Asylbewerber in Dinslaken Bett im Zelt und Dixiklo vorm Eingang

Dinslaken · Auf dem Sportplatz in Walsum stehen bereits die ersten Zelte für die Asylbewerber, die die Stadt aufnehmen muss. Auf der Aschefläche breiten sich riesige Wasserpfützen aus. Viele Bürger halten die Zustände dort für unzumutbar.

 Bei Regenwetter verwandelt sich der "Zeltplatz" in Walsum ganz schnell in eine rötliche Schlammwüste.

Bei Regenwetter verwandelt sich der "Zeltplatz" in Walsum ganz schnell in eine rötliche Schlammwüste.

Foto: Christoph Reichwein

In Duisburg mehrt sich der Protest der Bürger gegen das Vorhaben der Stadt, auf einem Gelände an der Römerstraße in Walsum eine Zeltstadt für Asylbewerber zu errichten. Dass sich angeblich zeitnah keine andere, menschenwürdige Bleibe für diese Kriegsflüchtlinge finden lässt, stößt auf allgemeines Unverständnis. Immer wieder wird angemerkt, dass im Stadtgebiet etliche Schulgebäude leer stehen, die genutzt werden könnten und dass der Wohnungsleerstand in der Stadt hoch sei. Besonders spürbar ist die Empörung in Walsum, und zwar nicht darüber, dass Asylbewerber dort hinziehen werden, sondern dass sie in Zelten leben müssen.

 Yvonne Neumann aus Walsum sieht Zelte nicht als gute Lösung für die Asylbewerber an.

Yvonne Neumann aus Walsum sieht Zelte nicht als gute Lösung für die Asylbewerber an.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Auf dem etwa 6000 Quadratmeter großen ehemaligen Fußballplatz der Sportfreunde Walsum 09 sind die ersten Zelte bereits aufgebaut - bislang noch ohne Boden. Das Gelände ist eingezäunt und wird rund um die Uhr von Mitbearbeitern von octeo, dem Dienstleistungsunternehmen des Duisburger Versorgungs- und Verkehrskonzerns (DVV), bewacht. Der Zutritt für Fremde ist verboten. Bis zum Winter sollen neue, witterungsbeständige Asylunterkünfte bezugsfertig sein. Da in der Eile für die Zeltstadt keine Leitungen verlegt werden können, wird das Camp zunächst Dixiklos und Duschcontainer bekommen.

Yvonne Neumann (36) aus Walsum ist von dem Camp wenig begeistert: "Ich wäre froh, wenn ich irgendwohin flüchten könnte, wenn mein Leben bedroht wäre. Aber sind Zelte eine Alternative? Es ist doch jetzt schon nass und kalt." Werner Bischoff (51), Vereinsmitglied der SF Walsum 09, hat seine eigene Meinung: "Von der Zeltstadt auf dem ehemaligen Fußballfeld, selbst als vorübergehende Lösung, halte ich nicht viel. Das Wasser wird auf dem eingeebneten Ascheplatz nicht ablaufen können und stehen bleiben. Probleme sind programmiert. Es muss doch andere Möglichkeiten geben, die Menschen unterzubringen." Sein Nachbar Peter Portner pflichtet ihm bei: "Die Zelte sind ein Armutszeugnis für die Stadt."

Und Salvator D., Besitzer der Eisdiele "Bella Italia" an der Ecke Römerstraße/Königstraße gibt zu bedenken: "Da kommen Frauen und Kinder, die ihre Heimat verlassen müssen, weil sie alles verloren haben. Nur das nackte Leben bringen sie mit. Findet sich denn nicht irgendwo in Duisburg eine Bleibe mit festen Wänden? Wir können dagegen nichts unternehmen. Die Stadt macht, was sie will." Frank Marsula (53) findet es offenbar geradezu entwürdigend, wie mit den Kriegsflüchtlingen umgegangen wird: "Wir sind einer der reichsten Industriestaaten. Wir sind verpflichtet, zu helfen."

Protest üben aber nicht nur einzelne Bürger aus Walsum, sondern mittlerweile melden sich euch Vereine und Institutionen zu Wort, die die Zeltstadt sehr kritisch sehen. In einem offenen Brief an Oberbürgermeister Link meldeten sich gestern die Vorsitzende des Kolping Bezirksverbandes Duisburg-Nord, Christa Angenendt, und ihre Vorstandskollegen H.G.Bartmann und Präses Werner Müller zu Wort: "Ein Zeltdorf für Asylbewerber kann doch wohl für den Oberbürgermeister und die Verwaltung einer deutschen Großstadt nicht der Weisheit letzter Schluss sein. ... Wir als christlicher Verband können diesen Umgang mit durch Krieg und Terror aus ihrer Heimat Vertriebenen nicht nachvollziehen." Weiter fordern sie Oberbürgermeister Link auf, "...alles Erdenkliche zu tun, den Menschen, die nicht unbedingt freiwillig in unsere Stadt kommen, zu zeigen, dass Duisburg mehr zu bieten hat als einen Zeltplatz."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort