Dinslaken Dinslakens Kämmerei in schwerem Fahrwasser

Dinslaken · Die Stadt ist in Geldnöten. Ausgerechnet jetzt muss die Finanzverwaltung auf ihren erfahrensten Mann verzichten.

 Dinslakens Kämmerer Horst-Jürgen Schafft geht in den Ruhestand.

Dinslakens Kämmerer Horst-Jürgen Schafft geht in den Ruhestand.

Foto: Büttner, Martin (m-b)

Im kommenden März wird er 65 Jahre alt, und eigentlich hatte Horst-Jürgen Schafft bis dahin seinen Dienst tun wollen. Der Leiter des Geschäftsbereichs Finanzen hat sich - auch nach einigen Gesprächen mit seiner Frau, wie er sagt - anders entschieden. Im Frühjahr hat er seine frühzeitige Pensionierung in die Wege geleitet. Offiziell geht er zum Ende des Monats. Seinen letzten Arbeitstag hat er schon am 12. September. Das trifft Dinslaken zur Unzeit, auch wenn Schafft darauf verweist, "dass wir in der Kämmerei ein tolles Team sind".

Kämmerer Dr. Thomas Palotz hat gerade eine Haushaltssperre erlassen müssen und auch ansonsten steht die Dinslakener Finanzverwaltung unter mächtigem Druck. Kein Wunder, dass das Ausscheiden seines erfahrensten Mannes beim Kämmerer, wie er gestern erklärte, größtes Bedauern auslöst. Das umso mehr, als eine schnelle Nachfolgeregelung nicht in Sicht ist, obwohl die Pläne Schaffts seit Mai im Rathaus bekannt sind. Mehr mochte Palotz dazu nicht sagen.

Nach Informationen der Rheinischen Post haben Bürgermeister Dr. Michael Heidinger und Personalchef Bernd Schroer eine interne Lösung angestrebt. Nachfolger von Schafft sollte Frank Besmer werden. Der ist Chef des Bereichs Informationstechnik im Rathaus und hat keine Erfahrung in der Kämmerei. Offenes Geheimnis ist, dass der Baudezernent und Kämmerer, der als gelernter Architekt kein ausgesprochener Finanzexperte ist, es lieber gesehen hätte, wenn für die Kämmerei ein externer Experte eingekauft worden wäre, sich damit aber nicht durchsetzen konnte.

Auf eine interne Ausschreibung gab es dann nur eine Bewerbung - die von Besmer. Allerdings erhebt die Gleichstellungsbeauftragte inzwischen Einspruch gegen eine rein interne Ausschreibung, auf die sich lediglich ein Mann beworben hat. Deswegen wird wohl noch eine externe Ausschreibung nachgeschoben werden müssen, was das Verfahren um mindestens ein halbes Jahr verlängern dürfte. Das ist nicht nur wegen der aktuellen Haushaltsprobleme fatal. Die Kämmerei muss ein weiteres großes Problem bewältigen.

Immer noch fehlen die nach den Regeln des Neuen Kommunalen Finanzmanagements zu erstellenden Jahresabschlüsse für die Haushaltsjahre 2009 bis 2012, und die Finanzaufsicht hat bereits unmissverständlich angekündigt, dass sie keinen weiteren Dinslakener Haushalt mehr genehmigen wird, bevor diese Jahresabschlüsse vorliegen. Der Kämmerer wird deswegen zwar im Dezember den Haushalsentwurf für 2015 einbringen, und der Rat wird ihn möglicherweise im März beschließen. Wann das Zahlenwerk dann genehmigt wird, ist aber völlig unklar. Dinslaken droht im kommenden Jahr eine lange haushaltslose Zeit.

(RP)
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