Voerde Eine Schiedsfrau nimmt Abschied

Voerde · Über zwölf Jahre lang kümmerte sich Magdalene Schwan-Storost in Voerde, Möllen, Götterswickerhamm, Löhnen und Mehrum um kleinere und größere Streitigkeiten. Dabei erlebte sie kuriose Fälle und Versöhnungen.

 Magdalene Schwan-Storost hat ihr Amt aufgegeben. Jetzt wurde sie vom Dinslakener Amtsgerichtsdirektor Christian Happe verabschiedet.

Magdalene Schwan-Storost hat ihr Amt aufgegeben. Jetzt wurde sie vom Dinslakener Amtsgerichtsdirektor Christian Happe verabschiedet.

Foto: Martin Büttner

Als sie Helmut Heiermann, ihrem Vorgänger im Amt, von der Arbeit als Schiedsmann hörte, dachte sich Magdalene Schwan-Storost sofort, dass diese Stelle etwas für sie sein könnte. "Ich habe schon immer gerne Streiterein geschlichtet. Außerdem wollte ich mehr über unser Rechtssystem wissen", erklärt die Voerder Schiedsfrau. Gesagt, getan. Zwölf Jahre kümmerte sie sich in Voerde und den Rheindörfern um die kleineren und größeren Streiterein und bildete sich nebenher weiter. "Ich habe viele Fortbildungen zum Thema Straf- und Zivilrecht gemacht und bin seit 2011 zertifizierte Mediatorin", erklärt sie.

Details zu ihren Fällen darf sie natürlich nicht preisgeben, aber dass sie in ihrer Amtszeit einiges an Kuriositäten erlebte, wird auch schon durch die groben Schilderungen einiger Fälle klar. Von Nachbarschaftsstreits wegen Lärmbelästigung über Betrugsfälle, Diebstähle und Ehrverletzungen landeten allerhand Fälle auf ihrem Schreibtisch. "Ich hatte einmal einen Fall, bei dem über jemanden das Gerücht in Umlauf gebracht wurde, er habe sich mit 30 000 Euro aus einer Vereinskasse aus dem Staub gemacht", erzählt die Schiedsfrau, die nach zwölf Jahren aus ihrem Amt ausscheidet.

Aber auch einen Mann, der vom Balkon aus einen Eimer Wasser auf den Grill seines Nachbarn goss oder einen Rechtsradikalen, der eine Familie bedrohte, finden sich in ihren Fallakten. "Einmal ist bei einem Tierschutzverein ein Hund, der in Pflege gegeben worden war, einfach verschwunden", berichtet Magdalene Schwan-Storost.

Es sind die Fälle, die nicht vor Gericht landen, weil die Streitigkeiten zu geringfügig sind. Immer dann war die Schiedsfrau gefragt - und vermittelte meist erfolgreich. "Ich denke, in zwei von drei Fällen sind die Konflikte beseitigt worden", resümiert sie ihre eigene Erfolgsquote.

Nur wenn sie nicht vermitteln kann, besteht für die zerstrittenen Parteien die Möglichkeit, ihre Probleme einem Richter vorzutragen. Allerdings hat das Schiedsverfahren einen großen Vorteil. "Bei uns gibt es keine Verlierer", erklärt Magdalene Schwan-Storost. "Am Ende steht immer ein Kompromiss, an dem alle Streitparteien mitarbeiten. Ich denke, dieser wird eher akzeptiert als ein Urteil, bei dem sich am Ende jemand ungerecht behandelt fühlt", sagt die Schiedsfrau.

Ein Indiz für die positiven Reaktionen auf gelungene Schlichtungen sind auch die persönlichen Erfahrungen, die Magdalene Schwan-Storost im Laufe der zurückliegenden Jahre nach solchen Fällen gemacht hat. "Es kam oft vor, dass sich die Streitparteien bei einem gemeinsamen Kaffee wieder versöhnt haben. Ich habe es auch erlebt, dass sich Streitgegner nach der Schlichtung in die Arme gefallen sind", erzählt sie freudig.

Mit dem Ablauf des 30. Juni hat die Schiedsfrau für den Bezirk Voerde I ihr Amt aus persönlichen Gründen aufgegeben. Nun wurde die Voerderin im Amtsgericht Dinslaken von dessen Direktor Christian Happe, dem Voerder Bürgermeister Dirk Haarmann und Hartmut Kirschner, dem Vorsitzenden der Bezirksvereinigung der Schiedsleute für den Landgerichtsbezirk Duisburg, in einer Feierstunde offiziell verabschiedet.

(fla)
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