Spieletipps aus Dinslaken Zeit für Gesellschaftsspiele

Dinslaken · Vollblutspieler Friedel Hoffmann gibt Anregungen, welche Brettspiele „zwischen den Jahren“ auf dem Wohnzimmertisch landen sollten. Eine interessante Auswahl.

 Friedel Hoffmann hat eine große Spielesammlung. Er kennt sich mit den Neuerscheinungen der Brettspielwelt aus.

Friedel Hoffmann hat eine große Spielesammlung. Er kennt sich mit den Neuerscheinungen der Brettspielwelt aus.

Foto: Lars Fröhlich

Es sind Schulferien, verlängerte Schulferien sogar. Und viele Menschen nehmen sich „zwischen den Jahren“ Urlaub – Freizeit. Zeit, die mit der Familie verbracht werden will. In diesem Jahr umso mehr, da das Freizeitangebot auf ein Minimum reduziert ist und es gilt, die Zahl der Kontaktpersonen so gering wie möglich zu halten. Was tun also? Gesellschaftsspiele spielen, ist die Antwort von Friedel Hoffmann, dem Gründer des Hiesfelder Spielekreises „Hiespielchen“. „Spielen hält gesund. Denn die Menschen denken viel nach und reden miteinander.“ Doch es müssen nicht immer Klassiker wie „Mensch ärgere dich nicht“, „Rummikub“, „Uno“ oder „Kniffel“ sein, die auf dem Tisch landen. Friedel Hoffmann gibt Tipps, welche neuen Spiele ein Spaß für die ganze Familie, für Groß und Klein, für Jung und Alt sind.

Um Kindern das Gesellschaftsspiel näher zu bringen, empfiehlt Hoffmann beispielsweise „Noch mal! Kids“ (Schmidt Spiele). Die neuste Version des Würfelspiels ist für zwei bis vier Spieler ab fünf Jahren geeignet und dauert pro Runde nur 15 Minuten. Es wird gewürfelt und anschließend auf einem Spielblock entsprechend viele Felder angekreuzt. Ziel ist es dabei, als erstes ganze Spalten mit Kreuzen zu versehen und so Punkte (in Gestalt von Zoobesuchern) zu sammeln. „Das schöne ist: Die ‚Erwachsenenversion‘ läuft genauso, nur mit Zahlenwürfeln. Das heißt, die Kinder lernen mit der Kids-Version den Rhythmus des Spiels kennen. Und wenn sie dann etwas älter oder erfahrener sind, können sie die normale Version spielen“, erklärt Hoffmann.

Mit einer intuitiven Spielmechanik überzeugt „Polar Panic“ (Amigo) den Hobbyspieler. „Da muss man nicht viel erklären und kann schnell loslegen“, sagt er. Wie bei Memorie liegen verdeckte Karten auf dem Tisch, die reihum aufgedeckt werden. Ist zwei Mal das gleiche Meerestier abgebildet, heißt es losschlagen: Wer zuerst seine Hand auf der Karte hat, gewinnt diese. „Bei Aktionsspielen wie diesem muss man nicht absichtlich verlieren. Vielmehr muss man hellwach sein, damit man überhaupt eine Chance gegen die Kinder hat“, sagt Hoffmann. „Polar Panic“ ist für bis zu sechs Spieler ab sechs Jahren ausgelegt.

Sehr innovativ und ebenfalls für die jüngsten Spieler geeignet ist „Speedy Roll“ (Piatnik). Das „Kinderspiel des Jahres 2020“ besteche durch „einen einzigartigen Mechanismus, den ich in dieser Art noch nicht gesehen habe“, so Hoffmann. Statt eines Würfels rollen die Spielenden (ab vier Jahre, bis zu vier Spieler) eine Kugel in der Größe eines Tischtennisballs. Wie bei einem Klettverschluss haften die Spielplättchen – in Form von Pilzen, Blättern oder Äpfeln – an der Kugel, wenn sie darüber rollt. Die Plättchen funktionieren analog zu den Augen auf einem Würfel und geben die Felder an, die man mit seiner Spielfigur vorziehen darf. Das Spiel verfügt über zwei Modi: In der kompetitiven Variante geht es darum, als erster mit seiner Spielfigur (ein Igel) ins Haus zu gelangen. In der kooperativen Variante – beide sind im Spiel enthalten – fliehen die Spieler vor einem Fuchs, der mit Verzögerung die Verfolgung aufnimmt. „Man kann also auch allein spielen. Und je nachdem wie gut man rollt, kommt man schneller ans Ziel“, sagt Friedel Hoffmann.

