Dinslaken Den deutschen Traum wahr machen

Dinslaken · Yavuz Dogan ist 22 Jahre jung und studiert in Bochum Vertriebsingenieurwesen. Bei seiner Berufsorientierung tritt er in die Fußstapfen seines Vaters, doch bei seiner Freizeitbeschäftigung kommt er nach seiner Mutter. Weil sie sich mit der aktiven Migrantenarbeit befasste, entdeckte auch er dieses Thema für sich und rief für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund das Projekt "Wie erlebe ich Demokratie?" ins Leben.

Im Sommer setzte sich der Dinslakener mit der Projektplanung auseinander. Er musste zunächst einen Weg finden, eine Basis zu schaffen, um mit der Gruppe über Politik reden zu können. Denn bei den 14 jungen Menschen zwischen 13 und 22 Jahren, die freiwillig an dem Projekt teilnehmen und von der Förder-, Real-, Gesamtschule, dem Gymnasium oder als Student von der Universität kommen, stand die Politik bei den Interessen nicht an erster Stelle. Dogans Zielsetzung war aber von Anfang klar: Die gezielte Vermittlung des politischen Systems in Deutschland.

Die Mädchen und Jungen mit einem muslimischen Migrationshintergrund sprachen im Türkisch Islamischen Kulturverein in Lohberg über nationale und internationale Politik, über die Europäische Union, die Parteien, über Botschafter und über Abgeordnete. Meist stammen die Kinder und Jugendlichen aus sozial benachteiligten Familien und durch das Projekt sollten sie erkennen, dass auch sie ein Teil unserer Gesellschaft sind und es für sie von großer Bedeutung ist, in dieser auch mitzuwirken. "Die Demokratie und die Europäische Union sollen nicht nur per Definition verstanden werden, sondern sollen auch die vorhandenen Chancen erkannt werden, um sich in dieser Gesellschaft etablieren zu können. Die Jugendlichen sollen sich besser mit dem Land, in dem sie geboren und aufgewachsen sind, identifizieren", meint Dogan. Um dies besonders zu verdeutlichen, dass es für die Jugendlichen auch den "German Dream" geben kann, führte die Gruppe auch Gespräche über erfolgreiche Persönlichkeiten in Deutschland mit Migrationshintergrund.

"Wir sind eine multikulturelle Gesellschaft und viel zu oft kommt aber nur das Negative zum Vorschein", findet Dogan, der sich zum Beispiel über die Karrieren des türkisch-deutschen Unternehmers und Politikers Vural Öger oder über den Geschäftsmann Saim Aygün, der es in Berlin zu Millionen brachte, austauschte. "Es ist egal, aus welcher sozialen Schicht man kommt. Man kann es nach oben schaffen. Aber man muss dann auch etwas für die Gesellschaft tun", so Dogan.

In diesen Tagen endet das Projekt. Der 22-Jährige erhielt für seine Arbeit, für die er bescheiden geldlich belohnt wurde, nicht nur ein Dankeschön von den Eltern, sondern auch von den Schulleitern der Jugendlichen. Zum Abschluss warten auf die Gruppe aber noch zwei Höhepunkte.

Sie wurde von dem SPD-Abgeordneten Stefan Zimkeit nicht nur in den nordrhein-westfälischen Landtag eingeladen, sondern fährt auch noch im Rahmen einer besonderen politischen Bildungsfahrt für ein Wochenende nach Berlin und besucht den Bundestag. Der Abgeordnete Axel Schäfer machte dies möglich.

(gaa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort