Ein interessanter Markt wartet Die Stadtwerke und der indonesische Müll

Dinslaken · Am Montag macht sich eine Delegation aus Dinslaken auf den Weg nach Indonesien. Der größte Inselstaat der Welt hat ein gigantisches Abfallproblem. Die Dinslakener wollen ausloten, ob sich daraus ein Geschäft machen lässt.

 Die Dinslakener Delegation während der China-Reise mit Vertretern der Industrie- und Handelskammer der Provinz Yangzhou.

Die Dinslakener Delegation während der China-Reise mit Vertretern der Industrie- und Handelskammer der Provinz Yangzhou.

Foto: Stadtwerke

Es ist noch gar nicht lange her – im Februar dieses Jahres war’s – , da schickten die Dinslakener Stadtwerke eine Delegation, bestehend aus Stadtwerke-Chef Josef Kremer und Mitgliedern des Aufsichtsrats nach China. Die Gruppe kam mit der Aussicht auf gute Geschäfte zurück aus dem Reich der Mitte, das unter immensen Umweltproblemen leidet und deswegen hohes Interesse hat an Know-how über umweltfreundliche Energieversorgung, über das die Dinslakener Stadtwerke in hohem Maße verfügen.

Mit dem chinesischen Kooperationspartner, der Feiyuan Enterprise Group arbeiten die Stadtwerke seitdem an einem Projekt in der Millionenstadt Yangzou, bei dem es darum geht, aus einem Müllheizkraftwerk die Fernwärmeversorgung eines neuen Stadtviertels aufzubauen.

Aus der Zusammenarbeit mit den Chinesen eröffnen sich nun weitere Chancen für die Dinslakener Stadtwerke auf dem asiatischen Markt. Am Donnerstag hat der Geschäftsführer des örtlichen Versorgungsunternehmens, Josef Kremer, im Dinslakener Hauptausschuss vorgestellt, welche Möglichkeiten sich in Indonesien eröffnen könnten, und die Politik hat daraufhin die Delegation mit Kremer und den Vorsitzenden von SPD- und CDU-Fraktion, Jürgen Buchmann und Heinz Wansing, sowie dem Stadtwerkebetriebsratsvorsitzenden Volker Kobelt als Vertretern des Aufsichtsrats auf die Reise nach Indonesien geschickt. Kremer hatte dem Hauptausschuss eine Machbarkeitsstudie für zwei „Waste-to-Energie-Anlagen“, also Müllheizkraftwerken, vorgestellt, die von den Stadtwerken Dinslaken und Feiyuan Enterprise mit einem indonesischen Partner realisiert werden sollen. Waste-to-Energy in Indonesien, so der Stadtwerke-Chef, verspreche ein lukratives Geschäft, da eine attraktive Vergütung staatlich per Präsidentenerlass garantiert sei. Die Inselgruppe habe erheblichen Nachholbedarf in der Abfallverwertung. Derzeit landete rund 70 Prozent des Mülls auf Deponien, ein weiterer Teil werde mit allen negativen Folgen für die Umwelt illegal verbrannt. Waste-to-Energy-Anlagen stellten eine moderne, umweltschonende und effiziente Alternative dar.

Sinn der Reise, so Kremer am Freitag im Gespräch mit der Rheinischen Post, sei es, auf einem interessanten Markt einen Fuß in die Tür zu bekommen und auszuloten, welche Möglichkeiten sich den Stadtwerken bieten könnten, bevor weitere Entscheidungen getroffen würden. Denkbar sei beispielsweise, dass die Stadtwerke mit ihrem Know-how und ihren Kontakten bei den Projekten gewissermaßen als Makler auftreten, um größere Partner zu gewinnen und dafür Provison kassieren. Denkbar sei aber auch, dass die Stadtwerke Minderheitsbeteiligungen an einzelnen Projekten eingingen. Bei dem Geschäft mit der chinesischen Stadt Yangzou etwa gebe es die Option auf eine solche Beteiligung. Entschieden sei dies aber auch noch nicht.

Kremer hält das Beteiligungsmodell allerdings aufgrund der möglichen Renditen, die sich im unteren zweistelligen Prozentbereich bewegten, was mit Geschäften auf dem hiesigen Markt nicht zu erreichen sei, für durchaus interessant für die Stadtwerke. Klar müsse aber in jedem Fall sein, dass das Risiko für das städtische Unternehmen überschaubar bleibe und nicht zu einer Verschlechterung der Ertragslage führen dürfe. Deswegen werde selbstverständlich auch der Aufsichtsrat bei jedem einzelnen Schritt zu möglichen Projekten das letzte Wort haben.

Die nun vorangetriebenen Aktivitäten könnten laut Kremer in einer eigenen Auslandsgesellschaft innerhalb der Unternehmensgruppe der Dinslakener Stadtwerke gebündelt werden, sobald alle notwendigen Genehmigungen hierfür vorlägen.

(jöw)
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