Hünxe Ein Hauskonzert mit fünf Schätzen

Hünxe · Marc Gruber, mit 22-Jahren Solohornist des HR-Rundfunkorchesters, bereitet sich in Hünxe mit dem Monet Quintett auf den Deutschen Musikwettbewerb vor.

 Kunstgenuss pur: Marc Gruber mit dem Monet Quintett

Kunstgenuss pur: Marc Gruber mit dem Monet Quintett

Foto: Heiko Kempken

Man fühlt sich fast ein bisschen zu den Sonntagsmusiken im Hause Mendelssohn versetzt: Marc Gruber bereitet sich mit seinen Mitmusikern vom Monet Quintett auf die erste Runde des deutschen Musikwettbewerbs vor und seine Eltern laden Freunde, Familie und Bekannte zum Hauskonzert, um den jungen Talenten die Möglichkeit zu geben, ihr Programm vor dem Auftritt vor der Jury auch vor Publikum zu spielen. Der Abend mit guten Gesprächen und guter Musik war damit nicht nur ein wertvoller "Testlauf" für das Quintett, sondern auch ein Ohrenschmaus für die Gäste.

Anissa Baniahad (Flöte), Johanna Stier (Oboe), Nemorigo Scheliga (Klarinette), Theo Plath (Fagott) und Marc Gruber, der älteste der drei Gruber-Geschwister, die über Jahre hinweg in den Sparten Horn und Trompete "Jugend musiziert" dominierten, lernten sich im Bundesjugendorchester kennen. Die Chemie zwischen den Fünfen stimmte und so lag die Gründung des Monet Bläserquintetts 2013 auf der Hand.

Es ist ein eingespieltes Team, für das die Redewendung "die harmonisieren miteinander" im Wortsinn gilt. Im Deutschen Musikwettbewerb wird Wert auf zeitgenössische Musik gelegt. Und für diese sind bekanntlich Dissonanzen charakteristisch. Die Reibung der unterschiedlich langen Schwingungen muss durch Mark und Bein gehen, aber genau diese Wirkung mildern Musiker manchmal unbewusst ab. Das Monet Quintett intoniert messerscharf, "daran brauchten wir eigentlich nie arbeiten, das saß bei uns von alleine". Solche Voraussetzungen lassen dann Platz für das Wesentliche des Zusammenspiels: der gemeinsame Ausdruck, die gemeinsame Sprache. Im Hauskonzert begannen die Fünf mit Anton Reichas Quintett in Es-Dur op. 88/2. Der war ein lebenslanger Freund von Ludwig van Beethoven und Lehrer unter anderem von Berlioz, Liszt und Gounod.

Nicht nur ihr musikalisches Spiel, sondern ihre gesamten Körperbewegungen und damit die Gestik, mit der sie die Musik interpretieren, haben die Quintett-Mitglieder auf einander abgestimmt. Und dies verleiht den musikalischen Ideen der Stücke insbesondere im ersten Teil des Abends, zu dem auch die sechs Bagatellen von György Ligeti gehören, Gestalt und Charakter. Die Stücke nach der Pause sind eine Herausforderung - Detlev Glanerts fünf Chansons für Bläserquintett für die Hörer wegen der radikalen Modernität, das Werk von 1997 aber ebenso wie Paul Taffanel frühimpressionistisches Bläserquintett g-Moll vor allem aber für die Musiker selbst. Für die Hörer bedeutet dies ein Wechselbad aus Verblüffung, Faszination über das technisch Mögliche und Begeisterung.

Nun gehören diese fünf Musiker zu den besten ihrer Generation. Als "Schätze der jungen deutschen Musik" wurden sie von der Mozart-Gesellschaft bezeichnet. Marc Gruber, Nemorigo Scheliga und Theo Plath sind bereits Stipendiaten der Gesellschaft, "die anderen beiden werden folgen", verriet Marc Gruber. Förderungen auf der einen Seite, ständiges Weiterlernen auf der anderen. Auf den Wettbewerb ließen sie sich von mehreren Lehrern vorbereiten.

Marc Gruber nimmt zudem Unterricht bei einer Gesangslehrerin. Als Hornist? Wer Marc Grubers feinen Ansatz und cantables Spiel hört, kann dieses interdisziplinäre Lernen kaum hoch genug schätzen.

2014 wurde Marc Gruber als 20-jähriger bislang jüngster Solohornist des Bonner Beethovenorchesters. Doch während seine Eltern von den Opernaufführungen schwärmen, die sie besuchten, während ihr Sohn im Orchestergraben der Bonner Oper saß, wünschte sich dieser lieber einen Platz auf der Bühne. Ein Grund, vor einem halben Jahr zum Sinfonieorchester des hessischen Rundfunks zu wechseln, auch wenn er bis zu dieser Woche beide Anstellungen unter einem Hut bringen musste.

Das hr-Rundfunkorchester bietet Perspektiven: Alle Konzerte werden auf einem Arte-Kanal übertragen, nach einem Monat werden sie auf dem eigenen youtube-Kanal verbreitet. Im Wechsel geht es auf Tournee nach Amerika und Asien. 2015 spielte Marc Gruber die Solo-Hornparts von Brahms Erster und Mahlers Erster auf der Orchestertournee in Korea und Japan - Fernsehübertragungen dort inklusive. "Und es blieb noch Zeit zum Beispiel für den Mount Fuji", schwärmt der 22-Jährige. "Das ist schon cool".

(RP)
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