Reportage Am Montag Der Garten Eden mitten in Dinslaken

Dinslaken · Eine Mischung aus Kunstprojekt und Gartenbau ist der neue Färbergarten am Museum Voswinckelshof. Landschaftsgärtner Andreas Maurer gestaltete mit Schülern aus Dinslaken das Projekt - mit einer Schlange nach biblischen Vorbild.

 Die Schlange neben dem Garten Eden: Annemarie (links, 12 Jahre) und Jona (10 Jahre) befestigen die aus Plastikflaschen und Mülltüten im "Upcycling" entstandene und beleuchtete Schlange neben dem Färbergarten am Museum Voswinckelshof.

Die Schlange neben dem Garten Eden: Annemarie (links, 12 Jahre) und Jona (10 Jahre) befestigen die aus Plastikflaschen und Mülltüten im "Upcycling" entstandene und beleuchtete Schlange neben dem Färbergarten am Museum Voswinckelshof.

Foto: Martin Büttner

Dinslaken In der Zufahrt zum Elmar-Sierp-Platz am stadtgeschichtlichen Zentrum mit Archiv und Museum Voswinckelshof bietet sich ein ungewöhnlicher Anblick: Zwei Schülerinnen stopfen Blumenerde in die Trommel einer Waschmaschine. An der Wölle Pomp nebenan füllen ihre Mitstreiterinnen ein Plastikbehältnis mit Wasser. Umrandet von Kies landet das so gefüllte Aquarium samt solarbetriebener Pumpe auf der zweckentfremdeten Maschine. "Das Thema Mikromüll ist derzeit überall präsent. Ein Großteil davon kommt aus Waschmaschinen und darauf möchten die Schüler hinweisen", erklärt Andreas Maurer. Der Gartenexperte betreut ehrenamtlich den Färbergarten neben der Stadtmauer auf dem Gelände des Museums und hat mit einem guten Dutzend Schülerinnen und Schülern im Rahmen eines Kreativprojekts den Garten umgestaltet.

 Eine ungewöhnliche Füllung hatten Greta (links, 14 Jahre), Hannah (Mitte, 11 Jahre) und Emma (12 Jahre) für die Waschmaschine parat.

Eine ungewöhnliche Füllung hatten Greta (links, 14 Jahre), Hannah (Mitte, 11 Jahre) und Emma (12 Jahre) für die Waschmaschine parat.

Foto: Büttner

Und zwar zu einem Garten Eden. "Wir haben uns Bibeltexte angeschaut und Abbildungen von Lucas Cranach", erzählt Maurer. "Dann durften die Schülerinnen und Schüler ihren Garten selbst gestalten." Der Gartenexperte erstellte die passende Zeichnung dazu und stellte sein Wissen zur Verfügung. Dann ging es, gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern an die Umsetzung. So entstand an drei Samstagen ein Garten mit 74 Färberpflanzen, der aber gleichzeitig ein Paradies zum Naschen ist. "Hier wachsen Äpfel, Birnen und verschiedene Beeren, und der Garten ist zum Naschen freigegeben", erklärt Maurer. Ein kleines Paradies im Herzen der Stadt eben, wie man es von einem Garten Eden erwartet.

Allerdings ist damit das Kunstprojekt noch nicht beendet. Auf dem Platz vor dem Museum ist Sylvia Besmer, die künstlerische Leiterin des Projekts, gerade mit den Kindern damit beschäftigt, ein weiteres wichtiges Element des biblischen Garten Eden zu gestalten: die Schlange. Eifrig schneiden die jungen Teilnehmenden am Projekt Löcher in Plastikflaschen. Diese verbinden sie mit einem Draht zu einem Schlangenkörper, der am Ende mehrere Meter des Platzes einnimmt. Das Gebilde wird mit grünen Mülltüten umwickelt, bekommt einen Kopf, eine Zunge und eine LED-Beleuchtung. "Die Schlange besteht aus diesen ganzen Plastikmaterialien, weil es für uns verführerisch ist, zu diesen einfachen Mitteln zu greifen, ohne sich Gedanken darüber zu machen", erklärt Silvia Besmer. "Wir versuchen, die Jugendlichen an dieses Thema heranzuführen und auch ihr Bewusstsein für die Stadt und ihre Gestaltung zu schaffen."

Und die jungen Menschen scheinen Spaß an diesem Projekt zu haben. Der Färbergarten sieht jetzt schon üppig aus, ganz wie ein paradiesischer Garten. Nach der Fertigstellung hievt Andreas Maurer die Plastikschlange daneben in einen Baum. Erst baumelt der Kopf der Plastikkonstruktion noch in Richtung Boden. "Jetzt sieht es so aus als wäre die Schlange tot", kommt ein Kommentar aus den Reihen der Jugendlichen. Doch schnell ist der Kopf noch mal extra am Baum befestigt, so dass der Eindruck entsteht, das riesenhafte Kriechtier würde sich vom Baum hinabschlängeln.

Damit ist das Projekt allerdings noch lange nicht am Ende. "Wir haben jetzt den Garten 2018, aber wollen den Garten 2038 bauen", sagt Sylvia Besmer. Dazu möchte man günstig einen Wohnwagen kaufen und diesen dann komplett umgestalten. "Wir planen ein begrüntes Dach mit Gemüse und Fotov oltaik", erzählt Andreas Maurer. Im Inneren des Wagens soll es nicht nur einen Sandstrand geben, sondern auch Aquarien, in denen man Algen züchten kann. "Eben alles, womit man sich in 20 Jahren ernähren wird", sagt Andreas Maurer. Der so gestaltete Wohnwagen könnte dann bei verschiedenen Veranstaltungen in Dinslaken auftauchen. Dazu möchte man noch mehr Schüler gewinnen - schulübergreifend übrigens. "Wir hatten schon während des Projektes jetzt viele Anfragen von jungen Menschen, die mitmachen wollten", erklärt Sylvia Besmer. So könnten zu dem guten Dutzend Teilnehmern noch mehr dazustoßen.

Über das Projekt freut sich auch Museumsdirektor Dr. Peter Theißen: "Jetzt kann man sich im Museum die alten Dinge ansehen und draußen die neuen Ideen erleben", sagt er.

(RP)
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