Dinslaken Der weise Panda: 53 bärenstarke Minuten

Dinslaken · Die Dinslakener Jazz-Sängerin Maika Küster hat mit ihrer Band die erste CD herausgebracht: MAM. Das Debüt beinhaltet elf Stücke, die frisch, rau und manchmal auch sehr wild daherkommen.

 Der weise Panda: (von links) Yannik Tiemann, Maika Küster, Jo Beyer und Simon Seeberger.

Der weise Panda: (von links) Yannik Tiemann, Maika Küster, Jo Beyer und Simon Seeberger.

Foto: Torsten Lohrmann

Es kommt selten vor, dass Klaus Doldinger in der Öffentlichkeit Bambusbären knuddelt. Bei der Jazz Rallye vor einem Jahr in Düsseldorf tat er es. Große Konzerte verlangen nach großen Gesten. Und so stieg die Jazzlegende zum "weisen Panda" auf die Bühne, legte den vier jungen Musikern, die zuvor 60 Minuten lang 600 gute Gründe geliefert hatten, warum der Bär und keine andere Band den Sparda Jazz Award 2015 gewonnen hatte, väterlich die Arme um die Schultern und sagte: "Gut gemacht."

Ein solches Lob beflügelt, spornt an, macht Lust auf mehr. Zum Beispiel auf eine gute CD. MAM ist gut. Viele Monate und einige Konzerte hat es gedauert, bevor das Quartett mit dem nachtaktiven Eukalyptusfresser im Namen den Weg ins Tonstudio fand und dort elf Stücke einspielte, die Pop und Jazz geschmackssicher kombinieren. Jetzt endlich ist die im November 2015 aufgenommene CD da.

"Der weise Panda" gibt sich mitunter als recht wundersames Wesen. Mal kommen die Stücke extrem entspannt, beinahe elastisch daher, dann wild, kraftvoll zupackend und mit ungestümem Scat-Gesang. Maika Küster singt deutsch und englisch, und wenn's mit ihr durchgeht, wechselt sie auch schon mal in eine Phantasiesprache, deren Silben sie kunstvoll haucht, gurrt oder krachend zerbeißt.

Was sie ausdrücken will, kommt trotzdem an. Mit wenigen Worten baut die 23-jährige Musikerin aus Dinslaken Atmosphäre auf, lockt, irritiert, explodiert, schmachtet leise den Mond an, besingt Gerüche, Gefühle, Wimpernschläge. Der Essener Schlagzeuger Jo Beyer sowie die aus Köln stammenden Musiker Yannik Tiemann (Bass) und Simon Seeberger (Piano) liefern dazu das Fundament. Präzise und selbstbewusst klingt dieser Panda-Sound, auf wunderbare Art schräg, rau und und immer sehr komplex. Die Musiker verstehen einander blind. Sie spielen, was sie fühlen und fühlen, was sie spielen. Sie haben eine klare Vorstellung von dem Weg, den sie gemeinsam gehen, ohne das genaue Ziel zu kennen. Das war schon auf der Jazzschule in Köln so. Dort lernten sich die vier kennen, dort gründeten sie 2012 auf Anraten der Saxofonistin Angelika Niescier ihre Band.

Und von dort aus machten sie sich auf, ihre Leidenschaft und Energie in Panda-Musik umzuwandeln. Gut so. MAM ist ein bärenstarkes Debüt von großer Frische. Es dürfte nicht nur Klaus Doldinger gefallen.

(RP)
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