Dinslaken Autotest mit Geigerzähler

Dinslaken · Sind japanische Neuwagen wegen des Atomunfalls in Fukushima verstrahlt? Um Missverständnisse und Sorgen auszuräumen, bietet die Dekra ein Prüfsiegel an. Autohändler sind ebenfalls um Aufklärung bemüht.

Fukushima 1 - das zerstörte Atomkraftwerk
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dinslaken/voerde Unverzüglicher Service, das bedeutet für den Autohaus-Chef Markus Grans auch: Als er nach dem Reaktorunfall in Fukushima am 11. März witterte, dass die deutschen Kunden jetzt Berührungsängste entwickeln könnten vor womöglich verstrahlten japanischen Neuwagen, hielt er sofort Ausschau nach einem Geigerzähler. Fündig wurde er im Internet-Auktionshaus ebay. "Da bekommt man solche Geräte für etwa 100 Euro", erzählt Grans. Kommen Kunden mit Bedenken, ist er also gerüstet, kann vor ihren Augen den Beweis führen, dass alles in Ordnung ist. Benutzen brauchte er den Geigerzähler bisher allerdings noch nicht, den Kunden in den beiden Grans-Autohäusern in Voerde und Dinslaken reichen die Erläuterungen, warum die Neuwagen nicht verstrahlt sein können. Ähnliche Reaktionen sind auch von anderen Händlern, die japanische Fabrikate vertreiben, zu hören.

Schlechtere Verkaufszahlen

Es gibt aber durchaus auch Autohändler, die über eine mit dem Atomunfall verbundene Kaufzurückhaltung klagen. Darauf hat die Duisburger Niederlassung der Prüfgesellschaft Dekra, die auch für Dinslaken und Voerde zuständig ist, mit einem neuen Service reagiert. Sie setzt den Geigerzähler ihres Strahlenschutz-Messfahrzeugs ein, um auf Nachfrage die japanischen Neuwagen von Autohäusern auf überhöhte Strahlung hin zu untersuchen. Im Fall der Unbedenklichkeit wird ein Prüfsiegel aufgeklebt, um die Kunden zu beruhigen. So frisch ist dieser Service, dass das Dekra-Personal laut Niederlassungsleiter Dr. Thorsten Schlacht am kommenden Dienst geschult wird, am Mittwoch werden die ersten japanischen Pkw überprüft.

Autohändler Markus Grans schildert seine bisherigen Erfahrungen: "Anfangs, direkt nach der Katastrophe in Fukushima, hatten wir viele Anfragen wegen einer Strahlenbelastung unserer Neuwagen. Das hat inzwischen aber stark nachgelassen." Seine Antwort: Erstens seien die Fahrzeuge, die bereits bestellt sind oder im Autohaus stehen, weit vor dem Erdbeben vom 11. März produziert worden. Zweitens befinde sich die Produktionsstätte von Mitsubishi rund 1000 Kilometer von Fukushima entfernt.

Produktion in Europa

Auf die Produktionsstätten in Japan kommt auch Vertriebsleiter Michael Schneider vom Toyota-Händler Lackas zu sprechen, wenn besorgte Kunden ihn auf eine mögliche Strahlenbelastung der Neuwagen ansprechen. "Für den europäischen Markt fertigt Toyota überwiegend in der Türkei, in Frankreich und England. Die Kunden brauchen sich also keine Gedanken machen", sagte Schneider. Bislang hätten nur vereinzelte Kunden nachgehakt, durch entsprechende Erläuterungen haben man sie bei Lackas schnell beruhigen können. Eine Kooperation mit der Dekra hält er für seinen Betrieb daher nicht für sinnvoll.

Vergleichbare Situation bei Honda Schmitz: Auch dieser japanische Hersteller fertigt laut Peter Ott, Leiter der Dinslakener Autohaus-Filiale, für den europäischen Markt fast ausschließlich in Europa. Darüber hinaus hält er die Strahlenschutzkontrollen in Japan und durch den deutschen Zoll für zuverlässig. Bislang habe niemand aus Furcht vor einer Strahlenbelastung von einem Kauf Abstand genommen.

Die Autohäuser Hohenfeld (Mazda) und Schmatloch (Nissan) in Dinslaken machten gestern keine Angaben.

(RP)
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