Enttäuschung und Ärger im Stadtrat Freibad Hiesfeld – der emotionale Streit

Dinslaken · Der Stadtrat hat das Projekt „Freibad Hiesfeld“ endgültig begraben. Vorausgegangen war ein verbaler Schlagabtausch. Es gab Fragen und Kritik von Bürgern, aber auch die Politiker zeigten Enttäuschung und machten Vorwürfe.

 Protest mit Strandlaken vor der entscheidenden Ratssitzung.

Protest mit Strandlaken vor der entscheidenden Ratssitzung.

Foto: Sina Zehrfeld

Die Entscheidung des Stadtrates für das Bäderkonzept der Stadt Dinslaken, und damit gegen ein Freibad für Hiesfeld, stand fest. So war die Diskussion darum sowohl im Rat als auch im Sportausschuss eher ein Austausch von Haltungen, ein Offenlegen von Meinungen, von Protest und Misstrauen.

Ein grundlegender Zweifel ist nicht ausgeräumt bei Bürgern, aber auch Politikern, die für das Freibad gekämpft hatten: Sie glauben einfach nicht, dass der Boden am Standort so schlecht ist, dass man dort kein Freibad betriebssicher herstellen könnte. „Da müsste ja rundherum alles abgerissen werden“, sagte eine Besucherin in der Einwohner-Fragestunde.

Grünen-Ratsfrau Lieselotte Wallerich sah es ähnlich. Das Bad, so ihr Verdacht, sei einfach nicht gewollt. „Immer hieß es, das muss geschlossen werden, weil... und dann gab’s immer andere Gründe“, erinnerte sie. In den 70er, 80er und 90er Jahren sei das so gewesen. „Aber jetzt mal ganz ehrlich: Der Boden hat sich nicht geändert. Der Boden war immer so.“

Bürgermeister Michael Heidinger hielt dagegen: Nein, es müsse nicht rundherum alles abgerissen werden, denn erstens sei der Untergrund des Freibadgeländes besonders schlecht, und zweitens hielten Häuser mehr Bodenbewegungen aus als Schwimmbäder. Und wenn sich auch die Bodenbeschaffenheit nicht geändert habe – bei den Ansprüchen an Schwimmbäder sei das der Fall. Es gebe Normen, die man einzuhalten habe. „Die Hygieneparameter des Jahres 1924 waren andere als heute. Da haben wir im Rotbachwasser gebadet“, sagte Heidinger.

Ob die Stadt jemals mit dem Gesundheitsamt erörtert habe, ob die Normen nicht trotz der Probleme am Standort einzuhalten seien, wollte ein Besucher wissen. Das Amt werde wohl nicht auf  einzelne Parameter bestehen, „so lange das Ziel erreicht wird, nämlich die Hygiene des Badewassers“. „Dem Fachdienst Gesundheit des Kreises Wesel – dem ist völig egal, wie diese Hygieneparameter eingehalten werden“, bestätigte der Bürgermeister. Nur sei das unter den herrschenden Bedingungen eben nicht zu gewährleisten. Und weitere Gespräche machten keine Sinn, „wenn die Ingenieure schon sagen, dass es nicht funktioniert“.

Viel Kritik gab es daran, dass über Jahre nichts geschehen ist und am Ende Erwartungen enttäuscht werden. Die Angesprochenen argumentierten dagegen: Gerade das zeige doch, dass man das Bad eben nicht schnell und bereitwillig aufgegeben habe.

Gerd Baßfeld von Die Linke sah das anders: „Die Stadtwerke haben es übernommen – das Freibad ist dicht“, fasste er zusammen. Thomas Giezek – bekannt als Kämpfer im Hiesfelder Freibadverein, im Rat jedoch in seiner Eigenschaft als Mitglied der UBV-Fraktion vertreten – warf der Stadtspitze vor: „Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe.“ Es habe in Dinslaken mal genug Wasserfläche für 70.000 Einwohner gegeben, „heute haben wir nicht mal mehr eine Liegewiese“.

Die Kritiker der Bäder-Entscheidung waren rund um diese Ratssitzung sehr viel lauter als die Befürworter. Und mancher derjenigen, die das Aus für das Freibad für die einzig verantwortbare Entscheidung halten, schwankte angesichts der wütenden Stimmung zwischen Resignation und Ärger. Der Tenor: Irgendwann, wenn die Fakten immer und immer wieder durchgekaut wurden, müsse man sie doch auch mal einsehen.

„Wir werden sowieso die Schläge kriegen“, sagte etwa der stellvertretende SPD-Fraktionschef Peter Steinbeißer. Aber die  Freizeitanlage, die nun für den einstigen Freibadstandort geplant werden soll, könne etwas Gutes werden, könne ein Aushängeschild für Dinslaken sein. „Man soll auch mal den Mut haben zu Neuem“, appellierte Steinbeißer.

Im Sportausschuss des Rates hatte der Architekt Wolfgang Hein kurz zuvor über sein Konzept für eine Wiederbelebung des Bades referiert, das er für den Freibadverein entwickelt hatte.

Er sei gefragt worden, ob „das eigentlich normal“ sei, wie es in Dinslaken in dieser Bäder-Diskussion laufe. Seine Antwort war eine Botschaft, die für alle Seiten – Stadt, Politik und aktive Bürger –  beruhigend sein dürfte: „Wie es in Dinslaken abläuft, ist nicht etwa anormal“, sagte er. „Freibäder sind sehr mit Emotionen bepackt.“

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