Dinslaken Ein Jedi-Ritter kämpft mit Pokémons

Dinslaken · Michael Mittermeier sprach beim Fantastival im ausverkauften Burgtheater über das, was ihn "wild" macht und traf dabei den Nerv des Publikums, das ihn mit reichlich Beifall bedachte.

 Michael Mittermeier gab sei Debüt auf der Bühne im Dinslakener Burgtheater.

Michael Mittermeier gab sei Debüt auf der Bühne im Dinslakener Burgtheater.

Foto: Heiko Kempken

Dichter Nebel bei 27 Grad Celsius am Abend, bunte Blitze über der Bühne und das Donnern der Bässe aus den Boxen: Michael Mittermeier liebt den dramatischen Auftritt, schließlich ist er bekennender Star Wars Fan. Und der Nebel auf der Fantastivalbühne ist noch lange nicht verzogen, da hat er auch schon das Publikum im ausverkauften Burgtheater Dinslaken wild gemacht.

Entgegen früherer Wetterprognosen wird der Abend nämlich nicht von einem Unwetter verhagelt. Und was macht dieser Ortsunkundige? Bedankt sich beim "bayerischen Wettergott", der es möglich gemacht habe. Nun hagelt es doch. Buhrufe. Aber denen sollten im weiteren Verlauf des Abends noch heftige Beifallsstürme folgen.

In der Region zwischen Dortmund, Schalke und Mönchengladbach mag das Reizwort Bayern eine unbedachte Provokation gewesen sein. Aber Mittermeier kann auch richtig. Und dann läuft er zu Höchstform auf. "Wild" heißt sein aktuelles Programm, mit dem er am Donnerstag sein Debüt beim Fantastival gibt. Und es gibt vieles, was Michael Mittermeier derzeit fuchsdeuvelswild macht. Und, das zeigte die Reaktion des Publikums, nicht nur ihn.

Dabei beginnt Mittermeier, der seinen ersten, spontanen Bühnenauftritt als "Ersatzgitarrist" von Bono bei U2 hatte und sich in den 90er Jahren durch das Fernsehprogramm und damit in die erste Reihe der deutschen Comedians zappte, seine Aufregetiraden recht harmlos. "Bist du ein Pokémon" habe ihn dieses" fette Kind im Biergarten gefragt - was so ungefähr dem entspricht, Darth Vader zu sagen, er solle sein Zimmer aufräumen. Mittermeier ist kein Pokémon, und er jagt auch keine Pokémons.

Vielleicht würde er es tun, wenn man das virtuelle Spiel in realer Umgebung in Jedi-Manier spielen würde. "Wir hatten in den 70er Jahren keine Laserschwerter. Wir haben unsere Kommunionkerzen genommen", gesteht der 50-Jährige mit Bedauern. Wie auch immer, noch heute beherrscht Mittermeier perfekt das Gebrülle von Chewbacca und schwingt zumindest verbale Laserschwerter gegen die dunkle Seite der Macht.

"Vielleicht wird Donald Trump der erste Präsident der vereinigten Staaten mit einer toten Katze auf dem Kopf." Mittermeier versteht sich auf "dunkle Bedrohungen". Waffen in amerikanischen Supermarkt, die keine Warnhinweise brauchen und Warnhinweise, auf die nur verzichtet werden darf, weil sie nicht jugendfrei wären. Amerikanische Kleinkaliber und deutsche Panzer, "die meistbestelltesten der Welt".

Witze in diesen Terror-Tagen? Seine Agentur erreichten besorgte Mails, ob man noch zu seinen Großveranstaltungen gehen könne. "Wenn wir alle aufhören würden, das zu tun, was wir machen, dann haben wir verloren." In Deutschland setzt Mittermeier Nazis und Jihadisten gemeinsam in den Zug nach Syrien, in Großbritannien erklärte er seinem Publikum bereits vor dem Brexit, hierzulande werde das "Refugees welcome" auch für Briten gelten. Und immer wieder erkundigte er sich im Publikum nach ganzen Bevölkerungsgruppen. "Sind welche hier? Oder gab es schon Säuberungen?" Mittermeier nennt die, die ihn wild machen, beim Namen. Er erinnert sich aber auch gerne an Dinge, die ihn haben lächeln lassen. Als Georg W. Bush beispielsweise 2005 in Albanien ein Bad in der Menge nahm und anschließend ohne Armbanduhr in die Limousine stieg.

Michael Mittermeier mixt echte Anekdoten mit "aufgepimpten" Dialogen, er findet seine Steilvorlagen in der Weltpolitik ebenso wie auf dem Kinderspielplatz oder in seinen eigenen Shows. Wer von seinem Publikum ihn mit einem frechen Spruch sprachlos ließ, findet sich ebenso im Programm wieder wie die "Fußhupen", die ihre Besitzer Hunde nennen, stellvertretende Sparkassendirektoren, die ihre Geiselnehmer im Büro der Bank überwältigen, in dem sie sie einfach unter den Tisch trinken oder aber auch Pegida-Demonstranten. "Ich bin für eine Obergrenze für Vollidioten", bekennt Mittermeier und erhält brandenden Applaus. Und dann laufen alle Fäden zusammen, Mittermeier scharrt in einem funkelnden Finale die schönsten Pointen des Abends um sich, dreht den Rücken zum Publikum und nimmt von sich und dem ganzen Rund ein Selfie auf: "Man kann ein Schlussbild nicht faken." Wie auch, Michael Mittermeier aus dem bayerischen Dorfen ist und bleibt ein Original.

(RP)
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