Dinslaken Betuwe: Die Skepsis ist groß

Dinslaken · 18 Jahre Kampf um den Betuwe-Ausbau machen vorsichtig. Die Region reagiert skeptisch auf die Ankündigung von Bund und Bahn, das dritte Gleis und Lärmschutz zu bauen und die 1,4 Milliarden Euro für das Projekt sicherzustellen.

"Das dritte Gleis kommt" — Diese Nachricht klingt für die, die beim Betuwe-Projektbeirat in Düsseldorf nicht mit am Tisch gesessen haben, "unglaublich". Nach über 18 Jahren, de facto ergebnislosem Kampf um sozialverträglichen Ausbau der Bahn-Strecke zwischen Emmerich und Oberhausen reagieren die Anrainer mit einer gehörigen Portion Skepsis auf die Finanzierungszusage von Bahn und Bund.

"Dass das dritte Gleis kommt, hab' ich schon sieben Mal gehört", sagte gestern Gert Bork, Sprecher der Weseler Bürgerinitiative "Betuwe — So nicht!" Heinz Mülleneisen von der Dinslakener Bürgerinitiative ist zuversichtlicher. "Ich glaube, das kommt so, wie angekündigt." Nun müsse zügig das Planfeststellungsverfahren in Gang gesetzt werden, damit die Bahn Baurecht beantragen könne. "Die Bürger in Dinslaken warten sehnsüchtig darauf."

Lärmschutz bleibt das Problem

Holger Schlierf, Bürgermeister von Hamminkeln, der als Sprecher der Anrainer-Kommunen an der Sitzung teilgenommen hat, kann die Skepsis gut verstehen. "Schließlich ist der Beirat kein Entscheidungsgremium. Aber eine derart konkrete Zusage habe ich von Bund und Bahn bisher noch nicht gehört." Zuletzt seien alle davon ausgegangen, dass in den nächsten zehn Jahren die lärmende Zug-Karawane ohne drittes Gleis rollt. "Das sieht nun wieder anders aus." Seine Freude halte sich dennoch in Grenzen. "Es bleibt das Problem mit meterhohen Lärmschutzmauern, die die Dörfer teilen."

Die Bahn scheint nun am schnellen Fortschritt im Planverfahren interessiert, das schon jetzt erhebliche Verspätung hat. Die Kommunen stehen unter Zugzwang. Zwar wurde die Übernahme ihrer Millionen-Anteile zur Beseitigung der Bahnübergänge auch vom Bund noch mal bekräftigt. Aber ihnen wird die Pistole auf die schmale Brust gesetzt. Voraussetzung für Geld ist "Konsens" — im kompletten Planfeststellungsverfahren für Ausbau und Blockverdichtung. Wer ausschert, zahlt oder steht vor der Schranke. Ende 2012 soll Baurecht da sein — angesichts des bisherigen Bummelzugtempos klingt das nach halsbrecherischer Beschleunigung. Innovativer Lärmschutz, so genannte Schienenstegdämpfer, die den Lärm an der Quelle bekämpfen, sollen schon dieses Jahr auf dicht besiedelten Abschnitten eingebaut werden und vier Dezibel schlucken. Das könnte, so Experten, die fünf Meter hoch geplanten Lämschutzwände um bis zu zwei Meter absenken.

Auch Waggons sollen leiser werden. Bund und Bahn denken an eine nach Krach gestaffelte Maut, um Anreiz zu schaffen, in den Fuhrpark zu investieren: Laute Züge sollen deutlich teurer rollen als leise.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort