Dinslaken überzeugt nicht BUND kritisiert Stillstand bei Klimapolitik

Dinslaken · Mehr als zwei Jahre nach der Wahl eines neuen Stadtrates in Dinslaken fällt die Bilanz für den BUND nicht gut aus. Die Klima-Resilienz der Stadt werde in der Summe verschlechtert statt verbessert.

 Der Rotbach an der Wassermühle in Hiesfeld im Sommer 2022: Anhaltende Trockenperioden gelten als sicheres Anzeichen für den Klimawandel.

Der Rotbach an der Wassermühle in Hiesfeld im Sommer 2022: Anhaltende Trockenperioden gelten als sicheres Anzeichen für den Klimawandel.

Foto: Heinz Schild

Die BUND-Kreisgruppe Wesel sieht keine Anzeichen dafür, dass die Politik in Dinslaken seit den letzten Kommunalwahlen die immer deutlicher spürbaren Klimaveränderungen zur Kenntnis genommen hat. Es fehlten jegliche politische Initiativen zu einer Verbesserung der CO2-Bilanz der Stadt sowie für eine Anpassungsstrategie an die Folgen dieser Veränderungen, heißt es in einer Pressemitteilung des BUND:

„Da der Verkehr einen der wesentlichen CO2-Emittenten darstellt, könnte die Stadt über eine deutliche Verbesserung des ÖPNV einen echten Beitrag zum Klimaschutz leisten“, sagt Günther Rinke, Vorsitzender des BUND im Kreis Wesel. Es seien zwar schon erste Schritte zum Aufbau eines effektiven Stadtbussystems diskutiert worden, konkret geschehen sei aber bisher wenig.

Ein für den BUND überzeugendes Konzept für ein gutes Stadtbussystem entsprechend den funktionierenden Vorbildern in Bocholt und Lemgo sei bisher nicht fertig gestellt. „Stattdessen freuen sich CDU und SPD darüber, dass es nun für alle Dinslakener Bürger:innen möglich ist, in unsere Stadt ein Fahrzeug der Firma Porsche zu erwerben“, kritisiert Rinke. Sie setzten weiter auf den Individualverkehr, „obwohl es sicher sinnvoller wäre, ein für alle Bürger:innen gleichermaßen zugängliches, gut funktionierendes und umweltfreundliches öffentliches Verkehrssystem zu installieren.“ Damit würden auch erheblich mehr Arbeitsplätze geschaffen.

Auch in anderen Bereichen der Klima- und Umweltpolitik gebe es in Dinslaken keine Bewegung in die richtige Richtung, kritisiert der Umweltverband. „Die Stadtwerke setzen auf ein angeblich nachhaltiges Holzkraftwerk. Ärgerlich ist nur, dass dieses Kraftwerk bei der Verbrennung von Holz jede Menge CO2 freisetzt“, sagt Tomás Cabral von der BUND-Kreisgruppe. „Die Bäume, die dieses CO2 wieder aufnehmen sollen, müssen allerdings noch gepflanzt werden und können demnach erst in frühestens 50 Jahren, wenn sie denn herangewachsen sind, diese Aufgabe erfüllen. Für eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad ist dies offensichtlich zu spät.“

Auch sei die zukünftige Wirtschaftlichkeit fraglich, CO2-Abgaben für die Holzverbrennung würden bereits diskutiert. „Wo, so fragen wir uns, bleibt eine Initiative für den Ausbau der Solarenergie? Dächer gibt es reichlich in Dinslaken, auch auf öffentlichen Gebäuden“, sagt Tomás Cabral und fragt: „Wo bleiben die Solaranlagen über den vielen Parkplätzen?“ Im Sommer könnte mit dem Überschuss an Strom Grüner Wasserstoff produziert und verkauft werden. „Der Markt hierfür wird in den nächsten Jahren stetig wachsen“, prognostiziert Cabral. Stattdessen werde „eifrig daran gearbeitet die Flächenversiegelung und den Flächenverbrauch zu steigern“. CDU und SPD träumten von weiteren Gewebegebieten; an der Flurstraße und in anderen Stadtteilen würden neue Siedlungsflächen erschlossen. „Frischluftschneisen werden zugebaut, wertvolle landwirtschaftliche Flächen zerstört“, beklagt Cabral.

Angesichts der enormen Preissteigerungen bei Lebensmitteln und den Dürren der letzten Jahre sieht der BUND hier eine eklatante Fehlentenentwicklung. Die BUND Kreisgruppe Wesel begrüßt dabei ausdrücklich, dass das Gelände des ehemaligen Freibades mit entsprechenden Fördergeldern nun doch zu einem naturnahen Erholungsraum umgestaltet werden kann. „SPD, CDU und UBV, die dieses Projekt zu verhindern versuchten, sollten nach der Förderzusage nun dringend umdenken und den Weg zur Realisierung des in einer Bürgerbeteiligung entwickelten Konzepts frei machen“, so Günther Rinke. Die dann entstehende naturnahe Fläche werde als Frischluftschneise einen wichtigen Beitrag zur Milderung der Folgen der Klimakrise in Dinslaken leisten. „Damit aber in Zukunft auch in Zeiten zunehmender Erwärmung und Trockenheit ein gutes Stadtklima gewährleistet ist, benötigt Dinslaken mehr Platz für Stadtgrün, eine Vernetzung der Grünflächen untereinander und mit den umliegenden Freiflächen.“

Hierzu wäre nach Meinung des BUND der Masterplan Grün notwendig, der schon lange in der Arbeit sei, aber weiterhin auf sich warten lasse. Mehr als zwei Jahre nach der Wahl eines neuen Stadtrates in Dinslaken fällt die Bilanz für den BUND nicht gut aus. Investitionen in zukunftsfähige Technologien fänden nicht statt, die Klima-Resilienz der Stadt werde in der Summe verschlechtert statt verbessert. Das Fazit des BUND: „Wir fordern Stadtrat, Politik und Verwaltung in Dinslaken auf, ihrer Verantwortung für die Bürger:innen dieser Stadt nachzukommen und vorausschauend und der Realität entsprechend zu handeln. Nur gemeinsam und ohne sich in Streitereien und Klein-Klein zu verlieren, können die enormen Herausforderungen der Zukunft angegangen werden.“

(fbl)
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