Voerde/Nepal "Die Menschen stehen vor dem Nichts"

Voerde/Nepal · Nach der verheerenden Erdbebenkatasprohe in Nepal half die Voerderin Trudi Reske im Interplast-Hospital in Sankhu.

Vier Wochen lang hielt sich Trudi Reske in Nepal auf, um den Menschen im Interplast-Hospital in Sankhu nach dem verheerenden Erdbeben zu helfen. Jetzt ist die Voerderin zurückgekehrt. "Nach über 30 Aufenthalten am Hospital war dies der arbeitsreichste. Die Menschen sind tief verängstigt und stehen im wahrsten Sinne des Wortes vor dem Nichts", beschreibt Trudi Reske ihre Eindrücke. " Wir hatten viele Patienten im Carport liegen, und nach dem zweiten Beben hat die kanadische Armee sogar ein großes Zelt aufgebaut. Dort befanden sich dann noch zehn bis zwölf Patienten mit ihren Helfern." Viele der Patienten hatten Angst, überhaupt die Räume des Hospitals zu betreten, obwohl es dort keine Beschädigungen am Gebäude gab. Auch die nepalischen Ärzte wagten sich nicht in den OP.

Vom kanadischen Team wurden das Krankenhaus reich beschenkt, es erhielt Reinigungsmaterial, Staubsauger, Kompressoren, Feldbetten sowie transportable Duschen. Nur wenige Tage später kam dann ein anderes Team und brachte weiteres Hilfematerial. "Ich hatte Freudentränen in den Augen", berichtet Reske. Mehrere Organisationen brachten Medikamente und Verbandsmaterial, das von der Voerderin gesichtet und dann verstaut wurde. "Gar nicht so einfach bei dem eingeschränkten Lagerraum." Nebenher nähte Trudi Reske noch neue Vorhänge für die Patientenzimmer, flickte Kitttel und Hosen.

Vom leitenden Ingenieur Hein Stahl bekam sie den Auftrag, die Erdbebenopfer nach ihren Bedürfnissen zu befragen und festzustellen, was in den nächsten vier bis fünf Monaten gebraucht wird. Anfangs waren es 18 Betroffene, nach der Aktion hatte sie 35 Bedürftige auf ihrer Liste. Mit allen führte sie in Gespräch und stellte dann je nach der individuellen Situation das Notwendigste zur Verfügung. Es ging dabei um Zelte, Planen, Eisenstangen und für viele auch um Lebensmittel. Bei den Wünschen vom Hospitalpersonal im Hospital fing es bei einem Sack Reis an und hörte bei mehreren Tausend Euro auf. "Natürlich kann Interplast nicht für jeden ein Haus finanzieren, aber die erste Not lindern und unterstützen konnten wir durch die Spender aus Deutschland". berichtet Trudi Reske.

Die Voerderin sah sich in der Umgebung viele Häuser an. "Es ist ein Jammer, wie manche Menschen dort hausen - denn wohnen kann man das nicht nennen. 80 Prozent der Mitarbeiter leben jetzt in Zelten oder unter Planen. An einen Neuaufbau der Häuser kann man erst denken, wenn der Monsun vorbei ist", berichtetet die Voerderin. Sie hofft, dass nun besseres Baumaterial verwendet wird. Und nicht, wie in den vergangenen Jahren, aus Lehm getrocknete Ziegel, die bei dem Beben wie Sand zusammen gefallen sind. Inzwischen gibt es einen Engpass bei den Baumaterialien, deren Preise zudem ernorm gestiegen sind. Vor Monaten kostete ein Sack Zement noch 200 Rupien gekostet - jetzt bezahlt man dafür 800 Rupien. Nicht nur im Baubereich gingen die Preise hoch, auch für Grundnahrungsmittel muss mehr bezahlt werden. Viele versorgen sich daher mit Lebensmitteln aus dem eigenen Garten.

(RP)
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