Voerde Ein Monstrum auf dem Wasserweg

Voerde · Eine spektakuläre Verladeaktion findet morgen und Samstag in Voerde statt. Die bei der Firma WDK Hafen und Lager innerhalb von fast anderthalb Jahren montierte Maschine, die für eine Kokerei im belgischen Gent bestimmt ist, wiegt so viel wie 140 VW Golf.

Es wirkt auf den technischen Laien wie ein Monstrum, dessen Funktionalität sich dem Betrachter auch auf den zweiten Blick nicht erschließt: 14,5 Meter lang, zehn Meter hoch, sechs Meter breit und komplett mit Fahrrahmen 180 Tonnen schwer – so steht es in der riesigen Lagerhalle an der Böskenstraße in Voerde-Emmelsum. Hier, auf dem Gelände der WDK Hafen und Lager GmbH, hat ein Spezialunternehmen, die HuDe GmbH aus Erkelenz, dieses gewaltige Stück Technik montiert: einen so genannten Kokskuchenführungswagen für eine Kokerei der AMG Arcelor Mittal im belgischen Gent.

Die Anlage ist der Teil der Koksofenbedienungsmaschinengruppe einer Kokerei, durch den der fertige Koks aus der 1400 Grad Celsius heißen Ofenkammer in einen Löschwagen übergeleitet wird. Die Firma HuDe hat die Industrieanlage in fast eineinhalbjähriger Arbeit in der großen WDK-Montagehalle in Voerde am Wesel – Datteln – Kanal montiert und getestet.

Erste Etappe auf der Straße

Am Samstag, 9. Oktober, wird das industrielle Schwergewicht verladen – umgeschlagen, wie der Fachmann sagt. Dieses Monstrum, so schwer wie 140 VW Golf, soll mit einem Binnenschiff verfrachtet werden – eine technische Herausforderung, die aufgrund hoher Schwerpunktlagen akribischer Vorbereitung bedarf.

Bereits am 1. Oktober lieferte das Spezialunternehmen HuDe eine Lastaufnahmekonstruktion an, die speziell für dieses Bauteil gefertigt wurde, um die Anlage auf zwei nebeneinander gekoppelte, 6,5 Meter breite hydraulische Hubwagen heben zu können. Über eine Werksstraße wird das 180-Tonnen-Schwergut in den öffentlichen Straßenbereich eingefädelt. Mit immensen Vorkehrungen: Die zu befahrenden Straßen müssen gesperrt werden. Schwere, mehrere Quadratmeter große Stahlplatten werden zum Schutz einer Waage auf dem Transportweg sowie zum Schutz von Bürgersteigen und Straßenbanketten verlegt werden. Das RWE muss für den Transport die vorhandene 110-Kilovolt-Hochspannungsleitung, unter denen die Schwerkolonne sich bewegt, abschalten, um Stromdurchschläge zum Bauteil zu vermeiden.

Am Endpunkt der einen Kilometer langen Transportstrecke wird das Bauteil so nah wie möglich an den Kai des Schleusenvorhafens der Wesel-Datteln-Kanalschleuse Friedrichsfeld heran manövriert. Dieser Part des Güterumschlags ist für morgen Nachmittag vorgesehen.

42 Meter langer Schwimmkran

Am Samstag wird es "ernst". Dann liegt ein gewaltiger 42 Meter langer und 20,8 Meter breiter "Atlas"-Schwimmkran der Firma Barthel Schwimmkrane GmbH aus Mülheim an der Ruhr vor Ort bereit, der über eine Hebekapazität von 300 Tonne verfügt. Mit Hilfe des Personals der Voerder WDK wird zur Vorbereitung der Verladung das Bauteil "angeschlagen". Dabei werden die Haken des Kranes an vorher präzise berechneten Stellen mit einer speziellen Traverse verbunden. Jede Abweichung könnte beim Hebevorgang zu Instabilität führen.

Projektleiter Michael Kreyenberg: "Für die Verladung in das Transportschiff muss das Bauteil präzise ausbalanciert werden. Dabei werden unter anderem Kontergewichte eingesetzt, die beim Austarieren der Schwerpunktlage helfen." Ab dann ist das Feingefühl des Kranführers gefordert, der das 180-Tonnen-Schwergut mit entsprechender Vorsicht anheben und vom Kai über die Bordwand auf dem Schiffsboden abzusetzen hat, der an den zuvor errechneten Auflagestellen mit Lastverteilungskonstruktionen vor Beschädigungen geschützt wurde. Kreyenberg: "Der Umschlag von Schwergut ist für uns immer wieder eine willkommene Herausforderung, die nie zu einem Alltagsgeschäft wird. Doch ein Projekt mit derart sensibler Technologie bedarf außerordentlicher Aufmerksamkeit sowie besonderer Schutzmaßnahmen und ist für alle am Umschlag beteiligten Personen ein Einsatz mit höchster Konzentration." Die WDK Hafen und Lager ist für den Transport der Kokereimaschine bis zum Zielhafen Gent in Belgien verantwortlich.

(RP)
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