Voerde CDU: Zu viel Wald ist schlecht für Bauern

Voerde · Voerde ist nicht durch waldreiche Gebiete geprägt, behauptet die CDU und warnt vor übereifriger Aufforstung. Dies ginge zulasten landwirtschaftlicher Nutzflächen. Die Verwaltung soll prüfen, wie grün Voerde früher tatsächlich war.

Voerde: CDU: Zu viel Wald ist schlecht für Bauern
Foto: Kazur, Jörg (jok)

Wald oder Streuobstwiesen, Hecken und Gehölze – was hat Voerde kulturhistorisch geprägt? Das ist für die Voerder CDU die Frage. Und die soll jetzt die Verwaltung beantworten. Sie soll herausfinden, wie viel zusammenhängende Waldflächen "nennenswerter Größe" es "früher" auf Voerder Stadtgebiet gab. Das Ergebnis soll bei künftigen planerischen Entscheidungen berücksichtigt werden, um sicherzustellen, dass die Kulturlandschaft nicht durch flächige Erweiterungen der bereits vorhandenen Waldflächen verändert wird. Hintergrund des Antrags, der im Rat mehrheitlich (gegen die Stimmen der Grünen) angenommen wurde, ist die Diskussion um die Ersatzaufforstungen im Zusammenhang mit dem neuen Sportplatz auf dem Babcockgelände. Diese, so die CDU, habe bei ansässigen Landwirten zu Irritationen geführt. Denn sollte dem Ansinnen, den Waldflächenanteil in Voerde grundsätzlich zu erhöhen, gefolgt werden, würden weitere wertvolle landwirtschaftliche Flächen beansprucht. Und das, obwohl den Landwirten durch den Ausbau der Betuwe-Linie und Ausweisung von Bauland bereits zahlreiche Flächen entzogen würden.

"Voerde war nie waldreich", brachte es Ingo Hülser (CDU) im Rat auf den Punkt. "Deshalb ist es auch nicht Aufgabe der Kommune, Wald zu vermehren." FDP-Fraktionsvorsitzender Bernhard Benninghoff sah das genau so. "Wir haben hier fruchtbare Böden. Die sind viel zu schade, um daraus Wald zu machen." SPD und Grüne reagierten amüsiert auf den Antrag der CDU. Wie weit solle die Verwaltung bei ihrem Prüfauftrag denn in die Vergangenheit zurückgehen, fragte SPD-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Scholten. "Bis in die Steinzeit?" Einem Gutachten werde die SPD nicht zustimmen. Christian Garden (WgV) bezeichnete den Antrag als Eigentor. Selbstverständlich müssten für gefällten Wald Ersatzpflanzungen vorgenommen werden.

Holger Mrosek hatte Mühe, den CDU-Antrag nicht als "kabarettistische Einlage" zu deuten. Der Antrag verstößt seiner Überzeugung nach gegen geltendes Recht. Voerde sei ein waldarmes Gebiet und habe deshalb die Pflicht, Wald zu mehren und zu erhalten. Wenn 90 000 Quadratmeter Wald wegen des Sportparks abgeholzt werden sollen, erfordert diese Zerstörung von Biotopen auch entsprechende Aufforstungen.

Ingo Hülser machte deutlich, dass ökologischer Ausgleich nicht allein über Waldaufforstung funktioniere. Das zeige sich auf dem alten Baggereigelände Brauckmann, das der Deichverband Mehrum zum ökologischen Ausgleich nutze. Bodenmassen wurden dort als Flachwasserbereich ausgebildet, niederrhein-typische Anpflanzungen vorgenommen.

(RP)
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