Neu in der Stadtbücherei In einem fremd gewordenen Land

Dinslaken · Ernst Lothar (1890-1974) war in den 1920er und 1930er Jahren in Österreich ein bekannter Schriftsteller und Kritiker, der 1938, nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich, in die USA emigrierte.

Den RP-Lesern wurde er vor zwei Jahren mit der Neuausgabe seines erfolgreichsten Romans, „Der Engel mit der Posaune“, vorgestellt.

Nun hat der Zsolnay Verlag einen weiteren Roman des österreichischen Schriftstellers in einer Neuausgabe vorgelegt, der das Thema Exil und Heimkehr auf ungewöhnliche Weise beleuchtet: „Die Rückkehr“, 1949 gleichzeitig in New York und in Salzburg erschienen.

Felix von Geldern war in Wien ein erfolgreicher Jurist, der (wie sein Autor) schon eine Woche nach dem „Anschluss“ Österreichs ins amerikanische Exil ging. In den USA aber bleibt er - trotz Einbürgerung - ein Fremder, der seine Heimat schmerzlich vermisst.

Als er 1946, ein Jahr nach dem Ende des Krieges, die Chance bekommt, in Geschäftsangelegenheiten nach Wien zu reisen, ergreift er sie sofort und kehrt so nach acht Jahren Exil in seine Vaterstadt zurück. Doch der Anblick der Ruinenstadt Wien schockt und entsetzt ihn und die tiefe Entfremdung zwischen Emigranten und österreichischer Bevölkerung deprimiert ihn tief.

Auch die Wiederbegegnung mit einer alten Liebe scheitert tragisch, und selbst seine in Wien gebliebene Mutter bleibt ihm fremd. Zurück in den USA schwankt er bis zuletzt zwischen Integration und erneuter Rückkehr in die fremd gewordene Heimat.

Je länger man liest, um so mehr nimmt einen dieser Roman mit seiner überaus aktuellen Thematik auch heute noch gefangen, vor allem auch wegen der beklemmend realistischen Schilderung des zerstörten Wiens und seiner verhärmten und verbitterten Bewohner.

Ernst Lothar: Die Rückkehr. Roman; Zsolnay-Verlag 2018

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