Dinslaken Detlev Schönauer: beste Unterhaltung mit "Geist ist geil"

Dinslaken · Der Meister der Dialekte präsentiert beim Kult im Gas(t)werk der Stadtwerke Feinsinniges und deftige Pointen.

 Meistens französelt Detlev Schönauer

Meistens französelt Detlev Schönauer

Foto: Lars Fröhlich

Das Alte Gaswerk ist gut gefüllt, als Detlev Schönauer die Bühne betritt. Mit leicht französischem Akzent stellt er sich als Bistrobesitzer Jacques aus Saarbrücken vor. Das Saarland, so meint er, liege "ein bisschen hinter dem Mond - so wie Dinslaken". Ein Spruch, mit dem er eine Mixtur aus Belustigung und schwachem Protest bei seinen Zuschauern provoziert. Doch die werden den Abend mit ihm trotzdem in guter Erinnerung behalten.

Denn unter dem Titel "Geist ist geil" entführt Schönauer sein Publikum auf eine Reise quer durch die Gesellschaft. Dabei verzweifelt er zuerst an der heutigen Jugend. "Heute ist es cool, wenn man nix kann", stellt er fest. Viele Schüler seien heute schon stolz darauf, wenn sie die Hauptschule erfolgreich abgebrochen hätten. Er selbst war da noch ganz anders, studierte Physik. Ebenso wie Angela Merkel. "Wie Sie sehen, bin ich nicht der einzige Physiker in Deutschland, der mit Dummschwätzen sein Geld verdient", erklärte der Kabarettist.

Dann findet der Mann, der deutschlandweit durch "Mainz bleibt Mainz wie es singt und lacht" bekannt und von Hanns Dieter Hüsch als "Meister der Dialekte" geehrt wurde, langsam zu seiner Königsdisziplin: den Dialekten. Es gibt wohl kaum jemanden, der so viele verschiedene Mundarten so beherrscht wie Detlev Schönauer. Französischer Akzent oder saarländischer Dialekt? Kein Problem. Und bei seinem Weg durch die unterschiedlichen Regionaldialekte macht er ungewöhnliche Entdeckungen. "Goethe kam ja aus Frankfurt und deshalb schrieb er Hessisch", behauptet Schönauer und tritt dann sogleich den Beweis an. Mit einer Stelle aus Goethes "Faust", die sich nicht reimt, wenn man sie auf Hochdeutsch ausspricht - in der weichen hessischen Aussprache allerdings schon. Als er dann schließlich beginnt, Liebeslieder in bayrischem, sächsischen und hessischen Dialekt zu singen, wobei er sich selbst am Klavier begleitet, können sich die Zuschauer vor Lachen kaum halten. Aber es soll ja auch um den "Geist" gehen. Da erklärt Detlev Schönauer schon mal schnell die Relativitätstheorie. So käme es bei hohen Geschwindigkeiten zum Phänomen der Zeitdilatation, die bewirkt, dass die Zeit bei Reisen mit hoher Geschwindigkeit langsamer vergeht. "Deshalb leben Raser länger", folgert der Kabarettist. "Zumindest theoretisch."

Aber auch in Richtung Politik teilt Detlev Schönauer aus. So habe Deutschland beim Thema Flüchtlinge eine moralische Verantwortung. "Ich rede jetzt nicht vom Holocaust", erklärte er. "Aber wer die meisten Waffen in Krisengebiete liefert, der muss auch die meisten Flüchtlinge aufnehmen." Szenenapplaus vom Publikum.

Das darf sich dann noch einige Lieder anhören. Denn Detlev Schönauer schlüpft in die Rolle als Willi aus Mainz, der nicht nur Karnevalslieder spielt, sondern auch mit Livemusik im Operationssaal oder beim Leichenschmaus nach der Beerdigung für ordentlich Stimmung sorgt.

Langanhaltender Applaus.

(fla)
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