Unsere Woche Dinslaken zeigt, wie menschliche Flüchtlingspolitik geht

Dinslaken · Warum in Dinslaken Willkommenskultur kein hohler Begriff ist, und warum dies der beste Weg ist, dumpfen Ressentiments und Fremdenfeindlichkeit zu begegnen.

In der vergangenen Woche war an dieser Stelle davon die Rede, dass Dinslaken stolz darauf sein kann, wie in dieser Stadt mit Flüchtlingen umgegangen wird. In dieser Woche hat sich das eindrucksvoll bestätigt.

Da stand die Stadt vor der Aufgabe, von jetzt auf gleich 120 neue Flüchtlinge unterbringen zu müssen. Sie hat diese Aufgabe eindrucksvoll bewältigt. Dass es nicht gelungen ist, das lange leerstehende Haus im Hardtfeld so schnell herzurichten, dass die Flüchtlinge noch in dieser Woche einziehen konnten, schmälert das nicht. Im Gegenteil: Es zeigt, dass es in Dinslaken nicht darum geht, Flüchtlinge irgendwie unterzubringen, sondern bestmöglich. In Dinslaken werden Menschen, die hierherkommen, weil sie in Not sind - egal, wie groß ihre Chancen sind, auch tatsächlich Asyl in diesem Land zu bekommen - so behandelt wie Menschen, die in Not sind. In Dinslaken ist die Maxime, dass Menschen unter allen Umständen einen Anspruch darauf haben, menschenwürdig behandelt zu werden, gelebte Praxis.

Das funktioniert, weil niemand, der in dieser Stadt Verantwortung trägt, es zulässt, dass diese Maxime in Frage gestellt wird, weil zum Beispiel der Bürgermeister wie selbstverständlich zur Stelle war, um die Flüchtling bei ihrer Ankunft willkommen zu heißen, obwohl ihr Kommen diese Stadt vor eine große Herausforderung stellte. Das funktioniert aber vor allem auch deswegen, weil die Politik hier frühzeitig eine kluge Entscheidung getroffen hat - nämlich die, die Betreuung der Flüchtlinge in die Hände der Caritas zu legen.

Man stelle sich einmal vor, der Verwaltungsapparat im Rathaus hätte das Unterbringungsproblem alleine lösen müssen. Kaum denkbar, dass alles so schnell gegangen wäre - und das ist überhaupt kein Vorwurf in Richtung Verwaltung, die nun einmal nach ihren Gesetzen funktioniert. Ein Verband, wie die Caritas, die bekanntlich im Zeichen der Nächstenliebe unterwegs ist, kann da ganz andere - eben unbürokratische - Kräfte mobilisieren.

Und so zeigt sich am Dinslakener Beispiel gleich zweierlei. Eine Kommune ist bestens beraten, wenn sie die Zusammenarbeit mit den Verbänden der freien Wohlfahrtspflege - und da gibt's ja nicht nur die Caritas - hegt und pflegt. Ohne das Engagement der Verbände, ihrer Mitarbeiter und der vielen ehrenamtlichen Kräfte, die sie in Bewegung bringen können, wäre die Gesellschaft ein großes Stück weit unmenschlicher.

Und zum Zweiten braucht's gerade auf so sensiblen Feldern wie der Flüchtlingspolitik Zeichen, wie Dr. Michael Heidinger eines am Dienstag gesetzt hat. Dinslakens Bürgermeister hat unmissverständlich deutlich gemacht, dass beim Umgang mit Flüchtlingen bei allen Problemen, die entstehen, immer im Vordergrund stehen muss, dass es um Menschen geht und dass es alle Anstrengungen lohnt, damit sie in Würde leben können.

In Dinslaken, das hat diese Woche gezeigt, ist Willkommenskultur kein leerer Begriff. Sie wird praktiziert. Das zeigt auch die Welle der Hilfsbereitschaft, die den Flüchtlingen aus der Dinslakener Bürgerschaft entgegen schwappt. Und diese Willkommenskultur ist der beste Weg, dumpfen Ressentiments oder gar Fremdenhass zu begegnen.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

JÖRG WERNER

(RP)
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