Dinslaken Das Leid der Kinder bleibt in Erinnerung

Dinslaken · Stefan Becker (32) war mit I.S.A.R. Germany zehn Tage im Katastrophengebiet auf den Philippinen. Für den Feuerwehrmann aus Dinslaken war es der erste Auslandseinsatz für die Hilfsorganisation.

 Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang war Brandmeister Stefan Becker als freiwilliger medizinischer Helfer im Einsatz.

Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang war Brandmeister Stefan Becker als freiwilliger medizinischer Helfer im Einsatz.

Foto: martin büttner

Als Mitglied der Hilfsorganisation I.S.A.R. Germany sitzt man immer auf gepackten Koffern. Erst recht, wenn eine erste Gruppe schon auf die Philippinen geflogen ist und dort nach dem verheerenden Taifun "Haiyan" Erste Hilfe leistet. Stefan Becker, Brandmeister bei der Dinslakener Feuerwehr, ist ein solches Mitglied, und als bei ihm das Telefon schellte, ging es für ihn mit der zweiten I.S.A.R.-Gruppe — bestehend aus Männern und Frauen — auch schon fast in Richtung Asien. "14 Stunden lagen dazwischen", erzählt der 32-Jährige nach seiner Rückkehr. Es war sein erster Auslandseinsatz.

Mit einer Mischung aus Nervosität und einem Stück Angst sei er abgeflogen, denn die Medienberichte ließen nichts Gutes auf den Philippinen erahnen: "Ich war aufgeregt, weil ich nicht wusste, was mich erwartet. Laut Presse sollte die Sicherheitslage vor Ort angespannt gewesen sein, doch das konnte ich in den zehn Tagen nicht feststellen. Ich habe mich zu keiner Zeit in Gefahr gefühlt."

Der Taifun hat chaotische Verhältnisse hinterlassen, die sich bei Becker einprägten. Er berichtet von Leichen am Straßenrand und wie schlimm immer noch der Leichengeruch allgegenwärtig in der Luft lag, obwohl sich die Katastrophe schon mehrere Tage zuvor ereignet hatte. Mit seinen Kollegen hatte Becker den Auftrag, im Camp der I.S.A.R. in Palo allein die medizinische Versorgung für rund 2400 Menschen zu übernehmen.

Zehn Prozent der Behandlungen waren Operationen unter Narkose, und die freiwilligen Helfer waren von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang im Einsatz: "Am Anfang waren es zum Großteil durch den Hurrikan verursachte Verletzungen, die wir behandelten. Danach kamen auch die hausärztlichen Maßnahmen hinzu. Man muss sich vorstellen, dass die Menschen komplett im Wasser lebten, und immer, wenn wir wach waren, waren wir für die kleinste Wunde bis zur Operation auch im Einsatz."

I.S.A.R. ist zwar ein Zusammenschluss von Profis mit erfahrenen und robusten Leuten, doch die Bilder aus dem Katastrophengebiet wird der Dinslakener nicht so schnell aus seinem Kopf bekommen. "Es ist wichtig, dass man zu Hause mit den Kollegen und der Familie darüber spricht, um das Ganze zu verarbeiten", sagt Stefan Becker, dem besonders das Leid der Kinder in Erinnerung geblieben ist: "50 Prozent der Menschen waren verletzte oder schwer verletzte Kinder mit schon ausgeprägten Infektionen. Vor allem diese hohe Zahl an Kindern geht einem dann schon nahe."

Dieser Auslandseinsatz war für den Brandmeister, der auch ausgebildeter Krankenpfleger ist, trotz des unsicheren Gefühls im Vorfeld eine Selbstverständlichkeit: "Wir haben in Deutschland eine qualitativ hohe Ausbildung. Entweder man ist untätig, oder man schließt sich an und fährt mit, um zu helfen. Es wird jedenfalls noch sehr lange brauchen, bis sich das Land von der Naturkatastrophe erholt."

www.isar-germany.de

(gaa)
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