Dass Spiele kooperativ funktionieren ist aber keine Neuerung, vielmehr ein Trend, der sich aktuell abzeichne, sagt der Spiel-Experte. Ein Beispiel dafür ist „The Crew“ (Kosmos) – ein kooperatives Stichspiel. „Als ich das gehört habe, wusste ich nicht, was das heißen soll. Wie soll das funktionieren? Aber es funktioniert ganz großartig. Ich bin wirklich begeistert“, sagt Hoffmann. „The Crew“ ist ausgezeichnet als „Kennerspiel des Jahres 2020“. Die drei bis fünf Spieler (geeignet ab zehn Jahren) bilden ein Team und versuchen gemeinsam durch geschicktes Kartenlegen Aufgaben zu erfüllen. Der Kniff: In den Runden soll das Sprechen auf ein Minimum reduziert, am besten ganz unterlassen werden. Den Spielreiz sollen 50, immer kniffliger werdende Missionen schaffen, die in so wenig Anläufen wie möglich absolviert werden wollen. „Das kommt bei allen gut an“, sagt Hoffmann. Ein ähnliches Prinzip – aber ohne Stich – hat „The Game“ (Nürnberger-Spielkarten-Verlag). Mit „The Game – Quick and Easy“ ist jetzt eine abgespeckte, aber gleichbleibend herausfordernde Version des Kartenspiels erschienen. „Das kann man auch sehr gut zu zweit spielen“, sagt Hoffmann.

Ebenfalls kooperativ, aber dafür bedeutend komplexer, ist die Spielserie „Break In“ (Schmidt Spiele). Diese wurde als Neuheit auf der virtuellen Spielemesse „Spiel.digital“ vorgestellt. Die Box selbst ist ein dreidimensionaler Spielplan. Die Spielenden (ab zwölf Jahre, für ein bis sechs Spieler) müssen in das Hochsicherheitsgefängnis „Alcatraz“ oder das militärische Sperrgebiet „Area 51“ einbrechen. Durch Rätseln und Ausprobieren gelangen sie von Raum zu Raum und arbeiten sich so in den Kern der 3D-Spielumgebung vor. „Man darf das Spiel erst aufmachen, wenn man es spielt“, erklärt Hoffmann. Für ihn steht das Rätselspiel mit einer Spieldauer von 100 Minuten noch aus.

„Break In“ erinnert an spielgewordene „Live Escape Rooms“, wie sie etwa der Kosmos-Verlag mit „Exit – The Game“ rausgebracht hat. Rätselspaß auf gleicher Ebene bringe zudem „Pocket Detective“ (Schmidt Spiele), das ebenfalls auf der „Spiel.digital“ präsentiert wurde, sagt Hoffmann. Als Gruppe bis zu sechs Personen (ab 12 Jahren) muss in dem Spiel ein Kriminalfall gelöst werden. Das Besuchen von Tatorten, das Sammeln von Indizien sowie das Befragen der Zeugen läuft über Karten. Die Spieldauer wird mit 60 bis 90 Minuten angegeben.

Und auch wer keines der genannten neuen Spiele besitzt oder spontan kaufen kann oder will, muss nicht verzagen, meint der Experte. Es gebe so viele Spiele, die durch ihre einfache Mechanik für ein breites Publikum interessant seien. Als Beispiele nennt Hoffmann das Kartenspiel „Lama“ (Amigo), das Würfel- und Legespiel „Bingolino“ (Schmidt Spiele) oder das Würfelspiel „Heckmeck am Bratwurmeck“ (Zoch-Verlag). „Die Spiele sind der Renner, egal wo ich bin und mit wem ich spiele“, sagt der „Hiespielchen“-Gründer. Und wenn es doch mal klassischer sein soll, gebe es jede Menge alternative Spielregeln für Urgesteine wie „Mensch ärgere dich nicht“ – „das ist dann ein ganz anderer Kick“, sagt Hoffmann. Denn am Ende gehe es um den Spaß am Spiel und an der Gesellschaft. Und genau deshalb sei Spielen „das schönste Hobby“, so Friedel Hoffmann.

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