tobias Modrzejewski solche Ausflüge. Zusätzlich bietet er einmal im Jahr eine „Erholungsfahrt“ für mehrere Familien an, dann gehe es auch mal weiter weg, zum Beispiel nach Mallorca, Kroatien oder in die Berge zum Skifahren. Bei all diesen Unternehmungen gehe es hauptsächlich um die Ablenkung. „Wir wollen, dass die Familien die Krankheit und den schwierigen Alltag mal für einen Moment vergessen beziehungsweise ausblenden können.“

Wie schwer der Alltag sein kann, wenn das eigene Kind krank ist, wissen die Trojanowskis nur zu gut. „Man muss um alles kämpfen, und oft werden einem noch Steine in den Weg gelegt“, sagt Marcus Trojanowski, und seine Frau fügt hinzu: „Man ist total auf sich allein gestellt. Da kommt keiner auf dich zu und informiert dich darüber, was du für dein Kind machen kannst, das musst du alles selbst herausfinden. Und das alles in so einer schwierigen Situation: Man fällt ja erstmal in ein Tiefes Loch und ist mit den Gedanken eigentlich ganz wo anders.“

Wie das ist, weiß auch Tobias Modrzejewski. „Da blendest du alles aus und läufst mit Scheuklappen durch die Gegend“, sagt er. Sein Sohn Lukas war erst ein Jahr alt, als er an Leberkrebs erkrankte. „Es war ein faustdicker, verkapselter Tumor“, weiß Modrzejewski noch. Ein halbes Jahr lang habe die Familie um das Leben des kleinen Lukas gebangt.

Am Ende sei es aber glücklicherweise gut ausgegangen. Der Tumor konnte entfernt werden, Methastasen habe es nicht gegeben. Und nun gehe es seinem heute 18-Jährigen Sohn gut. „Er macht eine Ausbildung zum Koch und ist momentan im zweiten Lehrjahr“, sagt Modrzejewski strahlend.

Dass andere Kinder nicht so viel Glück haben wie Lukas, bewegt Modrzejeweski sehr. Aus diesem Grund sammelt er seit 2002 mit der Auktion „Steiger dich rein!“ Geld für krebskranke Kinder. 2007 wird aus der Aktion der Verein Gänseblümchen, der neben den vielen Ausflügen und Wunscherfüllungen die Kinder und Familien auch durch Spenden für die Krebsforschung unterstützt. „Ohne Forschung wäre mein Sohn jetzt tot“, begründet er diese Entscheidung.

Dass er den Trojanowskis und vielen anderen Familien mit Gänseblümchen eine Freude machen kann, treibt Modrzejewski an. „Die strahlenden Kinderaugen, motivieren einen, weiterzumachen“, sagt er. Und er hofft, dass er irgendwann noch mehr für Kinder wie Felix tun kann. „Mein Traum ist es, irgendwann mal eine eigene Stiftung zu haben.“

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