Dinslaken Der Sound muss gut sein
Dinslaken · In einem Selbstversuch testeten Sebastian Mühleis und André Buchthal die DJ School Dinslaken. "Schulleiter" Marko Holtwick, selbst renommierter DJ, gibt dort sein Wissen weiter.
Knapp ein Jahr, nachdem wir uns 2003 kennen gelernt hatten, haben Andre Buchthal und ich zum ersten Mal gemeinsam als Discjockeys aufgelegt. Im Partykeller der Universität Duisburg-Essen. Nichts übermäßig Großes. Knapp 200 Gäste. Und trotzdem Arbeit und Spaß bis zum Morgengrauen. Obwohl wir bereits vorher Erfahrungen als DJs gesammelt hatten, würden wir uns aber keineswegs als Profis bezeichnen.
Dieser Begriff trifft dagegen auf Marko Holtwick zu, der Anfang des Jahres die DJ School Dinslaken eröffnete. Kaum hatte ich erwähnt, dass ich selbst ab und zu hinter einem Mischpult stehe, folgte Holtwicks Angebot: "Komm doch mal mit deinem Kumpel vorbei, dann gebe ich euch eine Probestunde."
Gesagt, getan. Zwei Wochen später ging es zu einer Lagerhalle an der Kleiststraße im Dinslakener Gewerbegebiet Süd, die Holtwicks Schwiegervater gehört, und in der sich der "Schulleiter" für seine Kurse ein kleines Studio eingerichtet hat.
Dort hatte er das elementare "Equipment", wie die Ausrüstung in der Fachsprache bezeichnet wird, bereits aufgebaut. "Normalerweise würde ich mit einer Präsentation beginnen, auf Folien das Basiswissen vermitteln und Videos von meinen Auftritten zeigen.
Aber euren Wissensstand kenne ich ja, deswegen fangen wir direkt mit der Praxis an", erklärte Holtwick. In der Theorie, die in seinem knapp sechsstündigen Kurs "Der Party & Mobil-DJ" obligatorisch ist, findet sonst erst ein lebhafter Austausch zwischen Lehrer und Schülern statt.
So soll das Leistungsniveau der Teilnehmer ermittelt und Basiswissen geschaffen werden, das für den Kurs nötig ist. Außerdem stellt Holtwick Fragen, die sich angehende DJs stellen müssen: "Will ich am Wochenende arbeiten, wenn meine Freunde feiern? Was mache ich, wenn mich auf einer Hochzeit der Schwiegervater bezahlen soll, aber betrunken ist, und mich verhauen will?"
Für uns ging es aber direkt an die Plattenspieler — und damit an ein Problemfeld, denn wir legen seit Jahr und Tag mit CD-Racks und einem Laptop auf. Trotzdem nahmen wir die hilfreichen Tipps und Kniffe des erfahrenen DJs gerne an: Bestimmte Stellen auf dem Vinyl mit kleinen farbigen Punkten markieren — so findet man simpel die passende Stelle zum Einstieg oder einen bestimmten Refrain, den man in ein anderes Lied mischen kann.
Im Anschluss bauten wir um. Weg mit den Plattenspielern, her mit den CD-Racks. "Die Technik habt ihr also verstanden. Sonst ist das häufig Teil des Kurses", erklärte Holtwick, ehe er zu den wichtigsten Punkten seiner Ausbildung kam.
Auf einer "klassischen" Feier, etwa einer Hochzeit, auf der gemischte Musik gefragt ist, kommt es nur auf eine Sache an: "Der Sound muss gut sein", sagte der renommierte DJ — zum einzigen Mal an diesem Tag in einem bestimmenden Tonfall. Dann ergänzte er: "Das Licht interessiert niemanden, die Technik wird überbewertet. Aber der Sound muss stimmen."
Zudem gelte es bei solchen Partys streng nach der Dreier-Regel vorzugehen — sprich maximal drei Lieder einer Musikrichtung in Folge zu spielen. "Man muss das natürlich ans Publikum anpassen und das Tempo beachten", berichtete Holtwick, der ein tolles Beispiel für einen Übergang von House zu Hardrock parat hatte: An einer perfekten Stelle, die wir ohne ihn wohl nie bemerkt hätten, wechselte er von den Disco Boys und "For You" zu AC/DC mit "TNT".
Am vergangenen Wochenende legten André und ich wieder einmal auf. Absolventenfeier. Als ich ihn fragte, warum er etwas an unserer Playlist — also den kommenden Liedern — verändern würde, antwortete er grinsend: "Denk an die Dreier-Regel." Ein Argument, das ich nicht widerlegen konnte.