Serie Ehrenamtliche Im Friedensdorf Auch mit 80 Jahren für die Kinder da

Dinslaken · Der Arzt Dr. Lothar Biskup ist regelmäßig in der Hilfseinrichtung und betreut dort die kleinen Patienten, von denen etliche in ihrem jungen Leben schon kaum vorstellbare Schmerzen ertragen haben.

 Dr. Lothar Biskup untersucht einen der kleinen Schützlinge des Friedensdorfes. Der Mediziner ist regelmäßig in der Einrichtung.

Dr. Lothar Biskup untersucht einen der kleinen Schützlinge des Friedensdorfes. Der Mediziner ist regelmäßig in der Einrichtung.

Foto: Martin Büttner

DINSLAKEN "Hallo, Herr Doktor", schallt es Lothar Biskup entgegen. Schon von weitem grüßen ihn die Kinder des Friedensdorfes, wenn sie den Mediziner sehen. Seit etwa fünf Jahren engagiert der Kinderarzt im Ruhestand sich ehrenamtlich in der Hilfseinrichtung, die ihr 50-jähriges Bestehen begeht. Regelmäßig einmal in der Woche ist derheute 80-Jährige für zwei bis drei Stunden vor Ort, gemeinsam mit zwei weiteren Kollegen ist er für die kinderärztliche Betreuung zuständig. Sein Rat als Mediziner ist auch gefragt, wenn es darum geht, anhand von Krankenunterlagen aus den Herkunftsländern der kleinen Patienten eine fundierte Einschätzung abzugeben, ob ein krankes oder verletztes Kind aus einem der Kriegs- oder Krisengebiete zur Behandlung nach Deutschland gebracht werden soll. "Vieles ist möglich, aber Wunder können wir nicht bewirken", sagt Dr. Biskup.

Lange überlegen, ob er sich im Friedensdorf einbringen wolle, musste Dr. Lothar Biskup nicht. "Es kam überraschend und ging dann schnell", erinnert sich der Mediziner. Eine Dinslakener Ärztin hatte ihn gefragt, er sagte zu. Die Hilfseinrichtung kannte er bereits seit vielen Jahren aus seiner früheren Zeit als Leiter der Kinderklinik des Lukaskrankenhauses in Neuss. Schon damals wurden dort Jungen und Mädchen aus dem Friedensdorf behandelt. Dr. Biskup engagiert sich gerne für die Kinder des Friedensdorfes, denn er weiß, dass er dort gebraucht wird.

"Alle deutschen Kinder schreien, wenn man als Arzt eine Spritze in die Hand nimmt", berichtet der Mediziner aus seiner langjährigen Erfahrung. Bei den Jungen und Mädchen im Friedensdorf sei das anders, sie würden auch dann ruhig und geduldig bleiben, wenn sie eine Spitze bekommen. "Was diese Kinder schon vorher mitgemacht und an Schmerzen ertragen haben, ist für uns oftmals kaum vorstellbar", sagt Dr. Biskup. Ihm wurden im Friedensdorf Kinder mit so großflächigen Verbrennungen und Narben vorgestellt, dass er selbst manchmal verwundert war, dass die kleinen Patienten, die in ihren Heimatländern aus entlegenen Gegenden stammen, das dort überlebt haben. "Viele der Kinder haben solch schlimme Torturen hinter sich, dass sie nun gelassen und entspannt wirken", so der Mediziner. Wenn sie eine Spritze erhalten, verziehen sie kaum das Gesicht und freuen sich, wenn die Prozedur vorüber ist.

Immer wieder halten sich im Friedensdorf Kinder auf, die unter Verätzungen der Speiseröhre leiden. Dr. Biskup hat bereits in seiner aktiven Zeit als Klinikleiter mit diesen tragischen Fällen zu tun gehabt. Die Geschichten dieser Jungen und Mädchen ähneln sich. Der Vater führt zumeist eine kleine Auto- oder Fahrradwerkstatt. Alles, was dort irgendwie verwendet werden kann, wird verwahrt. Trinkflaschen werden dort oftmals zur Aufbewahrung von Natronlauge, Essig- oder Batteriesäure genutzt. Immer wieder kommt es leider vor, dass ein durstiges Kind aus einer solchen Flasche trinkt und sich so schlimmste Verätzungen zuzieht. Viele seltene und komplizierte Krankheiten hat Dr. Biskup schon bei Kindern im Friedensdorf gesehen. Angeborene Missbildungen sind keine Seltenheit, um den Betroffenen helfen zu können, sind manchmal 20 Operationen notwendig.

Ein Kind im Friendsdorf leidet unter der seltenen Glasknochenkrankheit. Es ist in überdurchschnittlich hohem Maße von Knochenbrüchen betroffen. Auch diesem Kind konnte in Deutschland geholfen werden. Dr. Biskup ist zuversichtlich, dass es aus dem Friedensdorf "gehend nach Hause entlassen werden kann". Für so manchen Mitarbeiter oder Ehrenamtlichen im Friedensdorf kommt dies einem kleinen Wunder gleich.

(RP)
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