Unsere Woche Freibad-Entscheidung – die nächste Chance, es zu versemmeln

Meinung · Im Streit um das Freibad Hiesfeld ist jetzt so viel Porzellan zerschlagen worden, man könnte problemlos ein 50-Meter-Becken damit kacheln.

 Vor der entscheidenden Ratssitzung demonstrierten Menschen für den Erhalt des Freibads in Hiesfeld.

Vor der entscheidenden Ratssitzung demonstrierten Menschen für den Erhalt des Freibads in Hiesfeld.

Foto: Sina Zehrfeld

Es bleibt dabei, dass viele Bürger das Gefühl haben: In Wahrheit war der Erhalt des Hiesfelder Bades nie gewollt. In Wahrheit hat man immer Gründe gesucht, es abzuwickeln. Es war allzu lange schon ein totgesagtes, das hartnäckig immer weiter lebte.

Es bleibt dabei: Stadtspitze und Stadtwerke hätten kaum für größeren Ärger sorgen können, als sie es getan haben. Sie haben bestenfalls falsche Hoffnungen bestehen lassen und über Probleme viel zu spät aufgeklärt. Schlimmerenfalls haben sie mit dem Bäderkompromiss für Ruhe gesorgt, bis der Weg bereitet war, das Projekt Hiesfeld zu begraben. Was davon zutrifft, wissen nur die Verantwortlichen selbst.

Als nächstes hat sich die Politik nicht mit Ruhm bekleckert: Die Forderung nach einer Millionen-Bürgschaft, die ein möglicher Architekt für einen Bäderbau beibringen sollte, war nicht zu erfüllen. Eine ziemlich gehässige Retourkutsche gegen widerspenstige Freibadkämpfer.

Zuletzt haben dann diese Freibadkämpfer unter Beweis gestellt, zu welchen Winkelzügen sie bereit sind. Die Ratsleute Lieselotte Wallerich (Grüne) und Thomas Giezek (UBV) sind beide ein paar Tage vor der entscheidenden Abstimmung im Stadtrat von ihren Vorstandsämtern im Freibadverein zurückgetreten, um nicht mehr als „befangen“ zu gelten. Beide könnten noch im Juli wieder hineingewählt werden in ihre gerade aufgegebenen Positionen.

So etwas mag formell vielleicht in Ordnung sein, zumindest haben die anderen Parteien es nicht beanstandet. Moralisch ist es aber ganz und gar nicht in Ordnung. Selbstverständlich waren die beiden nach dem Rücktritt genauso befangen wie vorher, sie selbst wissen das so gut wie jeder um sie herum. Sie haben eine gute Regelung ausmanövriert: Nämlich, dass Politiker, die in einer Sache persönlich Karten im Spiel haben, nicht für die Allgemeinheit darüber entscheiden sollten, wie dieses Spiel ausgeht.

Thomas Giezek selbst erklärt den Schritt, sie hätten im Rat zumindest das Rederecht behalten wollen. Niemand der eigenen Parteikollegen sei in der Sache so gut informiert wie Wallerich und er.

Das mag sein, ist aber trotzdem die Art von Trickserei, die man beim politischen Gegner völlig zurecht verurteilen würde. So etwas füttert das Gefühl, dass bei politischen Entscheidungen geschachert und geschummelt wird, dass alle es tun und eigentlich sogar alle wissen.

Die nächste Gelegenheit, es besser zu machen in der Kommunikation oder es wieder richtig zu versemmeln, steht jetzt an. Nämlich, wenn es nun um ein Freibad am Dinamare geht. „Es ist ja nicht so, dass wir kein Freibad bauen“, hat der Bürgermeister mehrfach gesagt. Er sehe sich in der Verantwortung, für „Wasserfläche“ zu sorgen. Beschlossen ist aber bisher nur das Aus für Hiesfeld, sonst nichts.

Ein neues Freibad wird wieder teuer. Eine neue Freizeitanlage in Hiesfeld übrigens auch. Wenn die Prüfungen abgeschlossen sind und das alles mal durchgerechnet ist, wird man sich an alle Versprechungen erinnern.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.

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sina.zehrfeld@rheinische-post.de

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