Dinslaken Ein Flusspoet sucht die Wassergeister

Dinslaken · Thorsten Trelenberg liebt die Emscher. 40 Mal schon ist er von der Quelle bis zur Mündung gewandert. Auf seinen Touren sammelt der Lyriker und Kinderbuchautor aus Schwerte Ideen und Impulse für sein poetisches Schaffen.

 Erkennungszeichen rote Mütze: Auch am Rotbach in Dinslaken hat Thorsten Trelenberg Ideen für sein neues Kinderbuch gesammelt.

Erkennungszeichen rote Mütze: Auch am Rotbach in Dinslaken hat Thorsten Trelenberg Ideen für sein neues Kinderbuch gesammelt.

Foto: Büttner, Martin (m-b)

Sein Markenzeichen ist die rote Mütze. "Flusspoet" steht darauf. "Damit erkennen mich die Leute schon von weitem", sagt Thorsten Trelenberg. Das ist dem 50-jährigen Autor aus Schwerte wichtig. Wenn er an den Bächen und Flüssen der Region unterwegs ist, dann will er nicht nur die Natur genießen, sondern auch die Menschen kennen lernen, die dort leben. "Wenn ich marschiere, führe ich viele Gespräche", erzählt der Flusspoet, der in den vergangenen Jahren zehn Jahren rund 6000 Kilometer gewandert ist. In den vergangenen Wochen war er oftmals in und rund um Dinslaken unterwegs. Aus gutem Grund. Hier mündet die Emscher. "Die letzten Kilometer des Flusses und sein Mündungsgebiet haben mich von Anfang an fasziniert."

Trelenberg wandert in Tagesetappen, immer von der Quelle bis zur Mündung. Die An- und Abreise erfolgt mit Bus und Bahn. "Ich habe kein Auto", sagt der frühere Berufsfeuerwehrmann, der seinen Job aus gesundheitlichen Gründen an den Nagel gehängt hat. "Ich will mein Leben nicht wartend an roten Ampeln verbringen." Lieber zieht sich Trelenberg die Wanderstiefel an, schnürt den Rucksack und sammelt Ideen für seine Bücher. Mitte der 1990er Jahre war es, als der Flusspoet zu seiner endgültigen Passion fand. Er hatte festgestellt, wie sehr in die Region entlang von Stever, Lippe, Emscher und Seseke inspirierten. "Am Anfang bin ich einfach so losmarschiert. Ich wollte wissen, wie es an den Ufern der Flüsse aussieht. Nach und nach wurde ich neugieriger." Die Neugier bezieht die Menschen mit ein. Trelenberg kommt gern ins Gespräch und hört gern zu. Nichts ist für ihn spannender, als vor Ort mit Zeitzeugen oder Anwohnern zu reden. "Das ergibt sich meistens ganz spontan, kann mal an der Trinkhalle sein, auf einem Radweg oder einer Brücke in Eppinghoven."

Zehn Gedichtbände hat der Fluss-poet, der sich gern als "Zeitmillionär" bezeichnet, bislang veröffentlicht, außerdem Kinderbücher und eine CD mit vertonter Lyrik. 2012 wurde er für sein Werk mit dem Alfred-Müller-Felsenburg-Preis für "aufrechte Literatur" ausgezeichnet.

Bekannt geworden ist der 50-Jährige vor allem durch die von der Emschergenossenschaft und dem Lippeverband herausgegebenen Kinderbuchreihe "Unterwegs mit den Flusspiraten". Zehn Hefte sind mittlerweile entstanden. Jedes davon widmet sich einem besonderen Themenschwerpunkt, etwa Brücken, Baustellen, Grundwasser Kläranlagen oder der Kunst. Die reich bebilderten Büchlein richten sich an Kindergarten- und Vorschulkinder.

Wer die Emscher entlang wandert und viel in Dinslaken unterwegs ist, stößt irgendwann auf den Rotbach. Von der Vennbachquelle in Königshardt bis zur Mündung in den Rhein hat Thorsten Trelenberg das Gewässer erkundet, ist auch den Lohberger Entwässerungsgraben abgelaufen und hat ganz nebenbei die Tenderingsseen entdeckt. Was der Autor dabei sah, erstaunte und faszinierte ihn zugleich. "Am Berthold-Schön-Weg in Hiesfeld sprudelt das Wasser regelrecht aus der Erde. Und es läuft in zwei Richtungen ab."

Zurück an seinem Schreibtisch in Schwerte sprudelten die Ideen. Verarbeiten will sie der Autor in einem Kinderbuch. Darin geht es um Wassergeister, einen Poltergeist, der in einer Mühle wohnt – Hiesfeld lässt grüßen – und geheimnisvolle Unterweltwesen, die in stillgelegten Kohleschächten hausen. Bei aller Schwärmerei ist dem Kinderbuchautor klar, dass es nicht ganz einfach sein wird, einen Verlag für sein Projekt zu finden. Aber der Flusspoet ist zuversichtlich, das Buch bereits im März 2014 bei der Leipziger Buchmesse vorstellen zu können.

Bis es soweit ist, wandert er weiter und sammelt Ideen. Eine Auswahl davon will er in Kürze auf einer Lesereise vortragen, die ihn auch nach Dinslaken führen wird. Die Geschichten und Gedichte drehen sich vor allem um den schönsten Fluss der Welt. Der ist 83,1 Kilometer lang und mündet in Dinslaken in den Rhein.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort