Umstrittene Planung Wer die L 4n nicht will, muss umso mehr darüber reden

Meinung · Zur umstrittenen Planung für die neue Landstraße „L4n“ ist noch längst nicht alles gesagt. Das hat gerade der Bund für Umwelt und Naturschutz wieder bewiesen. Er stellt die Planung insgesamt und grundsätzlich infrage.

Dialogforum zur L4n in Dinslaken und Hünxe
Foto: Zehrfeld

Niemand werde durch diese Straße entlastet, es gebe nur Nachteile für Mensch und Umwelt. Eine Meinung, die viele Bürger teilen, und zwar sowohl in Hünxe als auch in Dinslaken; das hat sich in den vergangenen Wochen immer wieder gezeigt.

Deshalb löst der „Dialogprozess“, in den die Kommunen einsteigen, so zwiespältige Gefühle hervor. Mitte Mai geht es damit los, Herz des Konzeptes ist ein rund 30-köpfiges „Dialogforum“. Darin sollen sich Bürger, Institutionen und Interessenvertreter über einen möglichen Trassenverlauf beraten.

Dieser Dialogprozess fragt nach dem „Wie“ und „Wo“: Wie und wo soll diese Straße geschaffen werden? Er fragt nicht nach dem „Ob“. Was also sollen Menschen davon halten, die die Straße überhaupt nicht wollen? Können sie glauben, dass ihre Interessen dadurch richtig vertreten werden?

Die Antwort lautet: Nein. Es geht darin um Machbarkeiten, Sachzwänge und opportune Lösungen. Darum, was technisch das Beste und sozial und unter Umweltaspekten am ehesten vertretbar ist. Selbst, wenn ein Wunder geschähe und alle Mitglieder des Diskussionsforums zu dem Schluss kämen, dass der Straßenbau auf jeden Fall verhindert werden muss: Das würde dann in einem Ergebnispapier festgehalten. Es hielte keinen Bagger auf.

Was Bagger aufhält, das sind Gerichtsentscheide oder Veränderungen der politischen Prioritäten. Zu letzterem wiederum kann Protest beitragen. Menschen, die die L4n verhindern wollen, müssen also eigene Wege einschlagen. Sie können sich nicht aufs Dialogforum verlassen. Das heißt aber nicht, dass sie sich daraus ausklinken dürfen. Ganz im Gegenteil: Umso mehr müssen sie Kontakte knüpfen zu den verschiedenen Lagern, sich einbringen, zu Info-Abenden gehen, Fakten sammeln. Sie dürfen sich nicht heraushalten.

Denn erstens ist es wichtig, dass sie ihre grundsätzlichen Bedenken deutlich vor die Entscheidungsträger bringen. Zumindest können diese dann am Ende nicht sagen, sie seien nicht so recht darüber im Bilde gewesen.

Das übt einen gewissen Druck aus. Zweitens ist der Dialogprozess nicht nur eine Gelegenheit, sich zu äußern. Er ist die vielleicht beste Gelegenheit zum Zuhören. Im Dialogforum werden Fakten vermittelt, die Denk- und Vorgehensweisen der Planer werden erklärt. Das hilft jedem, auf Augenhöhe mitzureden, wenn es darauf ankommt. So lassen sich fachlich fundierte Positionen finden. Wer sich gegen ein Straßenbauprojekt stellt, das das Land Nordrhein-Westfalen initiiert, der sollte sich qualifiziert mit den Verantwortlichen auseinandersetzen können.

Selbst, wenn es Zeit und Nerven kostet: Auch die größten Kritiker der L 4n sind im Dialogprozess gefragt. Wer sich verweigert, der verzichtet auf Einfluss und Informationen.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.

Ihre Meinung? Schreiben Sie an
sina.zehrfeld@rheinische-post.de

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