Die Stadt ist jeck. Anders kann man den Ausblick vom Wagen des Elferrates des Voerder Karnevalsvereins (VKV) wohl kaum beschreiben. Ein Meer von kostümierten Narren jubelt dem Zug zu, der sich durch die Innenstadt schlängelt. Über den Jecken strahlt die Sonne, Kamelle sausen durch die Luft und werden neben den Wagen aufgefangen oder vom Boden gesammelt. Kinderaugen leuchten, Narrengesichter lachen. Das bunte Treiben in der Voerder City gehört mit Sicherheit zu den schönen Seiten der fünften Jahreszeit.

Selbstverständlich ist das nicht, wenn man bedenkt, dass der Karnevalsverein alle zwei Jahre die Finanzierung des Zuges ohne Unterstützung aus dem Stadtsäckel durchführen muss. "Es ist vor allem unserem Vorsitzenden Stefan Schmitz, seinem Organisationsteam und unseren Ehrensenatoren zu verdanken, dass der Zug stattfinden kann", erklärt Mark Sarres, stellvertretender Vorsitzender des VKV.

Probleme, die in den Hintergrund treten, wenn sich der jecke Lindwurm auf seinen Weg durch das Stadtgebiet macht. Etwa 30 Wagen und Fußgruppen sind mit dabei, angeführt von einem besonderen Gefährt. Denn auf dem ersten Wagen sorgt Zugleiter Holger Bettger mit flotten Sprüchen und Musik für Stimmung. Außerdem heizen Dunja Weßels-Croonen und Andreas Weßels mit Live-Gesang das jecke Treiben an der Zugstrecke mit Karnevalsliedern weiter an.

Mit lauten "Helau"-Rufen begrüßen die Narren an der Zugstrecke die vorbeifahrenden Wagen sowie die Fußgruppen zwischen ihnen und werden mit reichlich Kamelle belohnt. Besonders beliebt in puncto Kostümierung: Ganzkörper-Tierkostüme, die schon von den kleinsten Jecken getragen werden, aber auch bei den erwachsenen Narren beliebt sind. Die Artenvielfalt ist beeindruckend: Da tummeln sich kleine Löwen mit Miniaturkrokodilen, Tiger tanzen mit Eisbären, und ein kleiner Drache blickt über einen Schwarm menschgroßer Bienen hinweg.

Doch nicht nur die Tierwelt hat ihre Vertreter zum Zug nach Voerde entsandt. Es scheint sogar, als seien Narren aus aller Welt zum Zug gepilgert. In Kilt gekleidet und mit Kriegsbemalung im Gesicht grüßt ein Highlander die vorbeiziehenden Jecken. An der Straße "Am Mommbach" wartet eine Delegation von Scheichs aus dem Nahen Osten auf die vorbeiziehenden Jecken. Hier und da stehen deutlich an ihren Uniformen erkennbare Agenten des amerikanischen FBI an der Zugstrecke. Ansonsten finden sich Prinzessinnen, Ritter, Clowns sowie Aliens und sogar eine junge Frau in einem Brautkleid unter den jubelnden Jecken.

Und dann ist auch schon das Ende der Wegstrecke erreicht und Mark Sarres freut sich. "Sonnenschein, viele Menschen — das ist ein richtiger Frühlings-Karnevalszug", sagt der stellvertretende Vorsitzende des Voerder Karnevalsvereins mit Blick in den blauen Himmel und ist sichtlich zufrieden..