Dinslaken Der Schornsteinfeger brachte das Glück

Dinslaken · Die Jungen und Mädchen der Awo-Kita im Averbruch haben im November und Dezember Spielzeug für "arme Kinder" gesammelt, damit sie auch ein Geschenk zum Weihnachtsfest haben. Die Dinslakener Tafel bedankt sich.

Entstanden ist diese Kooperation zwischen den Kindern und der Tafel bereits im Jahr 2012. Michaela Schmitz, die Leiterin der Kita, entwickelte zusammen mit ihrem Team und dem Elternrat eine Sammelaktion. Es wurde ein großer Weihnachtsbaum aufgestellt. Die ersten Geschenke legten die Eltern darunter. Natürlich fragten die Kinder "Wieso, weshalb, warum ... " und so entstand eine vorbildliche Aktion zu den Themen "Teilen, Glück, Empathie und in der Not füreinander da zu sein". Eltern und Erzieherinnen erklärten den Kleinen, dass es Eltern gibt, die kein Geld haben und Kinder, die nur eingeschränkt oder gar keine Geschenke haben. Der Empfänger der Gaben sollte eine gemeinnützige Organisation ohne kommerzielle Interessen aus der "Nachbarschaft" sein. Die Wahl fiel auf die Dinslakener Tafel.

"Es muss nicht immer Geld sein", so Michaela Schmitz von der Awo-Kita im Averbruch, "sondern die wichtigsten Dinge, die von Herzen kommen. Das sind Nähe, Geborgenheit – das Gefühl, da denkt jemand an dich. Die Wertschätzung des Einzelnen ist das Geschenk". So testete man in 2012 behutsam, wie es wohl die Kinder aufnehmen werden. Die Kinder wurden von Anfang an offen in die Sammelaktion eingeführt. Der Erfolg war überwältigend.

Ein ganz besonderes Merkmal dieser Aktion: Die kleinen Sponsoren sind mit den beschenkten Kindern gleichaltrig, zum Teil sogar jünger. Überall wurde in den Kinderzimmern und Spielzeugkisten gesucht, sortiert und nicht "entsorgt" – sondern von Kind zu Kind ein liebevolles Geschenk verpackt. Die Eltern gingen dabei respektvoll mit den Schätzen der Kleinen um und wurden manches Mal von ihren Kindern überrascht.

Vito (4 Jahre) trennte sich beim Zimmeraufräumen von seinem heiß geliebten Lkw-Modell und erklärte seiner Mutter: "Mama, eigentlich brauche ich das nicht mehr. Ich bin ja schon groß! Damit können jetzt Kleinere spielen, die nichts haben." Nelly (4 Jahre) lotste ihre Mutter gezielt zu einem der großen Discounter, der "die schönsten und buntesten Kinderzahnbürsten" hat. Und Nudeln musste die Mutter laut Nellys "Anweisung" gleich mitkaufen, "weil doch Kinder so gerne Nudeln essen", erklärte die Vierjährige.

Heinz Fischer, Vorsitzender der Dinslakener Tafel, nd sein Team waren sprachlos. Dank der kleinen Sponsoren konnte jedes Tafelkind beschenkt werden. "Wir hatten Tränen in den Augen", so Monika Zygar, "und waren beschämt, wie diese kleinen Kindergartenkinder Werte leben, die wir Erwachsenen manchmal vergessen. Die Kinder sind uns ein Vorbild an Empathie und Herzenswärme, denn es tut oft weh, ein geliebtes Spielzeug herzugeben."

Mit wieviel Eifer die Kinder dabei waren, konnte die Tafel hautnah miterleben. Sie besuchte die Kinder regelmäßig mit der Puppe "Finchen" (die Schnecke aus der Sesamstraße) und gab den Kindern in aller Wertschätzung ein Feedback, wie sich die "armen Kinder" gefreut haben. "Was diese Kita-Kinder geleistet haben, können wir kaum fassen", so Heinz Fischer von der Tafel. Für ein besonderes "Dankeschön" ließ sich die Tafel etwas Außergewöhnliches einfallen. Sie machte sich auf die Suche nach dem Glück. Mit lebendigen Neujahrsgrüßen sollten die Kinder geehrt werden. Zum Glück gibt's den Schornsteinfeger als lebenden Glücksbringer.

Alain Zygar übernahm die Aufgabe gern und besiegelte das Glück mit einem schwarzen Punkt auf den Nasen der Kinder.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort