Dinslaken/Wesel Buchhändlerinnen aus Überzeugung

Dinslaken/Wesel · Die Buchhandlung Korn in Dinslaken und Wesel besteht seit 50 Jahren. Eva und Brigitte Korn pflegen das besondere Ambiente. Sie begeistern sich für gute Bücher und wichtige Autoren. Das sieht man am Jubiläumsprogramm.

 Eva und Brigitte Korn (von links) bieten besondere Bücher an. Für Verlage, die das Außergewöhnliche lieben, sind sie eine gute Adresse.

Eva und Brigitte Korn (von links) bieten besondere Bücher an. Für Verlage, die das Außergewöhnliche lieben, sind sie eine gute Adresse.

Foto: ek

Es ist ein Festjahr für die Korns. Die Buchhändlerinnen, Mutter und Tochter, die mit Überzeugung für besondere Bücher und wichtige Autoren kämpfen, mögen nicht nur schöne Buchausgaben. Ihr Geschäftskonzept ist Geschmack, gediegene Einrichtung ihrer Geschäfte in Dinslaken und Wesel mit Wohnzimmergefühl, anspruchsvoll und wohnlichen Accessoires. Und sie selbst mit ihrer Begeisterung. So war es schon vor 50 Jahren, als Brigitte Korn ihren ersten Laden in Friedrichsfeld eröffnete. Heute gibt es zwei Buchhandlungen in Wesel und Dinslaken. Wobei sich am Standort in der Kreisstadt an der Brückstraße 13 der Kreis schließt.

Brigitte Korn weist in die Fußgängerzone. Ein paar Meter entfernt hat sie ihre Buchhändlerlehre absolviert. Bei Kühler, einst bekanntes Weseler Familienunternehmen. Sie wechselte zu Herta Gebauer, noch so eine Buch-Institution, in deren Geschäft in der Kreuzstraße. "Von ihr habe ich viel gelernt. Sie war eine Lebenslehrmeisterin, sie war prägend für mich", erzählt Brigitte Korn. Die Liebe zum Buch einte beide. Die junge Frau hatte ihre eigenen Ideen im Kopf, sie schaute sich um, wo sie sich selbstständig machen konnte. In Friedrichsfeld wurde 1968 das Gymnasium gegründet, Babcock und BP sorgten für wirtschaftlichen Aufschwung und viele Arbeitnehmer. "Es war eine interessante Bevölkerung hier, viele Leute, für die Bildung und Wissen hohen Stellenwert hatten." Ein Standortgutachten bestätigte Chancen, und an der Wilhelmstraße entstand ein feiner Laden. Geschmackvoll war er schon deswegen, weil auch ausgesucht schöne Dinge zum Verkauf standen. "Wir hatten immer Kunstgewerbe, gediegene Dinge, die es sonst nirgends gab", erzählt die Seniorchefin. Mit den Einnahmen habe sie sich schöne Bücher leisten können, etwa Lyrik-Bände, für die nur begrenztes Publikum zu finden ist. Quersubventionierung würde man heute sagen. Sie hatte und hat natürlich aktuelle Bestseller im Programm, aber sie wollte sich von Anfang abheben von denen, die vor allem "Stapelware" feilhielten. Das war schon Prinzip, als noch "Dr. Schiwago" und all die Simmel-Bände die Listen toppten.

Das System hat sich gehalten. In ihrem Weseler Geschäft hat Eva Korn zum Beispiel böhmisches Glas im Angebot. Es fällt ins Auge, weil Platz zwischen den Buchregalen besteht für Kunst, auch die von Eva Korn als Künstlerin, und augenfällig platzierte schöne Dinge. Bücherfronten gibt es hier nicht. Galerieflair. "Es ist so anders hier, sagen Kunden, und schauen sich gerne um", sagt die Buchhändlerin. Das Friedrichsfelder Gastspiel endete, als die Konzerne gingen. Brigitte Korn wechselte nach Dinslaken, erst an die Friedrich-Ebert-Straße, dann und bis heute an den Altmarkt. "Das war eine gute Entscheidung. Hier gibt es noch eigentümergeführte Geschäfte, die Leute bummeln gern." Die glühende Begeisterung fürs Buch ist geblieben. Die Seniorchefin versucht, sie weiterzugeben. Gerade waren zum Welttag des Buches Schülergruppen bei ihr, insgesamt 600 junge Leute.

Weiterhin gibt es sehr interessierte Leser, die besondere Bücher haben wollen. Für Verlage, die das Außergewöhnliche bieten, sind die Korns eine gute Adresse. Aber die Basis der Kunden ist schmaler geworden. Um sie zu binden, zählt eins: "Begeisterung ist letztlich unser Geschäftsmodell", sagt Eva Korn.

"Korn trifft Korn" ist eine der legendären Veranstaltungen jedes Jahr nach der Frankfurter Buchmesse. Mit Temperament und Wissen übertreffen sich dabei Mutter und Tochter bei ihren Empfehlungen. Keine weiß von der anderen, was sie auf der persönlichen Bestenliste vorzustellen gedenkt. Auch ein Schauspiel fürs geneigte Publikum.

Im Jubiläumsjahr sind Schriftsteller und Schriftstellerinnen zu Gast, zu denen die Korns meist guten Kontakt haben. Eine deutschlandweite Buchpremiere in Wesel gab es am vergangenen Freitag in der Musik- und Kunstschule (MKS). Sibylle Lewitscharoff und Najem Wali präsentierten ihr Buchprojekt "Abraham trifft Ibrahim". Der Band kam frisch aus der Druckpresse auf Korns Ladentisch, noch bevor der Verkauf in Deutschland startete.

Das Lesungsprogramm: Mittwoch, 23. Mai, Aula Musik- und Kunstschule (MKS): Ralf Rothmann: Der Gott jenes Sommers Mittwoch, 23. Mai, Lutherhaus: Elke Heidenreich: Alles fließt Mittwoch, 10. Oktober, Buchhandlung Wesel: Hans Pleschinksi: Wiesenstein Mittwoch, 7. November, Aula MKS: Jürgen Wiebecke: Zu Fuß durch ein nervöses Land

(RP)
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