Brieftauben in Dinslaken Von Budapest zurück an den Niederrhein

Dinslaken · Die Brieftaubenzüchter der Reisevereinigung Dinslaken feiern deren 100-jähriges Bestehen mit einem zweitägigen Fest. Der Zweite Weltkrieg bedeutete in der Vereinsgeschichte eine tiefe Zäsur.

 Alle Vögel fliegen hoch: Taubenauflass bei der Brieftauben-Reisevereinigung Dinslaken.

Alle Vögel fliegen hoch: Taubenauflass bei der Brieftauben-Reisevereinigung Dinslaken.

Foto: RV Dinslaken

Die Reisevereinigung (RV) Dinslaken der Brieftaubenzüchter blickt auf 100 Jahre Brieftaubensport zurück. Dieses Jubiläum soll mit den Mitgliedern der Reisevereinigung, Bekannten und Freunden des Brieftaubensports am Samstag, 26., und Sonntag, 27. November, im Festsaal des Ledigenheims Lohberg an der Stollenstraße mit einem Festprogramm gefeiert werden.

Die ersten Brieftaubenzüchter schlossen sich in Dinslaken im Jahr 1895 zusammen und gründeten den heuet noch bestehenden Verein „Columbia“. Anfang des 20. Jahrhunderts folgten dann weitere Vereinsgründungen. Die Mitglieder der Taubenvereine beschlossen, eine Reisevereinigung Dinslaken zu gründen, deren Aufgabe es sein sollte, die Belange aller Dinslakener Taubenzüchter und -vereine zu vertreten. Am 21. November 1921 wurde eine Gründungsversammlung einberufen und ein Vorstand gewählt. Mit der Registrierung im Jahre 1922 beim Deutschen Brieftaubenverband war die RV Dinslaken aus der Taufe gehoben.

1935 zählte die Reisevereinigung Dinslaken 319 Mitglieder, die sich in 30 Vereine organisiert hatten. Dinslaken konnte sich mit Recht als Brieftauben-Hochburg bezeichnen. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erlitt der Brieftaubensport indes einen herben Rückschlag. Während es einerseits Heeresbrieftaubenschläge gab und Brieftauben zur Nachrichtenübermittlung eingesetzt wurden, wurde andererseits das Halten von Brieftauben gesetzlich verboten.

Unmittelbar nach Kriegsende kam auch in Dinslaken wieder Leben in den Brieftaubensport. Ruckzuck wurden behelfsmäßig die ersten Taubenschläge gebaut. Die Züchter trafen sich in ihren Vereinen und versuchten gemeinsam, ihre Tauben zu reorganisieren und ihre Schläge wieder mit Leben zu füllen. An Wettflügen war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht zu denken. Im Jahre 1946 war es der RV-Vorsitzende Franz Hark, der die Reisevereinigung Dinslaken zu neuen Leben erweckte. Die Militärregierung gab grünes Licht zur Brieftaubenhaltung, und Brieftaubenflüge waren wieder genehmigt. Die ersten Flüge fanden in Dinslaken aber erst 1947 wieder statt.

Bis 1953 erfolgte der Transport der Tauben zu den Auflassorten in sogenannten Reisekörben mit der Bundesbahn. Zu diesem Zeitpunkt zählte die RV 335 Mitglieder in 38 Vereinen. Da bei der Bundesbahn sich die Elektrifizierung durchsetzte und die Bahntarife in die Höhe schnellten, wurde nach einer Alternative gesucht. Unter den Vorsitz von Heinrich Marten entschloss man sich, die Tauben per Lastkraftwagen von Spediteuren zu den Auflassorten fahren zu lassen, wobei man ebenfalls auf die Reisekörbe angewiesen war. 1959 wurde der erste Kabinenexpress für den Transport der Brieftauben angeschafft. Wegen der enorm gestiegenen Zahl an Reisetauben kam 1960 ein Kabinenanhänger hinzu. Die Mitgliederzahl in diesen Jahren lag um die 300. Nach Gründung der RV Voerde 1985 ging die Anzahl der angeschlossenen Vereine rapide zurück, zu diesem Zeitpunkt waren noch 18 Vereine mit 170 Mitgliedern der RV angeschlossen.

Von 1947 an flogen Dinslakener Brieftauben die Süd-Ost-Richtung mit den Endflügen Linz, Wien und sogar Budapest, zwischenzeitlich wurden die Reiserichtungen des öfteren gewechselt, heute fliegen die Tauben der RV wieder vom Südosten mit dem Endpunkt Welz. Die Reisevereinigung hatte mehrere Standorte im Dinslakener Stadtgebiet, bis 2001 vom BSV Hol-Drop an der Hanielstraße ein Grundstück angepachtet und dort eine Halle zur Unterstellung des Fahrzeugs und zum Einsetzen der Tauben gebaut wurde. 2006 wurde eine Fluggemeinschaft mit der RV Walsum gegründet. Jedes Jahr fand unter den beiden RVen eine Vergleichsausstellung und Siegerehrung der Fluggemeinschaft statt. Zusammen wurde 2010 ein neuer Kabinenexpress (mittlerweile der vierte) gekauft. „Dass beim Transport zu den einzelnen Auflassorten sämtliche Bestimmungen des Tierschutzgesetzes beachtet werden, ist unser oberstes Ziel“, betont der RV in einer Pressemitteilung.

Im Januar 2016 löste sich die RV Walsum auf und trat mit allen Mitgliedern der RV Dinslaken bei, der seinerseits mit den Reisevereinigungen Duisburg-Neumühl, Oberhausen-2000, Oberhausen-Zentral eine neue Fluggemeinschaft gründete. Seit 2020 gehört der RV dem Regionalverband 413 (Rhein-Ruhr-Grenzland) an. 2021 wurde eine neue Fluggemeinschaft mit den Reisevereinigungen Neumühl, Oberhausen und Wesel-Voerde gebildet. In sportlichen Wettkämpfen messen sich die Brieftauben an den Wochenenden von April bis September sowohl innerhalb der RV beziehungsweise der Fluggemeinschaft als auch im Regionalverband 413, dem zurzeit 15 Reisevereinigungen angeschlossen sind. Die RV Dinslaken zählt heute 15 Vereine mit 54 Mitgliedern, darunter ein Jugendlicher. Insgesamt kommt man aktuell auf 25 reisende Schläge.

(fbl)
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