Buchempfehlung Anekdoten und Episoden aus Shaheens Leben

Ich bin kein Ausländer, ich heiße nur so – das ist der Titel eines neuen Buches von Amir Shaheen, einem 1966 in Lüdenscheid geborenen deutschen Schriftsteller, dem sein arabischer Name allerdings lebenslang Missverständnisse und ärgerliche Vereinnahmungen als „Ausländer“ bescherte.

 Ronald Schneider

Ronald Schneider

Foto: Ronald Schneider/ronald schneider

Amir Shaheen ist deutscher Muttersprachler, Sohn einer deutschen Mutter und eines katholischen Religionslehrers, und dazu noch Absolvent der Bundeswehr. Allerdings: Sein Vater ist – und das macht alles für ihn vieles so kompliziert – seiner Herkunft nach ein katholischer Araber mit israelischer Staatsangehörigkeit.

Der amüsant zu lesende Prosaband enthält traurig-komische Anekdoten und Episoden aus Shaheens Leben, rundum mit den falschen Rückschlussen vom Namen auf „Ausländer“ oder Araber oder Türke oder (politisch korrekt) auf „Migrationshintergrund“. Dabei  veranschaulichen alle hier erzählten Geschichten, wie sehr wir „Biodeutschen“ (Shaheen) darauf fixiert sind, Mitbürger mit exotischem Namen (oder gar dunkler Hautfarbe) auf ihre fremdländische Herkunft und auf ihr Anders-Sein zu fixieren. Zugleich appelliert der Autor hier  an seine deutschen Leser, unser Schubladendenken und unsere Vorurteile zu überprüfen und zu revidieren – und  fremdländisch klingende Namen als etwas in unserer Gesellschaft ganz Normal-Gewordenenes zu akzeptieren.

Die höchst unterhaltsamen Geschichten, die Shaheen hier erzählt, sind  voll witziger Missverständnisse und unfreiwilliger Situationskomik. Und sie leisten zugleich ein Stück Aufklärungsarbeit im besten Sinn. Wer sich auf diese literarische Einladung zur Revision seiner Vorurteile einlässt, wird nach der Lektüre vieles, was unseren täglichen Umgang mit „inländischen Ausländern“ betrifft, anders und sensibler wahrnehmen.


Amir Shaheen: Ich bin kein Ausländer, ich heiße nur so, Sujet-Verlag, Bremen 2020

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