Viele Bürger finden Bäume einfach wichtig, viele sind aber auch misstrauisch Pöbeleien gegen Baumfäller

Dinslaken · Baum-Fällungen können für städtische Mitarbeiter ziemlich unangenehm werden: Regelmäßig werden sie bei der Arbeit beschimpft, erzählen Beschäftigte des Din-Service. Viele Menschen glaubten, die Stadt sei aufs Geld aus.

 Jan Pollmann (l.) und Patrick Reinhold auf dem Areal des Bärenkamp-Spielplatzes. Ein Stumpf und morsches Holz sind von einer  Buche geblieben.

Jan Pollmann (l.) und Patrick Reinhold auf dem Areal des Bärenkamp-Spielplatzes. Ein Stumpf und morsches Holz sind von einer  Buche geblieben.

Foto: Zehrfeld

Wenn Patrick Reinhold und Jan Pollmann die Säge ansetzen, dann machen sie sich unbeliebt. Zunehmend häufig erleben die beiden Baumpfleger und ihre Kollegen beim Din-Service der Stadt Dinslaken, dass sie bei der Arbeit beschimpft und angepöbelt werden – vor allem, wenn sie Bäume fällen, an denen Menschen etwas liegt.

„Man wird einfach dumm angemacht, aus dem Auto raus, im Vorbeifahren“, erzählt Jan Pollmann. Er findet das besonders ärgerlich, „weil man keine Chance hat, das klarzustellen“. Was er da so zu hören bekommt: „Wir hätten sie doch nicht alle, und wir sind bescheuert“, erzählt er. Der Baumkontrolleur habe keine Ahnung. Die Bäume seien gesund. Die Stadt wolle mit dem Holz „nur ne gute Mark machen“.

„Das hat in letzter Zeit schon zugenommen“, bestätigt sein Kollege Patrick Reinhold: „Es ist mehr geworden, dass man angepöbelt wird.“ Er kann das Misstrauen, das seinen Kollegen und ihm entgegenschlägt, nicht nachvollziehen. Vor allem dann nicht, wenn es darum geht, zu beurteilen, ob ein Baum nun gesund ist oder nicht. „Wir haben das gelernt. Wir sind geschult. Wir bilden uns regelmäßig weiter. Aber man kann sagen, was man will – die Leute sind da festgefahren“, klagt er.

     So sah der große Baum auf dem Spielplatz-Gelände aus, nachdem die Holzfäller ihre Arbeit getan hatten. Der Stamm war innerlich stark beschädigt.

So sah der große Baum auf dem Spielplatz-Gelände aus, nachdem die Holzfäller ihre Arbeit getan hatten. Der Stamm war innerlich stark beschädigt.

Foto: Stadt Dinslaken

„Wir haben selber kein Interesse daran, Bäume zu fällen“, beteuert er. „Wir haben genug anderes zu tun. So eine Fällung hält auf, das ist für uns ein Haufen Arbeit. Aber wir haben nun mal eine Verkehrssicherungspflicht.“ Die Stadt muss dafür sorgen, dass von ihren Bäumen keine Gefahr für Fußgänger oder Straßenverkehr ausgeht. „Was wir machen, ist wichtig“, betont Reinhold in appellierendem Tonfall.

Mitunter seien Kritiker selbst dann nicht zu überzeugen, dass eine Fällung nötig sei, wenn Schäden an der Substanz des Baumes schon von außen erkennbar seien. So war es zum Beispiel bei einer großen Buche auf dem Spielplatz Bärenkamp, der umgebaut werden soll. Der Stamm war ganz ausgehöhlt, „da konnte man so von außen reingreifen“, erzählt Reinhold. Trotzdem hätten Passanten nicht geglaubt, dass die Pflanze nicht zu retten sei. Umso schwieriger sei es in weniger klaren Fällen: „Man hat auch schon mal Bäume, da ist es nicht so offensichtlich, und die sind trotzdem hoch gefährdet.“

Nicht immer gehe es verärgerten Passanten aber um die Natur. Manche seien auch einfach genervt, weil die Baustelle den Durchgang versperrt, und schimpften: „Wir sollen arbeiten und nicht im Weg stehen mit dem Fahrzeug. Und das, wenn wir doch da gerade arbeiten“, erzählt Jan Pollmann. Bisweilen würden auch Absperrungen umgeworfen, Warn-Baken weggeschoben, Flatterband werde beiseite geräumt, und auf einmal liefen Passanten im Gefahrenbereich herum.

Pollmann und Reinhold vom Din-Service erleben immer wieder, dass Menschen überzeugt sind, die Kommune verkaufe das Holz. Tatsächlich aber habe die Stadt keinerlei finanzielle Interessen am Fällen von Bäumen, versichert Stadt-Sprecher Marcel Sturm. Es gebe zwar ein geringes Entgelt für das Holz, das die Stadt erst lagert und später durch Unternehmen entsorgen lässt. Verdienen könne sie daran aber überhaupt nichts, im Gegenteil: Die Arbeiten drum herum und die Ersatzpflanzung, die immer zu leisten ist, seien um ein Vielfaches teurer.

„Uns ist wichtig, dass wir es möglichst kostengünstig wegkriegen“, erklärt Stadt-Sprecher Marcel Sturm. Das sei bei sämtlichem Holz so, das für die Stadt anfällt. Baumfällungen gibt es auch für Baumaßnahmen, derzeit etwa an Augustastraße oder Hagenstraße. Solche größeren Aktionen werden häufig an Unternehmen vergeben. Diese behalten dann das anfallende Holz, es geht also nicht an die Stadt.

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