Kunst im Botanischen Garten Kunst passt auch in eine Vitrine

Duisburg · Duisburgs „kleinste Galerie“ findet man im Botanischen Garten in Duisburg-Duissern. Dort stellt zurzeit der 1959 in Duisburg geborene Manfred Heinze „funktionale Skulpturen“ aus.

 Manfred Heinze stellt seine Arbeiten in der ehemaligen Vitrine für fleischfressende Pflanzen im Botanischen Garten aus.

Manfred Heinze stellt seine Arbeiten in der ehemaligen Vitrine für fleischfressende Pflanzen im Botanischen Garten aus.

Foto: Claudia A. Grundei

Sie ist unbestritten die kleinste Galerie Duisburgs, wahrscheinlich sogar die kleinste in Nordrhein-Westfalen, wie Kulturdezernent Thomas Krützberg vermutet, möglicherweise sogar die kleinste in ganz Deutschland, wie Gründerin Claudia A. Grundei recherchiert hat: Die Rede ist von der „Kunstvitrine“ im Botanischen Garten an der Schweizer Straße 24 in Duisburg-Duissern.

Im Jahr 2014 hat die rührige Duisburger Künstlerin das ehemalige „Gewächshaus für fleischfressende Pflanzen“ vor dem Abriss gerettet und daraus einen feinen kleinen Ausstellungsraum geschaffen. Künstlerisch eingebettet liegt die „Kunstvitrine“ inmitten des ebenfalls dort von ihr im Jahr 2012 ins Leben gerufenen „KunstraumGrün“. Natur und Kunst bilden auf jene Weise eine einzigartige Symbiose, wie sie hierzulande vergleichbar nur im niederländischen Odapark in Venray vielleicht noch anzutreffen ist.

Während die neue mittlerweile dann siebte „KunstraumGrün“-Ausstellung mit insgesamt sogar 33 Künstlern an der Zahl, wie Grundei ankündigte, in der Zeit zwischen dem 29. August und 1. September stattfinden wird, wurde jetzt die inzwischen sage und schreibe 21. Kunstvitrinen-Schau unter ihrer Leitung eröffnet. Grußwortredner war wieder einmal Thomas Krützberg, der wohl damit seine Verbundenheit gegenüber diesem besonderen Ort für Kunst im öffentlichen Raum in Duisburg zum Ausdruck bringen will.

Diesmal eingeladener Gastkünstler war der 1959 in Duisburg geborene Manfred Heinze, der heute überwiegend in Osnabrück, teils aber auch in Berlin lebt und arbeitet. Heinze, der Architektur an der damaligen Universität Gesamthochschule Essen und Freie Kunst an der Düsseldorfer Kunstakademie studierte, hatte diverse aus Souvenirs zu Kunst gemachte Objekte als verfremdet anzusehende Ausstellungsstücke dabei.

Das Brandenburger Tor in Berlin, der Pariser Eifelturm (gleich in mehrfacher Ausfertigung), das Holstentor in Lübeck, das Berliner Reichstagsgebäude, die Freiheitsstatue in New York und viele andere bekannte Sehenswürdigkeiten mehr, aber auch ein unbekanntes Bauernhaus aus Nirgendwo zieren die mit grünem Stoff drapierten auf kleinen Sockeln stehenden Objekte in der „Kunstvitrine“. Allen diesen Exponaten hat Heinze einen rostfarbenen Anstrich verpasst, um auf diese Weise die Souvenirs zu verfremden.

Somit stellt sich dem interessierten Betrachter der Ausstellungsstücke die Frage: Wie und wann wird ein Souvenir-Modell eigentlich zur Kunst-Skulptur? Dazu Heinze, der mit vollständigem bürgerlichen Namen Manfred Hans Ernst Heinze heißt: „Betrachten lassen sich die Souvenir-Modelle so, als wenn sie Entwürfe für architektonische Skulpturen wären.

Bezugspunkt ist dabei die reale Architektur. Durch die Maßstabsveränderung und das Material Eisen wird aber das Modell selbst zur Skulptur. Und: Der skulptural-autonome Charakter der Modelle wird durch die klassische Sockelplatzierung noch gesteigert. Dadurch wird eine neue Sicht auf die Gebäude möglich und ihre reale Bedeutung und Funktion wird hinterfragt.

Da die meisten Gebäude bestimmte Funktionen erfüllen, sind sie also architektonische Entwürfe, die einen skulpturalen Charakter per se haben oder der ihnen zugesprochen wird. Von daher habe ich der Objektserie den zunächst widersprüchlich erscheinenden Titel ‚Funktionale Skulpturen‘ verliehen. Von dem französisch-amerikanischen Maler und Objektkünstler Marcel Duchamp habe ich gelernt, was einen Gegenstand zur Skulptur macht: nämlich der Sockel. Und genau diese Feststellung nutze ich nun, um die skulpturale Erscheinung zu steigern.“

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