Dinslaken DIN-Tage stärker als Hagel

Dinslaken · Ein Wochenende lang gab es kulturelle, intellektuelle und musikalische Auftritte in der Innenstadt. Hauptgesprächsthema war das Wetter. Mal hagelte es, dann brach ein Gewitter aus oder auch die Sonne durch.

Das waren die DIN-Tage 2011
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Seit drei Uhr säßen sie schon auf ihrer Decke in der Neustraße. Ein ungläubiger Blick genügt, sofort erklärt Petra Paredes: "Drei Uhr nachts." Ihr Sohn hatte den Platz mitten in der Nacht gesichert, gegen fünf ist sie dann mit ihrer Tochter Sofia gekommen — zur Ablösung. Und damit waren sie bei weitem nicht die einzigen. "Bei dem Wetter muss man aufpassen, da sind die Plätze unter den Vordächern beliebt", weiß Petra Paredes.

Ihr ist es gelungen, einen wetterfesten Standort für ihre Trödelsachen zu finden. An beiden Tagen haben die Kindertrödler früh angefangen. Mittags zählen bei den jungen Verkäufern die "DIN-Schleifen" der Bäckerei Schollin und Döner zu den Grundnahrungsmitteln. Der Trödelverkauf läuft gut, zumindest in der Neustraße schieben sich zu jeder Zeit die Menschen voreinander her, es sei denn, es hagelt. Am frühen Samstagnachmittag tobt das Unwetter über Dinslaken.

Trödler fliehen, die potenziellen Käufer ebenso. Im Burginnenhof, der "stillen Oase" der DIN-Tage, verschiebt sich das Programm. Eng rücken Frauen und Männer unter dem großen Fallschirm zusammen, trinken fair gehandelten Kaffee und essen Kuchen. Ruhig ist es hier, und trotz Sturzbächen, die vom Schirm fließen, erstaunlich gemütlich.

"Restkultur" hat seinen Auftritt. Ein Kabarett-Quintett aus zwei Frauen und drei Männern. Bürgermeister Dr. Michael Heidinger und sein erster Beigeordnete Dr. Thomas Palotz — beide sind vor Ort — kriegen ihr Fett weg. Erst muss sich Heidinger mit Westerwelle vergleichen lassen, dann löst Palotz als großer Erneuerer ein Trauma aus. Knapp 100 Leute lachen beherzt — das Ziel eines jeden Kabarettisten, es ist erfüllt.

Dietmar Rieß, Geschäftsführer von "aveo", dem Flugunternehmen an der "Schwarzen Heide", ist wetterbedingt nur mäßig zufrieden mit der Zahl der Kunden. Aber der Rundflug über Dinslaken, den er anbietet, der ist einzigartig. Klein und unbeschwert sieht die Stadt aus, Probleme werden unbedeutend. Jeder, der aus dem Helikopter aussteigt, strahlt über das ganze Gesicht. Sieben Minuten über Dinslaken — so hübsch wirkt die Stadt von oben, dass das flaue Gefühl im Magen, das noch vor Betreten der kleinen roten Maschine vorherrschte, rasch vergessen ist.

Der Begriff des "Feriendorfes" irritiert etwas. In Wahrheit stehen Buden, wie man sie vom Weihnachtsmarkt kennt, vor dem Neutor. Dort sind rein kommerzielle Aussteller zu finden, aber eben auch Gäste aus Dinslakens französischer Partnerstadt Agen. Audrey Chassenard beispielsweise. Sie verkauft seit einem Jahr Wein, ihr Vater ist seit einer Ewigkeit Winzer und die Tochter unterstützt ihn nun. "Je mehr Leute meinen Wein trinken und mich sehen, desto besser ist das", sagt sie.

Die Stadtspitze von Agen fragte sie, ob sie mit nach Dinslaken wolle, also sagte sie ja. Ein Abenteuer, spricht sie doch nur Französisch. Sonnenschein und blauer Himmel liegen über Dinslaken. Samstagabend, und die Stadt ist überfüllt. "Policeman's Sting" am Altmarkt und die "Waikiki Beach Bombers" am Neutor bieten, wie es auf die 38. DIN-Tage überhaupt zutrifft, Auswahl für jeden.

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