Dinslaken Die Freude am Lesen wecken

Dinslaken · Als Vorsitzende von "Mentor – Die Leselernhelfer Niederrhein" engagiert sich Heidrun Grießer dafür, dass ehrenamtliche Mentoren Schulkindern die Welt der Bücher näherbringen. Der Verein arbeitet so erfolgreich, dass sie für die Wahl "unserer Besten" vorgeschlagen wurde.

 Heidrun Grießer hat den Verein "Mentor – Die Leselernhelfer Niederrhein" ins Leben gerufen.

Heidrun Grießer hat den Verein "Mentor – Die Leselernhelfer Niederrhein" ins Leben gerufen.

Foto: Kazur

Als ihr eine Bochumer Freundin Anfang Januar 2010 von ihrer Tätigkeit als Mentorin erzählte, war Heidrun Grießer sofort "vom Mentorvirus infiziert." Die Kinobetreiberin des Lichtburg-Kinos wollte die Idee auch am Niederrhein etablieren und gründete bald darauf den Verein "Mentor – Die Leselernhelfer Niederrhein". Zur Gründungsversammlung in der Dinslakener Stadtbibliothek trafen sich am 10. Juni des gleichen Jahres über 30 Interessierte. Dr. Michael Heidinger, Dinslakens Bürgermeister, unterstützte wenig später als erster Schirmherr den gemeinnützigen Verein, der zunächst in Dinslaken, Voerde und Hünxe tätig war.

Kooperation mit Schulen

Grundlage der Arbeit von "Mentor" ist eine enge Kooperation mit den Schulen: In Abstimmung mit den Eltern suchen diese Kinder aus, die Defizite in ihrer Lesefertigkeit aufweisen. Heidrun Grießer fasst das Konzept mit einer Formel zusammen: "Ein Kind, ein Mentor, eine Stunde in der Woche." Jeder Mentor übernimmt einen der Schüler, mit dem er mindestens sechs Monate lang wöchentlich ein bis zwei Mal liest, in der Regel im Anschluss an den Unterricht. Wichtig ist dabei, dass die Chemie zwischen Lesepate und Schüler stimmt und so das Lesen in einer entspannten Atmosphäre möglich ist. Jeder Mentor unterrichtet außerdem nicht mehr als ein Kind, damit kein Leistungsdruck entsteht.

Diese Einzelförderung soll insbesondere Familien entlasten, die sich eine Nachhilfe nicht leisten können. Allerdings legt Heidrun Grießer Wert darauf, dass das Lesen mit einem Mentor nicht als klassischer Nachhilfeunterricht missverstanden wird. In erster Linie soll das Interesse an der Sprache und an Geschichten geweckt werden: "Es geht darum, gemeinsam die Abenteuer in Büchern zu entdecken."

Die Mentoren müssen keine besondere pädagogische Ausbildung haben. Es wird lediglich vorausgesetzt, dass sie selbst gern lesen, Kinder mögen, engagiert sind und Freude an sprachlicher Betätigung haben. Sie werden in Ihrer Arbeit begleitet und unterstützt durch einen vom Vorstand beauftragten Betreuer, der sie auch inhaltlich auf ihre Aufgabe vorbereitet. Regelmäßig findet ein Lesecafé in der Dinslakener Stadtbibliothek statt, in dem Erfahrungen ausgetauscht werden können. Der Verein wächst seit seiner Gründung stetig, die Resonanz ist durchweg positiv. Im neuen Schuljahr nimmt er seine Tätigkeit auch an vier Grundschulen in Wesel auf und beginnt mit 130 Mentoren, wobei Heidrun Grießer darauf verweist, dass der Bedarf noch längst nicht gedeckt ist: "Wir sind dankbar für jeden, der bereit ist, bei uns mitzuarbeiten."

(RP)
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