Dinslaken Auflagen bedrohen Karneval

Dinslaken · Gerade noch bei Angela Merkel, gestern in Dinslaken: Der Präsident der "Närrischen Europäischen Gemeinschaft", Volker Wagner, besuchte die Sonderausstellung "Karneval in Dinslaken" im Voswinckelshof.

 Der stellvertretende Bürgermeister Thomas Groß (links) begrüßt Volker Wagner im Voswinckelshof. Mit dabei waren noch (v.l.) Heinz Wansing, Dr. Peter Theißen, Anja Kebaier, Karl Heinz Nehsen, Egon van Lierop und Jürgen Weber.

Der stellvertretende Bürgermeister Thomas Groß (links) begrüßt Volker Wagner im Voswinckelshof. Mit dabei waren noch (v.l.) Heinz Wansing, Dr. Peter Theißen, Anja Kebaier, Karl Heinz Nehsen, Egon van Lierop und Jürgen Weber.

Foto: barth

Egon van Lierop ist ein hartnäckiger Mensch, der für den Karneval lebt. Um den Präsidenten der "Närrischen Europäischen Gemeinschaft, Zentralbüro für fastnachtliches Brauchtum" (NEG), Volker Wagner, nach Dinslaken zu locken, ließ van Lierop im vergangenen halben Jahr nichts unversucht — bis es jetzt endlich klappte. In der vergangenen Woche war Wagner noch bei Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin zu Besuch, gestern folgte er der Einladung des Präsidenten des Festkomitees Dinslakener Karneval und schaute sich die Sonderausstellung im Voswinckelshof an.

Nichts für Feiglinge

Bevor es aber in die Ausstellung ging, hielt der Präsident der NEG selbst einen Vortrag. Er appellierte an den Zusammenhalt der Karnevalsvereine innerhalb einer Stadt, indem er meinte: "Die Zeit, um aus ideologischen Gründen gegenseitig aufeinander einzuprügeln, ist vorbei. Die Kooperation tut den Vereinen gut, weil sie um die gleiche Masse Volk kämpfen."

Am wichtigsten ist für Wagner aber, dass der Karneval nicht seine alten Bräuche verliert. "Innovation ist wichtig, darf aber nicht die Tradition überdecken. Traditionspflege ist nichts für Feiglinge, aber der Karneval lebt von Tradition", sagte der Ehrengast. Für ihn muss der Karneval regional so bleiben, wie er schon immer war: "Der Karneval ist nur einmalig, wenn man ihn auch einmalig lässt. Im Rheinland hat er mit Gesangs- und Tanzgruppen, Rednern und Traditionschören viele Facetten, die die Leute hier haben wollen. Man kann den Menschen auch einmal etwas anderes wie eine Jux-Kapelle aus Holland zeigen, aber nur als einmaligen Extrapunkt. Wir sollten den Karneval reinrassig lassen und es bei einem Volksfest belassen, und wollen keine europäische Mischform kriegen." Die NEG sei als Gemeinschaft von Dachverbänden aber wichtig, "weil sich nur so etwas bewegen lässt".

Kritik übte Wagner an der Politik. Nach dem Unglück bei der Loveparade in Duisburg seien die Auflagen für Umzüge derartig gestiegen, dass die Karnevalsvereine bei den Planungen vor großen Problemen stehen. Anstatt die Ursachenforschung und die Bestrafung der Schuldigen an die erste Stelle zu setzen, würden vielmehr den kleinen Veranstaltern härtere Auflagen auferlegt. Wagner bezeichnet dies als publikumswirksamer und als eine grobe Verfehlung. Er wünscht sich für die Zukunft in dieser Hinsicht mehr Rückhalt aus der Politik, zumal die sich nirgendwo lieber als auf den Karnevalsbühnen präsentieren würde: "Wir wollen keinen rechtsfreien Raum, aber sie sollen uns auch nicht im Stich lassen."

(gaa)
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